David Reinbacher (Österreich)
GEPA/Daniel Goetzhaber
NHL

Reinbacher vor Draft im Fokus des Interesses

Beim diesjährigen Draft der National Hockey League (NHL) in Nashville wird in der kommenden Woche in der Nacht auf Donnerstag zum 18. Mal der Name eines Österreichers aufgerufen werden. Mehr noch, die Chancen, dass das bereits in der ersten Runde geschieht, sind sehr hoch. Denn mit David Reinbacher stellt Österreich den am höchsten gehandelten Verteidiger. Der 18-Jährige könnte sogar Thomas Vanek als heimischen Top-Pick ablösen.

Vanek war 2003 von den Buffalo Sabres als Nummer fünf gezogen worden und ist damit bis dato der höchste NHL-Draftpick in der Geschichte des heimischen Eishockeys. In den Top Ten wurden zudem nur noch Marco Kasper im Vorjahr als Achter von den Detroit Red Wings und Marco Rossi als Nummer neun von den Minnesota Wild 2020 aus österreichischer Sicht ausgewählt. In der ersten Runde sicherten sich auch die Vancouver Canucks 2006 noch mit dem insgesamt 14. Pick die Rechte an Michael Grabner.

Dass Reinbacher das Erstrundenquartett zu einem -quintett erweitert, gilt für die meisten Beobachter und Scouts als ausgemachte Sache. Im im April veröffentlichten finalen Ranking des Central Scouting Service (CSS) wurde der gebürtige Vorarlberger, der sich vergangene Saison in Kloten in der Schweiz mehr ins Rampenlicht spielte, als Nummer fünf aller europäischer Draftkandidaten gereiht.

Thomas Vanek, beim Hockeyspielen, 2006
GEPA/Greg M. Cooper
Der als Nummer fünf gezogene Thomas Vanek wurde den Erwartungen der Buffalo Sabres mit seinen Toren schnell gerecht

In den diversen „Mock Drafts“ – dem beliebten Auswahlspiel der diversen Experten – ist Reinbacher konsequent als erster gedrafteter Verteidiger zu finden. Geht es etwa nach theathletic.com, kommt der Teamspieler bereits als Nummer fünf bei den Montreal Canadiens unter. Die Arizona Coyotes oder St. Louis Blues gelten ebenfalls als heiße Kandidaten. Sehr oft wird ein Vergleich mit dem Deutschen Moritz Seider, Aushängeschild und Teamkollege von Kasper in Detroit und 2019 als Nummer sechs gedraftet, gezogen.

„Das ganze Paket“

Vor allem die eisläuferischen und defensiven Fähigkeiten Reinbachers werden von diversen Scouts gelobt. Dazu werden etwa auf der NHL-Homepage seine Stocktechnik und vor allem sein Charakter und die Arbeitseinstellung als großes Plus vermerkt. In der Offensive sehen die Scouts noch Luft nach oben, auch seine bei der WM erlittene Knieverletzung, wegen der er drei Spiele pausieren musste, könnte den „Marktwert“ des Verteidigers drücken.

„Er bringt das ganze Paket mit“, hatte auch Teamchef Roger Bader den 1,89 m großen Lustenauer vor der WM gegenüber der APA gelobt. „Grundsätzlich will jeder große Verteidiger. Dann ist es sehr attraktiv und gesucht, dass er den Schläger rechts hat. Und er hat gute Hände, macht gute Spielzüge, er kann gut schießen, darum war er auch im Powerplay eine feste Größe. Er kann hart spielen, Muskeln muss er noch zulegen.“ Der Schweizer lobte auch Reinbachers charakterliche Vorzüge: „Er ist total bescheiden, da ist null Überheblichkeit zu spüren, er ist sehr geerdet.“

David Reinbacher (Österreich) fliegt um
GEPA/Daniel Goetzhaber
David Reinbacher, hier bei seinem „Abflug“ gegen Schweden, zeigte bei der WM, was in ihm steckt

Daher besteht auch kein Zweifel, dass Reinbacher wohl der am höchsten gedraftete österreichische Verteidiger wird. Matthias Trattnig wurde 1998 von Chicago als 94. gewählt, Andre Lakos ein Jahr später von New Jersey als 95., und die Anaheim Ducks suchten sich Thimo Nickl vor drei Jahren als insgesamt 105. Spieler aus. „Er hat nicht wirklich eine Schwäche, sondern lauter Stärken“, sagte Bader über die Zukunftshoffnung, der mit 14 Jahren in die Schweiz übersiedelte und vergangene Saison den Durchbruch schaffte. Mit durchschnittlich 18:56 Eiszeit war er der am zweithäufigsten eingesetzte Verteidiger bei Kloten.

Interesse von allen Teams

Beim Scouting Combine in Buffalo vor wenigen Tagen, der Sichtung der Toptalente im Vorfeld des Drafts, war Reinbacher unter den 100 jungen Spielern jedenfalls einer der gefragtesten Gesprächspartner. „Es war eine wirklich tolle Zeit“, sagte der Vorarlberger, der vor den Augen der Manager und Scouts nicht nur auf Herz und Nieren geprüft wurde, sondern aufgrund des Interesses an seiner Person auch einen Vorgeschmack auf den Alltag in der NHL bekam: „Jeden Tag Interviews, Medientermine und die Tests, das ist nicht ganz ohne.“

Die vielen Gespräche mit Managern und Spielerkollegen hätten aber auch viele positive Aspekte. „Man lernt neue Leute kennen, und es war interessant, sich mit Spielern wie Leo Carlsson oder Connar Bedard (dem designierten Nummer-eins-Pick, Anm.) auszutauschen. Und natürlich ist es großartig, wenn eine Legende wie Steve Yzerman vor einem steht, und man kann mit ihm reden“, so Reinbacher in einer Aussendung des Österreichischen Eishockeyverbandes (ÖEHV).

Eine Tendenz, in welche Richtung es gehen könnte, gibt es laut Reinbacher noch nicht. „Bis jetzt habe ich noch nichts erfahren“, so der 18-Jährige, der nach den Interviews aber immerhin „großteils ein gutes Gefühl“ hatte. Eventuell auch im Gespräch mit Yzerman, der als Neunter an der Reihe seinen Kader nach Seider und Kasper mit einem weiteren deutschsprachigen Talent aufmotzen könnte. Aber vielleicht wird Reinbacher auch mit seinem Vorbild Roman Josi vereint. Der Schweizer ist der Star der gastgebenden Nashville Predators, die als 15. wählen dürfen. Und für das Team aus Tennessee wäre Reinbacher damit ein richtiger „Steal“.