Erling Haaland (Manchester City)
Reuters/Carl Recine
Champions League

ManCity und Inter greifen nach Krone

Am Samstag (21.00 Uhr) wird in Istanbul die Krone des europäischen Clubfußballs vergeben. Beim Showdown zwischen Manchester City und Inter Mailand will Englands Meister endlich den heiß ersehnten ersten Titel in der UEFA Champions League gewinnen, die „Nerazzurri“ könnten indes zum vierten Mal triumphieren. „Für uns ist das Finale ein Traum, für sie eine Obsession“, brachte Inter-Abwehrspieler Federico Dimarco die Ausgangslage auf den Punkt.

Klar ist, dass Josep Guardiolas Zeit als Trainer von Manchester City in der Nachbetrachtung nur komplett wäre, wenn er auch die Champions League nach England holt. „Ich werde daran gemessen, sie zu gewinnen“, weiß der 52-Jährige. Die in dieser Saison bereits errungenen Titel in der Premier League und im FA Cup sind zwar schön. Doch die Sehnsucht des Clubs, der seit dem Einstieg der Scheichs aus Abu Dhabi 2008 geschätzt rund zwei Milliarden Euro für Transfers ausgegeben hat, ist der Titel in der Königsklasse.

„Früher oder später musst du in Europa gewinnen, um das nächste Level zu erreichen“, betonte Guardiola. Die „Citizens“ stehen in seiner Ära zum zweiten Mal nach 2021 im Endspiel. Der Spanier selbst läuft seinem dritten CL-Triumph bereits zwölf Jahre hinterher, hat er sich doch beim Streben nach Perfektion mitunter auf spektakuläre Weise selbst ein Bein gestellt. Mit seinem Heimatverein FC Barcelona reüssierte er 2009 und 2011 im Finale. Doch mit Manchester und auch als Trainer des FC Bayern scheiterte er oft an besonderen Umständen, mitunter aber auch an eigenen Fehleinschätzungen.

Manchester City vs. Inter im CL-Finale

In der Fußball-Champions-League kommt es am Samstag zwischen Manchester City und Inter Mailand in Istanbul zum finalen Duell um die Krone in der europäischen Königsklasse.

ManCity glänzt mit geballter Offensivpower

Das Finale vor zwei Jahren gegen Chelsea war so ein Fall, als Guardiola nach der 0:1-Niederlage für seine Aufstellung und Taktik kritisiert wurde. „Warum hast du es wieder vermasselt, Pep?“, hinterfragte die „Daily Mail“ die Entscheidungen des Trainers, der überraschend auf die defensiven Mittelfeldspieler Fernandinho und Rodri verzichtet hatte. Eine erneute Finaldemütigung soll dieses Mal im Atatürk-Olympiastadion ausbleiben. Guardiola wäre bei einem Erfolg der sechste Trainer, der mit mehr als einem Team die Champions League gewonnen hat.

Die Favoritenrolle der Engländer ist zumindest stabil untermauert. Der Kader der Hellblauen ist qualitativ deutlich besser besetzt als jener des italienischen Traditionsclubs, Videos von den Offensivhighlights nur in dieser Spielzeit würden Stunden füllen. Aus dem Kollektiv heraus ragt Erling Haaland. Der Norweger, der sein Champions-League-Debüt für Red Bull Salzburg gegeben hatte, erzielte in dieser Saison in 52 Pflichtspielen 52 Tore. „Ich träume mein ganzes Leben davon, die Champions League zu gewinnen“, sagte der 1,94-Meter-Stürmer. Guardiola jedenfalls setzt auf Haalands Torriecher. Bei seinen Champions-League-Siegen mit Barca habe er Lionel Messi in seinen Reihen gehabt, „jetzt habe ich Haaland“, sagte der Trainer.

Champions League, Finale

Beginn 21.00 Uhr:

ManCity – Inter Mailand

Istanbul, Atatürk-Olympiastadion, SR Marciniak (POL)

Aufstellungen:

ManCity: Ederson; Ake, Dias, Akanji; Stones, Rodri; Bernardo Silva, De Bruyne, Gündogan, Grealish; Haaland

Inter: Onana; Darmian, Acerbi, Bastoni, Dumfries, Barella, Brozovic, Calhanoglu, Dimarco; Martinez, Dzeko

Inter setzt auf Defensivstärke

Inter, das sich als italienischer Vizemeister für die Champions League qualifiziert hatte, will mit Leidensfähigkeit, Teamgeist und Defensivstärke dagegenhalten. Die „Nerazzurri“, die in den jüngsten sechs CL-Spielen fünfmal ohne Gegentor blieben, möchten den Bewerb zum vierten Mal gewinnen. Der bisher letzte Sieg gelang 2010 (Marko Arnautovic fehlte im Finale im Kader) – seit damals gab es keinen italienischen Triumph mehr.

Nur noch zweimal, nämlich 2015 und 2017, erreichte danach mit Juventus Turin ein Serie-A-Vertreter überhaupt das Endspiel. „In wichtigen Spielen haben es meine Männer immer geschafft, Energien freizusetzen, von denen wir dachten, sie nicht zu haben“, sagte Inter-Coach Simone Inzaghi. „Das Schöne am Fußball ist, dass nicht immer die Favoriten gewinnen. Wir müssen da sein, um die entscheidenden Momente für uns zu entscheiden.“

„Niemand hat uns etwas geschenkt“

„Für uns war es ein Traum, aber wir haben immer an ihn geglaubt. Ich bin stolz, hier zu sein. Niemand hat uns etwas geschenkt, wir haben uns alles verdient, was wir erreicht haben. Und jetzt ist der Traum, im Finale zu stehen, in Erfüllung gegangen“, erklärte Inzaghi. Der 47-Jährige glaubt an die Chance, wenngleich der Ex-Stürmer seinen Trainerkollegen für den „besten Trainer der Welt“ hält. Den modernen Fußball habe er in zwei Epochen eingeteilt: „Vor und nach Guardiola.“

Inter-Trainer Simone Inzaghi gibt seinen Spielern im Training Anweisungen
Reuters/Claudia Greco
Inter will sich der Offensivkraft mit Leidensfähigkeit, Teamgeist und Defensivstärke entgegenstellen

Wahrlich als Endgegner baut sich City nun für Inter auf. „Guardiolas Mannschaft ist wie das finale Monster im letzten Level eines Videospiels“, sagte Inzaghi. Haaland wurde von der italienischen Abwehrreihe besonders eingehend studiert. „Wir wissen, wie stark Haaland ist. Wir haben etwas vorbereitet, um ihn im Griff zu haben“, betonte Inzaghi. „Aber die ganze Mannschaft muss daran arbeiten, seine Kreise und die des gesamten Teams einzuschränken.“

Besonders emotional wird das Finale für den türkischen Nationalspieler Hakan Calhanoglu, der bei Inter im Mittelfeld die Fäden zieht. Der 29-Jährige wuchs zwar in Mannheim auf, entschied sich jedoch, international für die Heimat seiner Eltern aufzulaufen. Im Gegensatz zu Ilkay Gündogan, dessen Eltern ebenfalls aus der Türkei stammen: Der City-Kapitän repräsentiert sein Geburtsland Deutschland.