Thomas Hollerer (OEFB)
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Fußball

Nachwehen der Pandemie im Amateurbereich

Noch immer sind im österreichischen Amateurfußball Nachwehen der Coronavirus-Pandemie spürbar. Während die Mitgliederzahlen bei Spielerinnen und Spielern wieder stiegen, wie ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer der APA sagte, bereite der Abwärtstrend bei ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären Sorgen. Ein Grund dafür sei neben hohen Anforderungen an die Freiwilligen auch die Rückbesinnung auf die Familie nach der überstandenen Pandemie.

„Man kann für den gesamten Sport, aber speziell für den Fußball, festhalten, dass diese wichtigen Stakeholder während der Pandemie gemerkt haben, dass es angenehm ist, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und nicht noch mehr von der spärlichen Freizeit abzuschneiden“, so Hollerer. Die negative Entwicklung in diesem Bereich sei vor allem auf die Pandemie zurückzuführen.

Generell sei die Situation auf Funktionärsebene schwierig. „Wir merken in diesem Bereich einen Rückgang, dem wir gegensteuern wollen“, sagte Hollerer und betonte: „Funktionärinnen und Funktionäre sind ein sehr unterschätzter Faktor im Sport und im Fußball. Sie halten zum ganz großen Teil ehrenamtlich das gesamte System am Laufen. Ohne Ehrenamtliche kann der Fußball nicht funktionieren.“

Fussballplatz
GEPA/Philipp Brem
Während der Pandemie blieben Österreichs Sportplätze meist leer

Anforderungen an Freiwillige „sehr hoch“

Ein weiterer Grund für den Rückgang sei etwa eine immer kompliziertere Administration. „Die Anforderungen an Funktionärinnen und Funktionäre sind sehr hoch, deshalb sollte man Dinge wie zum Beispiel die Ansuchen um einen Energiekostenausgleich vereinfachen“, forderte Hollerer, wies allerdings in diesem Zusammenhang auch auf den „guten Doppelpass zwischen Bund und Fußball“ hin. „Ohne die Unterstützung des Bundes hätte der Fußball die Pandemie nie so überstanden.“

Der Funktionärsschwund sei zudem auf einen gewissen Generationswechsel zurückzuführen, erklärte Hollerer. „Junge Menschen können heutzutage mit dem Funktionärstum nicht mehr so viel anfangen. Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, und all diese Entwicklungen haben sich durch die Pandemie beschleunigt.“

Insgesamt positiver Trend im Amateurfußball

Als „Rückkoppelung der Funktionärsthematik“ bezeichnete der ÖFB-Generalsekretär die geringer werdende Anzahl von Vereinen. „Das ist aber auch der Demografie geschuldet.“ Trotzdem betonte Hollerer, dass trotz gewisser Problemfelder im Amateurfußball prinzipiell ein positiver Trend zu bemerken sei. Die endgültigen Zahlen für die Saison 2022/23 liegen zwar erst in einem Monat vor, „doch die Tendenz geht nach oben, wir sind mit der Entwicklung zufrieden“.

Thomas Hollerer (OEFB)
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ÖFB-Generalsekretär Hollerer erkennt auch einige positive Entwicklungen in Österreichs Amateurfußball

Der Amateurbereich bewegt an einem Wochenende in Österreich etwa eine halbe Million Menschen, und nach dem Geschmack von Hollerer könnten es noch mehr sein. „Entscheidend wird sein, auf das geänderte Gesellschaftsverhalten zu reagieren und unsere Angebote zu verbessern, um die Leute abzuholen. Wenn wir das schaffen, wird der Amateurfußball in Österreich eine gute Zukunft haben“, prophezeite der Wiener.

Bei den Spielerinnen und Spielern sind die Zahlen gut, in der Saison 2021/22 registrierte Österreichs größter Sportfachverband rund 200.000 Aktive, die zumindest einmal am Meisterschaftsbetrieb teilnahmen. Das entspricht einer Steigerung von 30.000 Personen im Vergleich zur Vorsaison. „Es ist sehr erfreulich, dass nach Corona wieder ein Aufwärtstrend da ist. Bei der Neuanmeldung von Jugendlichen sind wir sogar besser als vor der Pandemie“, erklärte Hollerer.