Mourinho würde in Budapest im Falle eines Erfolges mit sechs Titeln zum alleinigen Rekordtrainer im Europacup aufsteigen. Die bisherige Statistik spricht dafür, denn alle seine bisherigen fünf Endspiele im Europacup hat der Portugiese gewonnen. Mit dem FC Porto holte er 2003 die Europa League und 2004 sensationell die Champions League. Sechs Jahre später gewann er die Königsklasse mit Inter Mailand, 2017 dann wieder die Europa League mit Manchester United, ehe er 2022 mit der Roma in der Conference League triumphierte.
Noch teilt sich Mourinho den Rekord mit Italiens Altmeister Giovanni Trapattoni, der ebenfalls fünf europäische Titel geholt hat. Mourinho nahm es nach außen hin locker. Mit seiner Bilanz wollte sich der 60-Jährige nicht beschäftigen.
Historische Chance für Mourinho
Im Europa-League-Finale in Budapest zwischen dem FC Sevilla und der AS Roma Mittwochabend kann Starcoach Jose Mourinho Geschichte schreiben. Bei einem Erfolg mit Roma wäre er der Trainer mit den meisten Europacup-Titeln.
„Wenn du auf Sevilla schaust, siehst du, dass Sevilla jedes Finale gewinnt. Aber die Realität ist, dass Vergangenes keine Spiele gewinnt. Ich mag keinen Aberglauben. Es ist ein neues Finale, es ist eine neue Geschichte“, sagte Mourinho in einem UEFA-Interview.
Europa League, Finale
Mittwoch, 21.00 Uhr:
Sevilla – Roma
Budapest, Puskas Arena, SR Taylor (ENG)
Sevilla : Bono – Navas, Bade, Gudelj, Telles – Fernando, Rakitic – Ocampos, O. Torres, B. Gil – En-Nesyri
Roma: R. Patricio – Mancini, Smalling, Ibanez – Celik, Cristante, Matic, Spinazzola – Dybala, Pellegrini – Abraham
Auch dass er die Europa League als erster Trainer mit drei verschiedenen Clubs gewinnen könnte, „bedeutet mir nichts“, so Mourinho. „Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere denke ich allein an die Freude, die ich den Fans geben kann.“ Natürlich sehne er sich aber nach „großen Momenten“. Er habe eine gewisse Erfahrung in Finalspielen, räumte der Portugiese ein – wie auch die Roma. Vor einem Jahr gewannen die Gelb-Roten mit 1:0 im Endspiel gegen Feyenoord Rotterdam. Es war der erste Europacup-Titel des Traditionsclubs überhaupt.
Via Salzburg ins Finale
Heuer eliminierten die Römer als Zweiter ihrer Gruppe im Play-off den aus der Champions League umgestiegenen FC Salzburg. Dem 0:1 in Wals-Siezenheim folgte ein 2:0 in Rom. Salzburg-Trainer Matthias Jaissle schwärmte schon damals über das „Bollwerk“ der Italiener. Das sollte kaum noch fallen. Über Real Sociedad und Feyenoord Rotterdam kämpften sich die „Giallorossi“ ins Halbfinale, in dem man sich zum 1:0-Gesamtscore gegen Bayer Leverkusen mauerte.
Der Heimsieg gegen den Bundesligisten war jedoch das einzige Erfolgserlebnis in den jüngsten neun Pflichtspielen. Die Qualifikation für die Champions League ist nur noch über einen Sieg in Budapest möglich. Das gilt aber auch für den Gegner. Denn das Finale des zweithöchsten europäischen Bewerbes ist das Duell zweier Teams, die in ihren Ligen eine durchwachsene Saison erlebt haben. Mit Roma trifft der Sechste der italienischen Serie A auf den Elften der spanischen Liga Sevilla.
„Niemand erinnert sich an den Finalisten“
Sevilla kam über PSV Eindhoven und Fenerbahce Istanbul ins Viertelfinale, wo Manchester United nach einem 3:0 zu Hause überwunden wurde. Im Halbfinale fiel gegen Juventus Turin in der Verlängerung des Retourspiels die Entscheidung. Mourinhos Serie setzt Sevilla eine eigene entgegen. Bei insgesamt sechs Finalteilnahmen im UEFA-Cup bzw. der Europa League (2006, 2007, 2014, 2015, 2016, 2020) blieben die Andalusier immer siegreich. Für Sevilla könnte Titel Nummer sieben eine Saison, in der man zwischenzeitlich in Abstiegsgefahr war, jedenfalls retten.
„Niemand erinnert sich an den Namen des Finalisten. Ein Finale sollte nicht gespielt, sondern gewonnen werden“, sagte Jose Luis Mendilibar vor der Reise nach Ungarn. Der 62-Jährige ist seit März bereits Sevillas dritter Trainer in dieser Saison. Ihm gelang es, die Mannschaft zu stabilisieren. Vor seinem Gegenüber Mourinho zeigte er großen Respekt. „Er ist einer der ganz Großen. Wenn man sich anschaut, welche Mannschaften er trainiert hat und was er alles erreicht hat. Man muss ein wenig Angst haben, er hat jedes Finale gewonnen.“
Auch Mendilibar strich die Erfahrung der Roma in einem Endspiel hervor. Bei Sevilla sind die Kapitäne Jesus Navas und Ivan Rakitic diesbezüglich die erfahrensten Akteure. Auf einen wichtigen Mann muss Sevilla verzichten. Linksverteidiger Marcos Acuna ist gesperrt. Bei der Roma scheint ein anderer argentinischer Weltmeister indes fit. Der zuletzt am Knöchel angeschlagene Paulo Dybala trainierte wieder voll mit.