Romelu Lukaku
AP/Cal Sport Media/David Klein
EM-Qualifikation

Lukaku rückt gegen ÖFB-Team in Fokus

Er ist nach dem Ausfall von Kevin De Bruyne der letzte verbliebene Feldspieler der belgischen Nationalmannschaft von Weltklasseformat und gleichzeitig eines der wenigen Überbleibsel der „Goldenen Generation“. Romelu Lukaku rückt im Duell mit dem ÖFB-Team in den Fokus und soll es für die „Roten Teufel“ am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in der EM-Qualifikation richten. Seine Goalgetter-Qualitäten sind nach wie vor gefürchtet, auch wenn er zuletzt im Champions-League-Finale eine unglückliche Figur abgab.

Aus der Nationalmannschaft ist Lukaku nicht wegzudenken. Beim 3:0 zum EM-Qualiauftakt der Belgier im März in Schweden erzielte er alle drei Tore, wenige Tage danach war er auch beim 3:2 im Testspiel gegen Deutschland einmal erfolgreich. Mit 72 Treffern in 106 Länderspielen führt Lukaku die ewige belgische Schützenliste souverän an, der Zweite Eden Hazard folgt mit Respektabstand und 33 Toren.

Auf Vereinsebene lief es zuletzt am Samstag alles andere als rund. Der 30-jährige Inter-Stürmer ließ als „Joker“ beim 0:1 gegen Manchester City eine Topchance aus und verhinderte unfreiwillig einen Torerfolg seines Teams. Es folgten rassistische Beschimpfungen in den sozialen Netzwerken – keine neue Erfahrung für Lukaku. In den vergangenen Jahren wurde er in Italien immer wieder Ziel von Schmähungen aufgrund seiner Hautfarbe, doch der in Antwerpen geborene Sohn von Einwanderern aus der Demokratischen Republik (DR) Kongo versteht sich zu wehren.

Spannung vor Belgien – Österreich

Am Samstag will Österreichs Fußballnationalteam in der EM-Qualifikation in Belgien die Weichen für die Endrunde 2024 stellen. Gefragt ist dabei Defensivarbeit, die bereits beim belgischen Spielaufbau beginnen soll.

Anhaltender Kampf gegen Rassismus

Lukaku schreibt auf seinem Instagram-Account regelmäßig gegen Rassismus an und setzt auch auf dem Rasen Akzente. Im April wurde er im Cupfinale von Juventus-Fans aufs Übelste beleidigt – als er in der Nachspielzeit per Elfmeter traf, salutierte Lukaku vor den Juve-Tifosi mit der rechten Hand an der Stirn und legte den Zeigefinger der linken Hand auf die Lippen. Der Schiedsrichter wertete das als Provokation und stellte den Angreifer mit Gelb-Rot vom Platz. Danach zeigte sich sogar die FIFA alarmiert, und Italiens Verband hob die Sperre für Lukaku auf. „Das zeigt, dass der Wille vorhanden ist, Rassismus zu bekämpfen“, sagte der Belgier damals.

Romelu Lukaku salutiert Richtung Fans
AP/LaPresse/Fabio Ferrari
Lukaku setzt auf und abseits des Platzes Akzente gegen Rassismus

Mit rassistischen Anfeindungen in den Stadien muss sich Lukaku erst seit seinem Wechsel von Manchester United zu Inter im Sommer 2019 auseinandersetzen. Davor war er elf Jahre in England engagiert, und dort kam der Rassismus subtiler daher. Lukaku trinkt keinen Alkohol – und wird daher in der britischen „Yellow Press“ als „strenggläubiger Muslim“ bezeichnet, obwohl er praktizierender Katholik ist.

Im Glauben findet Lukaku nach eigenen Angaben ebenso Halt wie bei seiner Familie. In schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, war der Belgier beseelt davon, der Armut zu entfliehen. Das gelang nicht nur dank seines Talents als Fußballer. Lukaku erwarb einen Hochschulabschluss in Wirtschaft und Tourismus, außerdem spricht er fünf Sprachen fließend.

