David Alaba (Österreich) und Romelu Lukaku (Belgien)
AP/Geert Vanden Wijngaert
EM-Qualifikation

Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik

Österreichs Nationalspieler haben die erste Bewährungsprobe in der Qualifikation für die EM 2024 mit dem 1:1 in Belgien zwar nicht mit Vorzug, aber doch bestanden. Als konzentriertes Kollektiv mit Fortuna auf seiner Seite – siehe Lattenschuss in der Nachspielzeit – trotzten die Österreicher der Nummer vier der Welt einen Zähler ab. Vor allem die Defensive rund um Jubilar David Alaba hielt Österreich vorerst auf EM-Kurs.

Alexander Schlager: Befriedigend

Der langjährige LASK- und künftige Salzburg-Goalie hütete erstmals seit dem „berauschenden“ 1:0 über Andorra im November wieder das Tor und wirkte bei seinem achten Einsatz in der Anfangsphase etwas unsicher: da bei einer Flanke zu zögerlich, dort eine etwas überhastet wirkende Faustabwehr. Mit Fortdauer der Partie wurde Schlager aber sicherer. Beim Ausgleich von Lukaku war der gebürtige Salzburger chancenlos. In der Nachspielzeit hatte er in der Querlatte einen wertvollen Verbündeten.

Stefan Posch: Befriedigend

Der seit Kurzem von Bologna fix verpflichtete Steirer stand im offensiven Rangnick-Konstrukt auf der rechten Seite sehr hoch, konnte aber im Angriff nur wenige Akzente setzen. In der Rückwärtsbewegung hatte er so seine Probleme, denn ausgerechnet auf dieser Seite trieb der wieselflinke Jeremy Doku sein Unwesen. Posch war gegen den 21-Jährigen trotz Zweikampfstärke oft zweiter Sieger. Dass der Verteidiger nicht den zweiten rot-weiß-roten Treffer erzielte, lag nicht an ihm, sondern am Welttorhüter des Jahres 2018, Thibaut Courtois.

Philipp Lienhart: Gut

Der 26-jährige Niederösterreicher bildete mit David Alaba das aufgrund der offensiven Aufstellung sehr geforderte Abwehrzentrum, dass er immer wieder mit Romelu Lukaku „zusammenkrachte“, war Lienhart auf gut Österreichisch „wurscht“. Der Freiburg-Legionär absolvierte seine Aufgabe konzentriert und ohne mit der Wimper zu zucken. Offensiv konnte er sich weniger einschalten – und trotzdem kam er kurz nach der Pause nach einem Alaba-Freistoß fast zum Abschluss.

David Alaba: Gut

Der Real-Star eröffnete sein 100. Länderspiel zwar mit einem Fehlpass, war anschließend aber dann meist ein Turm in der Innenverteidigung. Der Kopf oder das Bein von Alaba war mehrmals die entscheidende Hürde für den Ball. Beim Ausgleich traf Alaba zwar die falsche Entscheidung, indem er den Pass auf Lukaku verhindern wollte und den Torjäger daher nicht mehr am Abschluss hindern konnte, dafür haute er sich später ohne Rücksicht auf Verluste in einen Schuss von Johan Bakayoko und verhinderte einen sicheren Treffer.

Maximilian Wöber: Befriedigend

Wöber war auf der linken Abwehrseite fast ein Spiegelbild von Posch. Zwar schaltete sich der Leeds-Legionär etwas besser als sein Gegenüber in die Offensive ein, andererseits hatte der 25-Jährige mit seinem Gegenspieler Dodi Lukebakio ordentliche Probleme. Mit einem Stellungsfehler entblößte er auch seine Seite und ermöglichte dem quirligen Lukebakio auch eine Riesenchance kurz vor der Pause. Aufgrund eines taktischen Fouls sah Wöber die Gelbe Karte und wurde von Teamchef Rangnick zur Pause ausgetauscht, um keinen Ausschluss zu riskieren.

Patrick Wimmer: Gut

Wimmer war schon wie gegen Aserbaidschan und Estland einer der auffälligsten Spieler in Rangnicks Reihen. Der 22-Jährige attackierte im richtigen Moment, ließ sein technisches Können aufblitzen und schlug auch die Ecke zum 1:0. Der lauffreudige Wimmer hätte von der Distanz her einige Runden auf der Laufbahn des König-Baudouin-Stadions absolviert, nach einer Stunde holte Rangnick seinen ausgepowerten Dauerläufer vom Feld.

