Formel-1-Autos auf der Rennstrecke
AP/Rebecca Blackwell
Formel 1

Neuer Boom sorgt auch für Unfrieden

Der Boom der Formel 1 lockt immer mehr Autokonzerne zurück in die Rennserie und löst heftige Verteilungskämpfe um Milliarden aus. Die kurz vor dem Monaco-GP angekündigte Rückkehr von Honda als Motorenlieferant für Aston Martin ab 2026 ist ein weiteres Zeichen für die neue Attraktivität der Königsklasse. Dass der Weltverband FIA bald mindestens einem neuen Rennstall die Tür zum Fahrerlager öffnen will, stößt auf großen Widerstand.

Wie so oft geht es dabei vor allem ums Geld. „Wenn es die Einkünfte der anderen zehn (Teams, Anm.) vermindert, dann wäre es ja, als würden Truthähne für Weihnachten stimmen“, erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner zur Frage nach seinem Votum. Heißt: Wenn die bestehenden Teams auf einen Teil der wachsenden Einnahmen verzichten sollen, wollen sie dafür entschädigt werden.

Der stärkste unter den bisher bekannten Bewerbern dürfte der US-Amerikaner Michael Andretti mit dem Projekt der General-Motors-Tochter Cadillac sein. Angekündigt hat sich zudem ein aus der Golfregion alimentiertes Team mit dem Namen Formula Equal, das je zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehen soll. Auch in Asien soll es mindestens einen Interessenten für den Neueinstieg in die Formel 1 geben. Mitte Mai lief die Bewerbungsfrist für die Zeit ab 2025 bei der FIA ab, bis Ende Juni soll es eine Entscheidung geben.

Expansion als großes Thema

Schon sicher ist, dass Audi im Jahr 2026 mit einem eigenen Team starten wird. Dafür übernimmt der Autobauer aber den Sauber-Rennstall, der jetzt als Alfa Romeo in der Formel 1 unterwegs ist. Auch das Engagement von Ford als künftigem Technikpartner von Red Bull von 2026 an und Hondas Comeback bringen zwar mehr Schwergewichte aus der Autobranche in die Rennserie, rütteln jedoch nicht an der aktuellen Ordnung mit zehn Teams.

Formel-1-Auto von Audi
APA/AFP/John Thys
Ab 2026 wird Audi Teil der Formel 1 sein

Laut Grundlagenvertrag zwischen der Formel 1 und der FIA ist Platz für bis zu zwölf Rennställe. Weltverbandschef Mohammed bin Sulajem forcierte zuletzt die Expansion des Starterfelds und stellte sich vor allem hinter die Andretti-Bewerbung. General Motors sei „nicht irgendjemand, der ein Abenteuer in der Formel 1 haben will. Wir müssen so etwas fördern“, sagte der FIA-Präsident.

Neueinsteiger sollen für Mehrwert sorgen

Formel-1-Chef Stefano Domenicali tritt auf die Bremse. Bei Abschluss des aktuellen Grundlagenvertrags habe „niemand erwartet, dass der Wert dieses Sports so stark steigen würde“, sagte der Italiener. Die damals vereinbarten 200 Millionen Dollar als Eintrittsgebühr für jedes neue Team sehen die aktuellen Bosse inzwischen als Schnäppchen. Die Schutzzahlung würde unter den zehn Rennställen verteilt werden und soll ihre Einbußen auffangen, wenn die Vermarktungseinnahmen künftig unter mehr Teilnehmern aufgeteilt würden.

1,2 Milliarden Dollar schüttete Formel-1-Besitzer Liberty Media zuletzt an die Teams aus, Tendenz deutlich steigend. Die US-Eigentümer haben die Umsätze und den Wert der Serie und ihrer Teams kräftig in die Höhe getrieben. Mit einem kleineren Stück vom Kuchen will sich niemand abfinden. „Es wäre vorteilhaft für uns alle, wenn jeder Neueinsteiger wirklich etwas Neues zur Show beitragen könnte, unser Publikum erweitern oder für die Investition vieler Marketing-Dollars sorgen würde“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

„Wo sollen die Motorhomes hin?“

Auch sein Haas-Kollege Günther Steiner sorgt sich um die Kassenlage. „Finanziell sind alle stabil. Warum sollten wir das Boot zum Schaukeln bringen, wenn nicht mehr für uns drin ist“, sagte der Südtiroler. Man könne keine Träumer gebrauchen, warnte McLaren-Chef Zak Brown.

Die erste Entscheidung über Neuzulassungen aber liegt beim Weltverband. Red-Bull-Manager Horner fährt daher noch ein ganz praktisches Argument auf: Auf Rennstrecken wie Monaco und Zandvoort sei gar kein Platz für ein elftes Team. „Wo sollen die Motorhomes hin, wo wäre Raum für die Laster? Es wäre einfach eine sehr schwierige Sache, das alles unterzubringen, so wie sich der Sport entwickelt hat“, sagte der Chef von Weltmeister Max Verstappen. Beim Klassiker in Monte Carlo könnten die Streitparteien schon an diesem Wochenende nachmessen.