Berg- und Talfahrt auf Vereinsebene

In sportlicher Hinsicht erlebte Lukaku in der Vergangenheit eine Berg- und Talfahrt. Nach erfolgreichen vier Jahren bei Everton wechselte der Stürmer 2017 um 85 Millionen Euro zu Manchester United. Beim Rekordmeister wurde er aber nicht glücklich, der damalige Coach Jose Mourinho sparte nicht mit Kritik an seinem Star und ließ immer wieder anklingen, dass Lukaku einige Kilo zu viel auf den Rippen habe. 2019 flüchtete der Belgier zu Inter Mailand, wo es – abgesehen von rassistischen Schmähungen – wie am Schnürchen lief. Lukaku traf am Fließband und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die „Nerazzurri“ 2021 erstmals nach elf Jahren wieder Meister wurden.

Danach ließ sich Chelsea die Verpflichtung des wuchtigen Angreifers 115 Millionen Euro kosten, doch bei Trainer Thomas Tuchel fiel Lukaku schnell in Ungnade, weshalb er im Sommer wieder an Inter verliehen wurde. Wegen einer Oberschenkelverletzung verpasste er nahezu den gesamten Herbst, im Frühjahr war er meist „Joker“ und musste sich hinter Edin Dzeko anstellen – auch im CL-Finale.

Eden Hazard (Belgien)
AP/Cal Sport Media/David Klein
Das Spiel zwischen Belgien und Österreich steht auch im Zeichen von Hazard, der verabschiedet wird

Abschied für Hazard

Hazard, der in der Torschützenliste hinter Lukaku den zweiten Platz belegt, wird am Samstag unterdessen in Brüssel verabschiedet. Der Starkicker gab nach dem frühen WM-Aus in Katar seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt, nun wird er im König-Baudouin-Stadion in Brüssel für seine Verdienste mit den „Roten Teufeln“ geehrt. Geplant ist bereits vor Anpfiff eine riesige Choreografie beinahe über die ganze Arena. In der Pause wird Hazard in einem Cabrio eine Ehrenrunde drehen.

Nach Spielende schießen die belgischen Teamspieler 33 Bälle ins Publikum, in Anlehnung an Hazards 33 Tore in der Auswahl. Zum Abschluss hält der mittlerweile 32-Jährige noch eine Rede. „Ich freue mich darauf, die belgischen Fans wiederzusehen, die mich immer unterstützt haben. Ich bin jetzt einer von ihnen: ein stolzer Fan unserer Nationalmannschaft“, sagte der frühere Profi von Chelsea und Real Madrid, der es auf 126 Länderspiele gebracht hat. Das knapp 50.000 Personen fassende Stadion ist seit über einer Woche ausverkauft, 1.200 österreichische Anhängerinnen und Anhänger werden dabei sein.

Bilanz Österreich – Belgien

14 Spiele – 9 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen, Torverhältnis 41:18

13.12.1925 (FS), Lüttich: Belgien – Österreich 3:4

22.5.1927 (FS), Wien: Österreich – Belgien 4:1

8.1.1928 (FS), Brüssel: Belgien – Österreich 1:2

11.12.1932 (FS), Brüssel: Belgien – Österreich 1:6

11.6.1933 (FS), Wien: Österreich – Belgien 4:1

14.10.1951 (FS), Brüssel: Belgien – Österreich 1:8

23.3.1952 (FS), Wien: Österreich – Belgien 2:0

24.5.1959 (FS), Brüssel: Belgien – Österreich 0:2

14.6.1959 (FS), Wien: Österreich – Belgien 4:2

22.3.1978 (FS), Charleroi: Belgien – Österreich 1:0

28.3.1979 (EM-Q), Brüssel: Belgien – Österreich 1:1

2.5.1979 (EM-Q), Wien: Österreich – Belgien 0:0

12.10.2010 (EM-Q), Brüssel: Belgien – Österreich 4:4

25.3.2011 (EM-Q), Wien: Österreich – Belgien 0:2