Team mit CL-Pokal
AP/Francisco Seco
Champions League

ManCity hofft auf Beginn einer Ära

Nach dem Premierensieg von Manchester City in der UEFA Champions League will Starcoach Josep Guardiola mit den Citizens eine neue Ära in der Königsklasse prägen. „Es gibt Teams, die gewonnen haben und nach ein, zwei Saisonen verschwunden sind“, erklärte der Katalane am Samstag nach dem 1:0 im Finale gegen Inter Mailand. „Das müssen wir vermeiden. Wer mich aber kennt, weiß, dass das nicht passiert.“ Bei Inter schwankte die Stimmung zwischen Stolz und Frust.

Für eine erfolgreiche Titelverteidigung werde man aber „noch härter arbeiten“ müssen, erklärte Guardiola, für den der Triumph auch die vorläufige Vollendung einer außergewöhnlichen Karriere ist. Mit erkennbarer Ironie schickte er auch eine nicht ganz ernst gemeinte Kampfansage an Rekordsieger Real Madrid, der den wichtigsten Clubbewerb im europäischen Fußball 14-mal gewonnen hat. „Du bist nur 13 Champions-League-Siege entfernt. Sei vorsichtig, Real Madrid, denn wir sind dir auf den Fersen“, sagte der 52-Jährige. „Wenn du ein bisschen schläfst, werden wir dich einholen.“

Der erste Triumph in der Königsklasse für ManCity nach mehreren vergeblichen Anläufen sei „eine große Erleichterung für uns alle“, gab Guardiola zu. Denn dadurch höre nun die ewige Fragerei nach dem Premierensieg auf. „Dieses Finale in diesem Jahr stand in den Sternen.“ Dass der Pokal auch für ihn selbst wichtig ist, weil in den vergangenen Jahren Zweifel an seinen Qualitäten als Trainer in großen Spielen aufgekommen waren, wollte Guardiola nicht bestätigen. Er sei „unglaublich zufrieden“ und fühle sich „okay“ – viel mehr aber angeblich nicht: „Ehrlich gesagt, war ich nach dem Sieg im FA Cup gegen Manchester United aufgewühlter.“

ManCity hofft auf Beginn einer Ära

Nach dem Premierensieg von Manchester City in der Champions League will Starcoach Josep Guardiola mit den „Citizens“ eine neue Ära in der Königsklasse prägen.

Guardiola ist der erste Trainer, der mit zwei verschiedenen Clubs das Triple aus Champions League, Meisterschaft und nationalem Pokal gewinnen konnte. 2008/09 war ihm das schon mit dem FC Barcelona gelungen. In England hatte bisher nur Manchester United 1999 mit Trainer Alex Ferguson das Triple geholt. Er habe am Morgen des Endspiels eine Nachricht von Ferguson bekommen, „die mich sehr berührt hat“. Es sei für ihn „eine Ehre“, mit ihm diesbezüglich auf einer Stufe zu stehen. Guardiola gab aber zu bedenken, dass der Erfolg nicht automatisch komme. „Ich bin ein guter Trainer“, sagte er lächelnd, „aber ich bin nicht gut genug, um jede Saison das Triple zu gewinnen.“

Kevin De Bruyne, Pep Guardiola und Ilkay Gündogan
IMAGO/Moritz Müller/Moritz Mueller
Der CL-Triumph mit Manchester City ist für Guardiola die vorläufige Vollendung einer außergewöhnlichen Karriere

„Krönender Abschluss“ einer herausragenden Saison

Die britischen Medien waren sich jedenfalls einig, dass der erstmalige Triumph in der Königsklasse der „krönende Abschluss“ war. „Oft wird gesagt, dass Vereine leiden müssen, bevor sie die Champions League gewinnen, und wie City das getan hat, besonders in den Jahren unter Pep Guardiola, in denen die Dominanz im eigenen Land keine Garantie in Europas elitärstem und unberechenbarstem Wettbewerb war“, schrieb beispielsweise „The Guardian.“

