Michael Gspurning
GEPA/Manuel Binder
EM-Qualifikation

Goalietrainer Gspurning sucht Nummer eins

Michael Gspurning, der neue Tormanntrainer der österreichischen Nationalmannschaft, befindet sich derzeit auf der Suche nach dem neuen ÖFB-Einsergoalie. Da Heinz Lindner nach seiner Tumoroperation ausfällt, kommen mit Alexander Schlager, Niklas Hedl, Daniel Bachmann und Patrick Pentz vier Kandidaten infrage. Gspurning nimmt das Quartett im Camp in Windischgarsten genau unter die Lupe, eine Entscheidung steht vor dem EM-Qualifikationsspiel am Samstag in Belgien (20.45 Uhr, live in ORF1) noch aus.

Wer in der Startformation steht, soll den Beteiligten zeitgerecht mitgeteilt werden. „Es ist schon wichtig, nicht bis zum Spieltag zu warten und zu würfeln“, betonte Gspurning und berichtete von seinen ersten Erkenntnissen. „Alle sind mit Freude dabei, kennen die Situation und können gut damit umgehen. Sie unterstützen sich gegenseitig“, sagte der Steirer nach den ersten drei Einheiten.

In die Entscheidungsfindung fließen mehrere Parameter ein. „Jeder Eindruck ist wichtig. Es geht um Soft Skills – wie gibt sich einer, welche Wirkung hat er auf die Mannschaft“, meinte Gspurning. Der 42-Jährige setzte sich bereits am Samstagabend mit allen vier Goalies zusammen, Einzelgespräche folgen im Laufe dieser Woche. „Ich bin einer, der die Werkzeugkiste hinstellt, und sie nehmen sich die Werkzeuge heraus.“

Ersatz für Lindner gesucht

Für das ÖFB-Team stehen die EM-Qualifikationsspiele gegen Belgien und Schweden bevor. Heinz Lindner wird krankheitsbedingt ausfallen. Neo-Tormanntrainer Michael Gspurning kann aus einem Quartett auswählen.

Gspurning sieht Qualität im Tormannquartett

Eine gewisse Meinung über die vier Anwärter hat sich Gspurning schon vor Beginn des Lehrgangs gebildet, gab der Trainer zu. „Ich bin nicht mit einem weißen Blatt Papier gekommen. Kein Mensch ist ohne Vorurteil.“ Dennoch hat jeder seine Chance. „Sie sind auf einem ähnlichen Level.“

Bachmann, der unter Rangnick erstmals im Team ist, hat für Gspurning schon ein wenig den englischen Stil angenommen. „Er ist sehr robust und gut in der Zielverteidigung“, erklärte der Neo-Tormanntrainer im ORF-Interview. Während Pentz laut Gspurning starke fußballerische Fähigkeiten hat, hinterließ der 22-jährige Hedl sehr gute erste Eindrücke. „Da ist viel Potenzial vorhanden“, erklärte Gspurning. Schlager bringt wiederum „ein gutes Gesamtpaket mit. Er ist auf der Linie gut und hat ein offensives Mitspielen. Er ist ein moderner Tormann“, urteilte Gspurning.

Daniel Bachmann, Alexander Schlager, Michael Gspurning, Patrick Pentz und Niklas Hedl
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Neo-Tormanntrainer Michael Gspurning kommt in der Nominierung der Nummer eins eine zentrale Rolle zu

Wichtige Attribute für einen guten Tormann sind laut Gspurning „mentale Stärke, Competitiveness, Physis und offensives Mindset“. Ein erfolgreicher Goalie müsse „hoch stehen, mit der Viererkette verbunden sein und bewusst Risiken eingehen“. Diese Anforderungen erfülle derzeit im Weltfußball am ehesten Belgiens Tormann Thibaut Courtois. „Für mich ist er komplett“, sagte Gspurning.

Nur Spielpraxis nicht ausschlaggebend

Der Stargoalie ist bei Real Madrid so wie Hedl bei Rapid und Bachmann bei Watford gesetzt – im Gegensatz zu Pentz bei Bayer Leverkusen. Der Ex-Austrianer hat sein bisher letztes Pflichtspiel im vergangenen Dezember absolviert. Schlager wiederum war LASK-Stammgoalie, bis er aufgrund seines bevorstehenden Wechsels zu Red Bull Salzburg auf die Bank degradiert wurde. Zuletzt kam er am 7. Mai zum Einsatz.

„Wenn man wie Pentz langfristig nicht spielt, ist es nicht leicht. Es kann aber nicht sein, dass Spielpraxis der einzige Punkt ist“, erklärte Gspurning und meinte über Schlager, dessen wenige Wochen auf der Ersatzbank seien „zu verschmerzen“. Der Salzburger dürfte für Brüssel wohl die besten Karten haben.

Verbesserung der Tormannausbildung als Ziel

Wer auch immer das Rennen machen wird – die Zeiten, in denen das ÖFB-Team gleichzeitig über mehrere Klassetormänner verfügte, wie es etwa Ende der 1990er Jahre mit Michael Konsel, Franz Wohlfahrt und Otto Konrad der Fall war, sind vorbei. Trotzdem verneinte Gspurning die Frage, ob Österreich ein Tormannproblem habe. „Aber die Zielsetzung ist schon, dass wir in ein paar Jahren eine klare Nummer eins für viele Jahre haben.“

Um das zu erreichen, will Gspurning gemeinsam mit ÖFB-„Head of Goalkeeping“ Günter Kreissl und Roland Goriupp, Leiter der ÖFB-Tormannausbildung, Verbesserungen in der Ausbildung erreichen. Allzu viel Zeit kann Gspurning dafür jedoch nicht aufwenden, ist er doch weiterhin als Tormanntrainer bei Union Berlin engagiert.

Der deutsche Club war auch Gspurnings letzte Station als Profi, davor war er unter anderem bei der Wiener Austria, Pasching, Leoben, Xanthi, Seattle und Schalke engagiert. Im Nationalteam brachte er es auf drei Länderspiele mit zwei Niederlagen und einem Sieg. Zum letzten Mal stand er im Oktober 2010 im ÖFB-Kader – beim 4:4 in der EM-Quali in Brüssel gegen Belgien.