David Alaba
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EM-Qualifikation

Alaba steht vor nächstem Meilenstein

David Alaba erlebt derzeit aufregende Tage. Privat durfte sich der 30-jährige Wiener über die Geburt seines zweiten Kindes freuen, sportlich erreicht Österreichs Fußballer des Jahres – unter normalen Umständen – im kommenden EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF1) mit seinem 100. Länderspiel den nächsten Meilenstein einer schon jetzt besonderen Karriere.

Alaba, der heuer beim knappen 2:1-Erfolg gegen Estland Ende März in Linz sein 99. Länderspiel absolvierte, würde mit seinem 100. Länderspiel in einen elitären Club bei den Männern aufsteigen. Marko Arnautovic ist mit 106 Partien Rekordinternationaler, Andreas Herzog spielte 103-mal für Rot-Weiß-Rot und Belgrad-Legionär Aleksandar Dragovic kam genau auf 100 Einsätze. Bei den Frauen knackten angeführt von Rekordspielerin Sarah Puntigam (133 Spiele) fünf Akteurinnen die magische Marke.

Im richtungsweisenden Doppel in der Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland bei Gruppenfavorit Belgien und am folgenden Dienstag daheim gegen Schweden wird Alaba mit großer Wahrscheinlichkeit nun als vierter Österreicher den Hunderter übertreffen. Kommt der Wiener, der am 24. Juni seinen 31. Geburtstag feiert, in beiden Parteien zum Einsatz, setzt er sich gleich an die dritte Stelle hinter Arnautovic und Herzog.

David Alaba
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Am 14. Oktober 2009 absolvierte Alaba im Stade de France sein erstes von bisher 99 Länderspielen

In Sachen Erfolgen ist Alaba sowieso die Nummer eins. Mit insgesamt drei Siegen in der Champions League, elf Meistertiteln mit Bayern München und Real Madrid und zahlreichen anderen Pokalen sowie neun Auszeichnungen zum Fußballer des Jahres ist er ein Ausnahmetalent. Dreimal wurde Alaba zudem zum österreichischen Sportler des Jahres – zuletzt 2022 – gekürt. Auch damit ist der 30-Jährige der erfolgreichste Kicker.

Von Donaustadt in die Champions League

Alabas Talent ebnete ihm schon früh den Weg in den Profifußball. Der in Wien-Donaustadt aufgewachsene Kicker absolvierte am 18. April 2008 als 15-Jähriger sein Debüt auf Profiebene. Fünf Tage nachdem er im Auswärtsmatch der Wiener Austria in der Bundesliga gegen Altach auf der Bank gesessen war, kam Alaba bei der 1:3-Heimniederlage der Austria Amateur gegen die Red Bull Juniors zu seinem ersten Einsatz in der zweithöchsten Spielklasse. Im Juli des gleichen Jahres folgte der entscheidende Karriereschritt: Alaba wechselte in die Nachwuchsabteilung zu Bayern München.

Nach Einsätzen in der U17, der U19 und bei den Amateuren des deutschen Rekordmeisters erfolgte keine zwei Jahre nach seinem Wechsel zu München das nächste Highlight. Im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Greuther Fürth am 10. Februar 2010 wurde Alaba in der 59. Minute eingewechselt und avancierte mit 17 Jahren und 232 Tagen zum jüngsten Bayern-Spieler in einem Pflichtspiel der Profimannschaft. Anfang März folgten seine Debüts in der Bundesliga und in der Champions League.

David Alaba
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Der Wechsel zu Bayern war der entscheidende Schritt in Alabas Karriere

Nach einer halbjährigen Leihe zu Hoffenheim avancierte Alaba bei den Bayern ab Sommer 2011 zum Stammspieler auf der Position des linken Verteidigers. Nachdem er 2012 noch Borussia Dortmund in der Liga und dem FC Chelsea in der Champions League im Münchner „Finale dahoam“, das er gelbgesperrt verpasste, noch beim Jubeln zuschauen musste, schlug 2013 seine große Stunde: Alaba gewann mit den Bayern das Triple aus Meisterschaft, Cup und Champions League. Ein Coup, den er 2020 mit den Münchnern wiederholte.

Titelhamster auch in Madrid

Am 28. Mai 2021 erreichte Alaba die nächste Weggabelung seiner Karriere. Real Madrid gab bekannt, dass der Verteidiger bei den „Königlichen“ einen Fünfjahresvertrag unterzeichnet hat. Der Wiener wechselte ablösefrei nach 431 Pflichtspielen und 33 Toren für die Bayern in die spanische Hauptstadt. Seine Titelbilanz in München: Zehn Meisterschaften, sechs DFB-Pokale, zwei Champions Leagues, zwei Clubweltmeisterschaften, zwei europäische Supercups und fünf deutsche Supercups.

Und der Wiener nahm den Erfolg von München auch nach Madrid mit. Alaba krönte sich mit Real durch ein 1:0 im Stade de France gegen Liverpool gleich in seiner ersten Saison neuerlich zum Champions-League-Sieger. Wochen zuvor hatte sich der Verteidiger mit den „Königlichen“ bereits den Meistertitel und den spanischen Supercup gesichert. In den Monaten darauf folgten noch der Gewinn des europäischen Supercups sowie in dieser Saison der Titel bei der Club-WM und im spanischen Cup.

David Alaba
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Im Vorjahr durfte der Wiener zum bereits dritten Mal den „Henkelpott“ der Champions League in die Höhe stemmen

Historische EM-Teilnahmen

Einige Monate vor seinem ersten Einsatz bei den Bayern trug Alaba auch das erste von bisher 99 Mal das österreichische Teamtrikot. Am 14. Oktober 2009 wurde der Teenager vom damaligen Teamchef Dietmar Constantini beim 1:3 im Stade de France gegen Frankreich in der 80. Minute eingewechselt. Mit 17 Jahren und 112 Tagen wurde der Verteidiger damit zu Österreichs zweitjüngstem A-Teamspieler. Nur Tormann Ernst Walter Joachim war bei seinem Debüt am 4. November 1917 gegen Ungarn um 172 Tage jünger gewesen.

Alabas Name ist auch untrennbar mit dem Aufschwung der österreichischen Nationalmannschaft verbunden. Denn der Verteidiger, der mit dem Bundesadler auf der Brust allerdings schon mehrere Positionen innehatte, hatte großen Anteil daran, dass sich Österreich 2016 erstmals sportlich für eine Europameisterschaft qualifizierte und auch bei der aufgrund der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr verschobenen länderübergreifenden EM 2020 mit von der Partie war.

2016 in Frankreich konnte die von Marcel Koller trainierte Auswahl die hohen Erwartungen noch in keinster Weise erfüllen, doch fünf Jahre später gelangen unter Teamchef Franco Foda die ersten beiden Siege bei einer EM und der erstmalige Aufstieg in die K.-o.-Runde. Im Achtelfinale unterlag Österreich mit Kapitän Alaba im Londoner Wembley-Stadion dem späteren Europameister Italien mit 1:2 nach Verlängerung. Das einzige, das Alaba in seiner Sammlung noch fehlt, ist eine WM-Teilnahme, denn in den Qualifikationen für die Endrunden 2010, 2014, 2018 und zuletzt 2022 blieb Österreich – trotz teilweise wichtiger Alaba-Tore – auf der Strecke.