ÖFB-Trainer Ralf Rangnick mit Spielern
GEPA/Armin Rauthner
EM-Qualifikation

Rangnick sieht noch mehr Potenzial

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick kann in den nächsten Tagen die Übersiedlung in sein neues Zuhause in der Nähe von Salzburg entspannt angehen. Sorgen, dass seine Mannschaft nicht auf dem richtigen Weg in Richtung EM 2024 ist, hat der Deutsche aktuell keine. Nach dem 2:0-Heimsieg am Dienstag gegen Schweden hält Österreichs Nationalmannschaft nach vier Spielen als Tabellenführer der Gruppe F bei zehn Punkten. Und eines stellte Rangnick in puncto Potenzial seines Teams auch klar: „Wir können es bestimmt noch besser machen.“

Die Leistung gegen Schweden hat Rangnick jedenfalls „extrem gefreut“. Überrascht war er davon nicht. „Die Spieler strotzen vor Gier und Siegeswillen“, fasste der 64-Jährige die Erfolgsformel zusammen, die nach den Siegen gegen Aserbaidschan und Estland sowie dem Remis in Belgien den dritten Erfolg in der laufenden EM-Qualifikation gebracht hat. „Wir haben gegen ein ausgeruhtes Schweden viel investiert. Das muss man mal erst auf den Platz bringen“, lobte Rangnick sein Spieler.

Seine Philosophie sieht der seit knapp einem Jahr als ÖFB-Teamchef tätige Rangnick umgesetzt. „Man kann bei der Mannschaft in jedem Match sehen, was wir spielen wollen, auch in Phasen, in denen es nicht perfekt läuft. Aber die Spieler haben eine herausragende Mentalität und Einstellung. Wenn ich das zusammennehme, weiß ich, dass da noch mehr drinnen ist. Das weiß ich und auch die Jungs. Wir haben in beiden Spielen gut bis sehr gut gespielt. Wenn wir sehr gut gespielt hätten, hätten wir auch in Belgien gewinnen können“, sagte Rangnick.

EM-Quali: ÖFB-Team nach Sieg zuversichtlich

Nach dem 2:0-Heimsieg am Dienstag gegen Schweden hält Österreichs Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation nach vier Spielen als Tabellenführer der Gruppe F bei zehn Punkten.

Rangnicks einfache EM-Rechnung

Der Sieg gegen Schweden war einer Steigerung nach der Pause zu verdanken. „Zweite Hälfte haben wir vieles richtig gemacht und extrem viele Chancen herausgespielt. Wenn Olsen (Schweden-Tormann, Anm.) nicht so gehalten hätte, wäre das Spiel deutlich höher ausgegangen“, erklärte der Deutsche, der verriet, was er seinem Team für die Schlussphase der Partie in der letzten Trinkpause mit auf den Weg gab: „Wir wollten zielstrebig die nächsten Ebenen ansteuern, Risiko gehen und unbedingt gewinnen.“

Durch die am Ende errungenen drei Punkte ist die Situation in Gruppe F jedenfalls mehr als erfreulich. Das ÖFB-Team führt drei Punkte vor Belgien und sieben vor Schweden, beide haben aber ein Spiel weniger ausgetragen. Rangnick hat auf dem Weg zur EM eine einfache Rechnung: „Wir haben jetzt die Hälfte der Spiele, in einer Meisterschaft würde man sagen die Hinrunde, gespielt. Wenn wir in der Rückrunde genauso viele Punkte machen, sind wir dabei“, sagte Rangnick.

Breite des ÖFB-Kaders hat Qualität

Das nächste Spiel steigt am 12. September in Schweden. Mit einem Sieg wäre das Ticket schon so gut wie fix. Besonders die Breite des Kaders stimmt Rangnick positiv für die Zukunft. Es ist genug Qualität vorhanden, um jederzeit wichtige Spieler ersetzen zu können. Die Spiele gegen Belgien und Schweden haben das bewiesen, schließlich fehlten mit Konrad Laimer und Kevin Danso zwei potenzielle Leistungsträger. Auch Marcel Sabitzer kam zweimal als „Joker“. Marko Arnautovic kam gegen Schweden ebenfalls nur von der Bank, wobei er aber wie auch schon in Brüssel blass blieb.

