Jubel der spanischen Mannschaft nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Kroatien
AP/Martin Meissner
Nations League

Spanien feiert in Elferkrimi Premiere

Der Siegerpokal der Nations League geht erstmals an Spanien. Der ehemalige Welt- und Europameister entschied am Sonntag das Finale der Ausgabe 2022/23 in Rotterdam gegen Kroatien nach einem Elferkrimi mit 5:4 für sich und folgte Portugal und Frankreich als Gewinner nach.

Dani Carvajal erzielte im Shoot-out den entscheidenden Treffer für den dreifachen Europa- und einmaligen Weltmeister von der Iberischen Halbinsel, nachdem es nach 120 Minuten 0:0 gestanden war.

Neben dem Siegestorschützen wurde Goalie Unai Simon zum Matchwinner für Spanien, indem er die Versuche von Lovro Majer und Bruno Petkovic parierte. Aymeric Laporte hatte nach Majers Fehlschuss bereits die Entscheidung am Fuß, doch der Verteidiger von Manchester City traf nur die Querlatte.

Die spanischen Spieler feiern ihren NL-Sieg mit dem Pokal
AP/Martin Meissner
Spanien erhielt als drittes Team nach Portugal und Frankreich die Nations-League-Trophäe

Die Spanier hatten im De Kuip von Rotterdam im zweiten Anlauf im Endspiel der Nations League das bessere Ende für sich. Vor zwei Jahren war die „Furia Roja“ im Finale in Mailand noch Frankreich mit 1:2 unterlegen. Kroatien musste sich hingegen so wie im WM-Finale 2018 – auch damals gegen Frankreich – erneut in einem Endspiel geschlagen geben und muss auf den ersten Titel weiter warten.

Spanien gewinnt im Elfmeterschießen

Nach 120 torlosen Minuten hatten die Spanier im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich.

Wenig Highlights in erster Hälfte

Gegenüber den Halbfinal-Spielen kamen bei Spanien Fabian Ruiz und Marco Asensio in der Mittelfeldzentrale bzw. in der Offensive für Mikel Merino und Rodrigo Moreno. Bei Kroatien ersetzte einzig der junge Martin Erlic in der Innenverteidigung Oldie Domagoj Vida. Altmeister Luka Modric absolvierte seine vielleicht letzte Partie für die „Vatreni“.

Spanien war zu Beginn das etwas gefährlichere Team. Erst machte es Goalie Dominik Livakovic mit einer Unsicherheit spannend (5.), dann verfehlte Gavi nach früher Balleroberung das Tor von der Strafraumgrenze nur hauchdünn (12.). Spanien agierte aber zu behäbig und ideenlos, um Kroatiens Defensive entscheidend auszuhebeln. Einzig ein Köpfler Alvaro Moratas über das Tor (41.) war noch nennenswert.

Der kroatische Spieler Luka Modric und der spanische Spieler Jordi Alba
AP/Martin Meissner
Kroatiens Superstar Modric (r.) konnte in seinem vielleicht letzten Länderspiel der Partie nicht die entscheidende Wende geben

Spanien wird aktiver

Kroatien wurde mit Fortdauer aktiver. Bei der gefährlichsten Aktion des WM-Dritten war Andrej Kramaric nach weitem Zuspiel über das Mittelfeld schon alleine vor Tormann Simon, Laporte klärte von hinten kommend in letzter Sekunde (22.). Später hatte Simon kein Problem mit einem Kopfball von Ivan Perisic (31.), ein Stanglpass von Marcelo Brozovic fand im verwaisten Fünfer keinen Abnehmer (36.).

Das Finale nahm nach dem Seitenwechsel etwas an Fahrt auf, blieb aber weiterhin vieles schuldig. Josip Juranovic verfehlte klar (51.), Mario Pasalic ließ nur das Außennetz erzittern (61.). Für Spanien köpfelte Asensio relativ knapp über das Ziel (57.). Im Finish verstärkte Spanien etwas die Bemühungen. Erst verfehlte Asensio aber aus der Drehung (77.), schließlich schoss „Joker“ Ansu Fati bei der besten Chance aus rund zwölf Metern Perisic an (84.).

Riesenchance für Spanien (84. Minute)

Ansu Fati kam frei zum Abschluss, doch Perisic konnte vor der Linie klären.

Die Schlussoffensive der Spanier kam zu spät, die Verlängerung war die logische Folge. Die beste Möglichkeit ließ dort der ebenfalls eingewechselte Dani Olmo liegen, er schoss von der Strafraumgrenze knapp über die Latte (105.). Kroatien rettete sich ins Elfmeterschießen, wo es nach vergebenen Versuchen Lovro Majers bzw. Laportes ebenfalls „Verlängerung“ gab. Goalie Simon, der zuvor schon gegen Majer pariert hatte, war sogleich gegen Bruno Petkovic zur Stelle, Dani Carvajal verwertete hingegen souverän.

Italien sichert sich Platz drei

Zuvor hatte Italien das trefferreiche Duell um Platz drei für sich entschieden. Der Europameister besiegte Gastgeber Niederlande in Enschede mit 3:2 (2:0). Der Erfolg der „Squadra Azzurra“ war schmeichelhaft, doch das „Oranje“-Team ließ Italiens Effizienz vermissen. Federico Dimarco (6.), Davide Frattesi (20.) und Federico Chiesa (72.) trafen für Italien, Steven Bergwijn (68.) und Georginio Wijnaldum (89.) gelang zweimal nur der Anschlusstreffer.

Jubel der italienischen Spieler Davide Frattesi, Giacomo Raspadori, Wilfried Gnonto und Marco Verratti
Reuters/Wolfgang Rattay
Europameister Italien durfte nach einem abwechslungsreichen „kleinen Finale“ jubeln

Europameister agiert effizienter

Die Italiener von Roberto Mancini stellten ihre Offensivbemühungen nach der frühen Zweitoreführung quasi vollständig ein. Und weil auch die Umstellungen des niederländischen Teamchefs Ronald Koeman griffen, sahen die Heimfans rollende Angriffe ihrer „Elftal“ auf des Gegners Tor.

Liverpool-Stürmer Cody Gakpo ließ zwei ausgezeichnete Chancen auf den Anschlusstreffer aus, Bergwijn schoss zum überfälligen 1:2 ein (68.). Italien wankte, lief fast nur hinterher und traf zum 3:1 (72.). Chiesa nutzte den Raum und strafte den Gastgeber vermeintlich vorentscheidend. Doch weil mit Wijnaldum ein weiterer „Joker“ von Koeman stach (89.), wurde die zwölfminütige Nachspielzeit noch einmal spannend.

UEFA Nations League, Finale

Sonntag:

Kroatien – Spanien 4:5 n. E. (0:0, 0:0)

Rotterdam, 50.000, SR Zwayer (GER)

Elfmeterschießen:
1:0 Vlasic
1:1 Joselu
2:1 Brozovic
2:2 Rodri
3:2 Modric
3:3 Merino
Simon hält von Majer
3:4 Asensio
4:4 Perisic
Laporte verschießt
Simon hält von Petkovic
4:5 Carvajal

Gelbe Karten: Petkovic bzw. Gavi, Nacho, Rodri

Spiel um Platz 3

Niederlande – Italien 2:3 (0:2)

Enschede, 21.300, SR Nyberg (SWE)

Torfolge:
0:1 Dimarco (6.)
0:2 Frattesi (20.)
1:2 Bergwijn (68.)
1:3 Chiesa (73.)
2:3 Wijnaldum (90.)