Auch „The Telegraph“ erinnerte an die lange Leidenszeit der Citizens-Fans. „In zwölf Jahren waren sie bereits siebenmal englischer Meister, und nun hat das Team von Pep Guardiola den epischen Erfolg von Sir Alex Fergusons Manchester United aus dem Jahr 1999 in einer einzigen Saison wiederholt – Premier League, FA Cup und die Champions League“, schrieb das Blatt, „The Sun“ vom „historischen Triple“: „Pep Guardiolas Männer eifern Man Uniteds legendärem Team von 1999 nach und schlagen Inter Mailand.“

Für die City-Besitzer aus Abu Dhabi zahlten sich die immensen Investitionen seit ihrem Einstieg 2008 nun endlich aus, der Premierentriumph sei „eine große Erleichterung für uns alle“, gab Guardiola zu. Denn dadurch höre nun die ewige Fragerei auf. Und er bedankte sich zugleich für die Unterstützung seitens der Bosse auch in weniger guten Momenten. „Sie haben mich bei den Niederlagen in diesem Bewerb bedingungslos unterstützt“, erklärte Guardiola. „In vielen Clubs wirst du in solchen Fällen entlassen.“

Stimmungslage bei Inter im Keller

Bei Inter sah die Stimmungslage naturgemäß anders aus. Nur ganz knapp musste sich die Auswahl von Coach Simone Inzaghi geschlagen geben, kurz vor Schluss fehlten nur Zentimeter zum Ausgleich und zu einer möglichen Verlängerung. Doch Romelu Lukaku konnte eine Flanke in der 88. Minute per Kopf aus kurzer Distanz nicht im Tor unterbringen.

Der Belgier wurde hinterher in sozialen Netzwerken aufs Übelste rassistisch beleidigt. Neben etlichen menschenverachtenden Kommentaren gegen den 30 Jahre alten Leihspieler von Chelsea gab es aber auch Reaktionen zahlreicher Menschen, die diese Ausfälle verurteilten.

Einen sportlichen Vorwurf an Lukaku wollte Trainer Inzaghi nicht aussprechen – im Gegenteil: Er versuchte sein ganzes Team mental aufzubauen. Solche Finalniederlagen seien „die schlimmste Sache im Sport“, sagte er. Trotzdem könnten die Spieler stolz auf ihre Saison und das Finale sein, „sie haben großartig gespielt“. Der 47-Jährige gab sich ebenfalls überzeugt, dass Inter in naher Zukunft nochmal nach dem Sieg in der Königsklasse greifen könne: „Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie bereit ist für diesen Wettbewerb“, sagte Inzaghi.

„Leistung voller Stolz und Bedauern“

Auch die italienischen Medien hoben die Leistung von Inter hervor. „Tränen der Champions. Inter, wie ärgerlich! Inter verlässt den Platz mit Tränen, aber erhobenen Hauptes. Es gab keine ehrenhaftere Art, das Finale zu verlieren gegen eine stärkere Mannschaft, die beste der Welt, vielleicht die größte in der langen Historie der Premier League“, fasste die „Gazzetta dello Sport“ zusammen. „Corriere dello Sport“ schrieb: „Ein Tor von Rodri besiegelt die Niederlage der Mannschaft von Inzaghi, die eine Leistung voller Stolz und Bedauern zeigt. Lautaro und Lukaku vergeben im Finale große Chancen.“

Champions League, Finale

Samstag:

Manchester City – Inter Mailand 1:0 (0:0)

Istanbul, Atatürk Olympic Stadium, 75.000, SR Marciniak (POL)

Tor: Rodri (68.)

Manchester: Ederson – Akanji, Ruben Dias, Ake – Rodri – Bernardo Silva, Stones (82./Walker), Gündogan, De Bruyne (36./Foden), Grealish – Haaland

Inter: Onana – Darmian (84./D’Ambrosio), Acerbi, Bastoni (76./Gosens) – Dumfries (76. Bellanova), Barella, Brozovic, Calhanoglu (84./Mkhitaryan), Dimarco – Dzeko (57./Lukaku), Martinez

Gelbe Karten: Haaland, Ederson bzw. Lukaku, Barella, Onana, Inzaghi (Trainer)

Die Besten: Rodri, Stones, Bernardo bzw. Dimarco, Acerbi, Brozovic