Nicolas Seiwald: Gut

Der Bald-Leipziger trug zum 13. Mal das diesmal weiße österreichische Trikot und fiel vor allem durch hohes Laufpensum auf. Seiwald versuchte auszuhelfen, wo es ging und die Passwege der Belgier zuzustellen. Der große Einsatz des 22-Jährigen ging auf Kosten der Offensive, denn da konnte sich Seiwald für seine Verhältnisse viel zu selten produktiv einschalten. In der Nachspielzeit rettete Seiwald noch einmal gegen Lukaku und verschaffte sich damit ein abschließendes großes Plus.

Xaver Schlager: Gut

Erst am 6. Mai hatte Schlager nach einem Syndesmosebandriss im Knöchel sein Comeback gesehen, die schwere Verletzung war dem 25-jährigen allerdings nicht anzusehen. Schlager räumte im Zweikampf auf wie eine Kehrmaschine und fand auch in der Vorwärtsbewegung oft die richtige Lösung. Erst in den Schlussminuten zollte Schlager seinem Einsatz Tribut und ließ etwas nach, das trübte den Gesamteindruck aber keineswegs.

Christoph Baumgartner: Genügend

Der Mittelfeldmotor von Hoffenheim kam in der ersten Hälfte kaum ins Spiel. Zwar versuchte Baumgartner, das Spiel schnell zu machen, wenn er mal die Kugel am Rist hatte, doch vor allem die Chemie mit Marko Arnautovic war ausbaufähig. Auch nach der Pause war der Niederösterreicher trotz aller Bemühungen ein Schatten seiner selbst und konnte vor allem in der Offensive der von ihm in der Vergangenheit selbst gelegten Messlatte nicht gerecht werden.

Michael Gregoritsch: Gut

Das 46. Spiel des Steirers im Nationalteam war eines seiner besten. Nicht nur weil Gregoritsch den „Assist“ zum Eigentor von Orel Mangala gab. Gregoritsch hatte davor auch den Eckball herausgeholt und half auch immer wieder hinten aus, um die Offensive in Schwung zu bringen. Mit Fortdauer der Partie forderte aber auch bei Gregoritsch der harte Kampf seinen kräftemäßigen Tribut. Die Schlussphase sah er von der Bank aus.

Marko Arnautovic: Genügend

Der Rekordinternationale, der u. a. die ersten beide Qualipartien verletzt verpasst hatte, benötigte in seinem 107. Spiel lange, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Arnautovic war oft zu kreativ und überforderte damit die Kollegenschaft. Das löste im Gegenzug wieder Frust beim Wiener aus. In der zweiten Hälfte strahlte der 34-Jährige wieder etwas mehr Freude am Kicken aus. Nach einer Stunde war der Akku beim erst kürzlich wieder genesenen Edeltechniker aber leer.

Philipp Mwene: Gut

Der Mann von PSV Eindhoven ersetzte zur Pause auf der linken Seite Wöber und schloss zumindest in Sachen Umschalten in die Offensive nahtlos an seinen Vorgänger an. Mit einem energischen Vorstoß ermöglichte Mwene Sabitzer auch dessen gute Chance in der 67. Minute. Hinten hielt er mit Lukebakio aber deutlich besser mit als noch Wöber und war auch in der turbulenten Schlussphase immer wieder im richtigen Moment am richtigen Ort.

Florian Kainz: Befriedigend

Der Köln-Legionär sollte nach einer Stunde für den ausgepowerten Wimmer frischen Wind bringen. Kainz versuchte sich vor allem auf der linken Seite in Szene zu setzen, allein die zündende Idee wollte dem 30-Jährigen an diesem Abend nicht in den Kopf schießen.

Marcel Sabitzer: Gut

Der rechtzeitig fit gewordene Steirer kam in der 60. Minute zu seinem 70. Einsatz im Nationalteam und musste gleich den Ausgleich mit verdauen. Dafür hätte Sabitzer nur wenig später sein Jubiläumsspiel fast mit einem sehenswerten Treffer gekrönt, nachdem er sich an der Strafraumgrenze auf einem Bierdeckel umgedreht und nur haarscharf vorbeigeschossen hatte. Sabitzer blieb auch in der Folge Dreh- und Angelpunkt im Angriff und zeigte, warum er zu Teamchef Rangnicks Lieblingsspielern gehört.

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