Rangnick sah das Mitwirken des ÖFB-Rekordinternationalen aber trotzdem positiv. „Er hat in den letzten Monaten relativ lange gefehlt. Es war erfreulich, dass er überhaupt für den Lehrgang fit geworden ist. Er hat uns aber schon relativ früh wissen lassen, dass er nicht glaubt, zwei Spiele am Stück durchzuhalten. In der Halbzeit (gegen Schweden, Anm.) war aber klar, dass wir zusätzlich Torgefahr brauchen. Dann habe ich Arnautovic gebracht“, sagte der ÖFB-Teamchef.

Grillitsch kann „auch dazwischenpfeifen“

Ein Spieler, der ebenfalls eingewechselt wurde, machte gegen die Skandinavier einen großen Unterschied – Florian Grillitsch. Dabei galt der 27-Jährige bei der Kadernominierung als Wackelkandidat. „Wir haben uns intensiv ausgetauscht, ob wir ihn dazunehmen. Er hat nicht so viel gespielt. Wir wussten aber, dass der eine oder andere Sechser auf der Kippe steht“, erklärte Rangnick über Grillitsch, der bei Ajax zuletzt wenig Spielpraxis gesammelt hatte.

Florian Grillitsch in Action
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Die Schusstechnik von Florian Grillitsch vor dem 1:0 könnte Aufnahme in jedes Fußballlehrbuch nehmen

Beim 1:1 gegen Belgien fehlte Grillitsch auch noch aus persönlichen Gründen. Dennoch bekam er gegen Schweden seine Chance und nützte sie – sein kurz abgewehrter Volley ermöglichte das erlösende 1:0 für das ÖFB-Team. „In den 20 Minuten, in denen er gespielt hat, kann man nicht viel besser machen“, sagte Rangnick, der auch positive Trainingseindrücke von Grillitsch gesammelt hat: „Da hat er gezeigt, dass er nicht nur gut kicken kann und ein guter Quarterback ist, sondern auch einmal dazwischenpfeifen und Bälle erobern kann.“

Zum Sieg auf „der letzten Rille“

Lob gab es vom Teamchef aber auch für Matchwinner Baumgartner, der in der 81. und 89. Minute traf. „In der Endgeschwindigkeit ist er kein Kylian Mbappe, aber er ist sehr zielstrebig. Dass er torgefährlich ist, wissen wir. Er hat eine Nase für solche Situationen. In beiden Spielen auf der letzten Rille gelaufen. Große Stärke von ihm, dass er bis zum Schluss durchhält“, sagte Rangnick.

Auch Xaver Schlager, der Anfang März einen Riss des Syndesmosebandes erlitten hatte, erwies sich einmal mehr als Mentalitätsmonster. „Dass er so lange spielen konnte, ist eigentlich ein Wunder. Er würde nie kommen und sagen, dass er rauswill. Die letzte Passqualität hat aber am Schluss gefehlt. Dann war es naheliegend, beim Stand von 0:0 einen Spieler wie Grillitsch zu bringen. Dass es so gut läuft, war natürlich optimal für ihn und für uns“, sagte Rangnick.

Die Einstellung der Spieler, ihr letztes Hemd für einen Sieg zu geben, kommt auch bei den Fans gut an. Mit über 46.000 Zuschauern und Zuschauerinnen war das Happel-Stadion ausverkauft. Die Stimmung vor, während und nach der Partie verursachte Gänsehaut. „Ich habe nichts dagegen, wenn die Zuschauer euphorisch sind. Die Spieler haben sich die Zuneigung der Anhänger verdient“, erklärte der Deutsche, auf dessen Team bis auf das Heimspiel am 13. Oktober gegen Belgien noch drei Auswärtspartien warten.