ÖOC Logo auf einem Plakat
GEPA/Patrick Steiner
Olympia

Fronten im ÖOC-Streit verhärten sich weiter

Im längst öffentlich ausgetragenen Zwist um die Besetzung der Spitzenfunktionen im Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) geht es ans Eingemachte. Fünf unzufriedene Sportverbände haben am Montag gleichzeitig mit einem Pressetermin von ÖOC-Präsident Karl Stoss eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Diese ist bis spätestens 3. Juli abzuhalten, ob es dabei zu Misstrauensanträgen oder Vorschlägen über geforderte Statutenänderungen kommt, ist noch offen.

Diesbezügliche Anträge können in den nächsten Wochen eingebracht werden. Parallel dazu läuft die bis 14. Juni zu erfolgende Neuzusammenstellung des Wahlausschusses weiter, den der aktuelle Vorstand unlängst mit dem Verweis auf vorzeitig an Medien gelangte Kandidatenlisten per Mehrheitsvotum abgesetzt hatte. Besonders daran stoßen sich die aufmüpfigen Verbände (Schwimmen, Golf, Turnen, Basketball, Ringen) aktuell und wollen die Entscheidung schnellstmöglich revidiert sehen.

„Der alte Vorstand möchte bestimmen, wer drinnen sitzt im neuen Vorstand, das ist Gutsherrenmentalität“, kritisierte Schwimmpräsident Arno Pajek. Golf-Generalsekretär Robert Fiegl gab an, dass man gute Gründe habe, die Vorgehensweise nun auch öffentlich zu kritisieren. Denn das ÖOC pflege ein seltsames Demokratieverständnis, sei seit Jahren reformunwillig und lege bisweilen Gesprächsverweigerung an den Tag. Einen Kompromiss im seit 2020 schwelenden Konflikt mit der ÖOC-Führung sieht er immer weiter in die Ferne rücken. „Mit jeder Wortmeldung von Stoss in den letzten Wochen wird es schwieriger.“

Machtkampf um ÖOC droht zu eskalieren

Nachdem der Wahlausschuss für die Führung des Österreichischen Olympische Comites abgelehnt wurde, droht der Machtkampf zu eskalieren. Eine Gruppe von Sportverbänden beruft nun eine außerordentliche Hauptversammlung ein. ÖOC-Präsident Karl Stoss könnte abgelöst werden.

Konkrete Lösungsansätze für die Versammlung am 3. Juli oder gar einen Gegenkandidaten für das Präsidentenamt hatte die Gruppe am Montag aber auch nicht zu bieten. Die Materie sei rechtlich hochkompliziert, man stehe in Beratungen mit Experten, weshalb sich auch die Tagesordnungspunkte der Hauptversammlung noch nicht absehen ließen. Mit der Einberufung habe man allen Beteiligten schon einmal die Möglichkeit gegeben, sich in die Diskussion einzubringen.

Stoss mit Mehrheit bereit für Verbleib

Noch strebt der seit 2009 zweimal im Amt bestätigte Stoss seine Wiederwahl an. Pandemiebedingt gab es 2021 keine Wahl, weshalb die vierte Amtszeit von Stoss nicht vier, sondern zwei Jahre dauern würde. Der Weg dorthin verläuft nicht zuletzt aufgrund des statutengemäß zu vollziehenden Umbaus und der von allen Seiten gewünschten Verjüngung des Vorstandes ausgesprochen holprig.

Die strittige Zusammensetzung der Liste führte Ende Mai zur Absetzung des Wahlausschusses durch den jetzigen Vorstand, der ihn selbst eingesetzt hatte. Dieser Winkelzug, der die am 14. Juni geplante Neuwahl durch die Hauptversammlung auf Herbst verzögerte, stieß auf einige Verwunderung und Kritik nicht nur von den jetzt aktiv gewordenen Verbänden.

Alle Proponenten betonen immer wieder, dass ihnen vor allem das Wohl des Sports und der Athleten am Herzen liegt. So auch Stoss, der am Montag gleichzeitig angab, nicht unter allen Umständen eine weitere Amtszeit antreten zu wollen. „Dass ich an meinem Sessel kleben soll und in erster Linie Eigeninteressen vertreten soll, das können Sie mir glauben, das tue ich zuallerletzt. Wenn etwas anderes gewünscht ist, dann sehr gerne, aber wenn eine Mehrheit hinter mir steht, bin ich gerne bereit, noch zwei Jahre aktiv mitzugestalten.“

ÖOC Präsident Karl Stoss
GEPA/Michael Meindl
ÖOC-Präsident Karl Stoss sieht sich nicht als „Sesselkleber“

Strittige Postenverteilung

Im Streit über die Vorstandsbesetzung spießt es sich auch bezüglich der Nachfolge der Vizepräsidenten Peter Schröcksnadel (Skiverband) und Otto Flum (Radsportverband). Auch die Personalie Elisabeth Max-Theurer führt immer wieder zu Dissonanzen. Hinzu kommt die strittige Postenverteilung zwischen Winter- und Sommersport. Nebenrollen in der Causa nehmen auch Stoss’ langjähriger Generalsekretär Peter Mennel und der bisherige Wahlausschussvorsitzende Peter McDonald (Sportunion) ein.

Stoss signalisierte in einigen Fragen Gesprächsbereitschaft. „Meine Türen sind immer offen. Die olympische Idee steht hoffentlich für alle über Eigeninteressen, für Gespräche bin ich jederzeit bereit. Ich hätte mir schon vorgestellt, dass sie auf uns zugehen.“ Anstelle eines schlagartigen Wechsels wäre für ihn der Weg eines vernünftigen Übergangs wünschenswert, so Stoss.

Kein Interesse an Dauerkonflikt

Sechs neue und sechs bewährte Vorstände, wären ideal gewesen. Nach 14 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit nehme er sich schon das Recht heraus, mit Personen zusammenzuarbeiten zu wollen, die sein Vertrauen genießen und umgekehrt. Da er aber auch kein Interesse an Dauerkonflikten habe, könne es schon sein, dass er bei einer ausbleibenden Einigung den Hut nehme. Eine Kampfabstimmung sei nicht in seinem Interesse. „Wenn es Persönlichkeiten gibt, die es besser machen, dann gerne.“

Deutlich emotionaler wurde Stoss, als er von sich aus Gerüchte ansprach, wonach er von den ÖOC-Sponsoren Lotterien und Casino Provisionen kassiert haben soll. Das seien infame Unterstellungen, die er auf das Schärfste zurückweise. Er habe nichts zu verbergen und könne alles offenlegen, betonte der Vorarlberger und drohte mutmaßlichen Verleumdern mit Klagen.