Miks Inrasis (LAT) im Zweikampf mit Justin Barron (CAN)
IMAGO/Vitalii Kliuiev
Eishockey-WM

Außenseiter hoffen auf Coup im Halbfinale

Zwei europäische Außenseiter fordern bei der Eishockey-WM im Kampf um den Finaleinzug die zwei nordamerikanischen Topnationen heraus. Das Sensationsteam Lettland stellt sich am Samstag (13.30 Uhr) Rekordweltmeister Kanada entgegen. Im zweiten Halbfinale (17.20 Uhr, jeweils im Livestream) kämpfen das bisher noch ungeschlagene US-Team und Deutschland um ihr erstes WM-Finale seit Jahrzehnten.

Lettland hat mit Heimvorteil in Riga erstmals überhaupt das WM-Halbfinale erreicht. „Es ist unglaublich. Das ist eines der besten Erlebnisse, die ich im Eishockey oder im Leben erfahren durfte“, meinte Verteidiger Karlis Cukste nach dem Sensationssieg am Donnerstag im Viertelfinale gegen Schweden (3:1), bei dem Torhüter Arturs Silovs mit 40 parierten Schüssen herausragte.

„Seit Jahren glauben wir daran, dass wir so etwas schaffen können, haben es aber immer wieder knapp verpasst. Wir nehmen das nun Schritt für Schritt und schauen, was passiert“, erklärte Kapitän Kaspars Daugavins. Für die Balten, die ihre Gruppenspiele in ihrer Hauptstadt Riga ausgetragen haben, geht es nun ohne Heimvorteil weiter. In Tampere, wo das Finalwochenende stattfindet, wartet zum zweiten Mal bei diesem Turnier Kanada, das die Vorherrschaft von Titelverteidiger Finnland mit einem 4:1 beendete.

Die fast nur mit gestandenen NHL-Spielern angereisten Kanadier haben das erste Duell mit 6:0 klar für sich entschieden, sind aber gewarnt. „Wir müssen genauso spielen wie in den vergangenen zwei Partien. Wir haben defensiv gut gespielt und müssen das beibehalten“, erklärte Stürmer Sammy Blais. Zwei Siege fehlen den Kanadiern auf ihren 28. Titel.

US-Team möchte Durststrecke beenden

Im zweiten Halbfinale geht es für beide Mannschaften um einen historischen Finaleinzug. Deutschland peilt die erste WM-Medaille seit 70 Jahren an, das US-Team wartet seit 1960, als das Olympiaturnier auch als Weltmeisterschaft gewertet wurde und die Gastgeber mit dem „Miracle on Ice“ überraschten, auf WM-Gold. In einem Endspiel stand ein US-Team seit der Austragung eines eigenen WM-Turniers noch nie.

Matt Coronato (USA) erzielt ein Tor im Spiel gegen Deutschland
Reuters/Heikki Saukkomaa
In der Gruppenphase hat sich das US-Team gegen Deutschland nach 1:2-Rückstand noch mit 3:2 durchgesetzt

Die USA sind beim laufenden Turnier als einzige Mannschaft noch ohne Niederlage und haben mit einem hochverdienten 3:0 gegen Tschechien die Vorschlussrunde erreicht. „Wir haben Selbstvertrauen, aber wir wissen, wie schwer es ist, ein Turnier zu gewinnen und wie hart es ist, in die Medaillenränge zu kommen“, sagte US-Kapitän Nick Bonino. In den vergangenen zehn Jahren haben die Amerikaner viermal (2013, 2015, 2018, 2021) Bronze gewonnen.

Deutschland brilliert als Turniermannschaft

Die vorletzte Hürde zum angepeilten Gold ist für die US-Boys das deutsche Team, das mit drei Niederlagen ins Turnier gestartet war und sich mit vier Siegen – unter anderem gegen Österreich – in die K.-o.-Runde kämpfte. Nach einem 3:1 im Viertelfinale gegen die Schweiz haben die Deutschen nun zum dritten Mal nach 2010 und 2021 die Chance, die erste WM-Medaille seit Silber 1953 zu holen. „Dann wird es mal wieder Zeit“, sagte Bundestrainer Harold Kreis. Auch 2010 und 2021 hatte Deutschland im Viertelfinale den Erzrivalen aus der Schweiz besiegt und war am Ende WM-Vierter geworden.

Schweiz scheitert wieder im Viertelfinale

Der Fluch der Schweizer bei der Eishockey-WM geht weiter. Der Sieger der Gruppe B verliert am Donnerstag gegen Deutschland und scheitert damit zum vierten Mal in Folge im Viertelfinale.

„Ich bin einfach stolz. Was die Mannschaft geleistet hat, war überragend“, sagte der bisher beste deutsche WM-Spieler, NHL-Angreifer Nico Sturm. „Wir gehen mit viel Elan in die Partie und wollen diesmal was holen“, sagte Kapitän Moritz Müller vor dem neuerlichen Duell mit den USA. In der Gruppenphase haben sich die Amerikaner nach 1:2-Rückstand erst durch zwei Tore im Schlussdrittel mit 3:2 durchgesetzt. „Wir müssen so spielen wie gegen die Schweiz. Mit Herzblut, mit Leidenschaft und jeder einfach für jeden“, sagte NHL-Stürmer John-Jason Peterka vor der Revanche.