Marc Marquez ruht sich aus
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Motorrad

Superstar Marquez erreicht Tiefpunkt

Die Motorradweltmeisterschaft ist in eine sechswöchige Sommerpause abgebogen, und damit bleibt vor allem einem Fahrer viel Zeit nachzudenken. Superstar Marc Marquez, sechsfacher MotoGP-Weltmeister, ist nach einer Sturzserie nur noch ein Schatten seiner selbst und am Tiefpunkt angekommen. Seine Zukunft bei Honda über diese Saison hinaus ist offen. „Es ist einer der schwierigsten Momente in meiner Karriere“, gab der Spanier zuletzt offen zu.

Der 30-Jährige liegt in der Fahrerwertung der Weltmeisterschaft in der MotoGP-Klasse aktuell mit 15 Zählern nur auf dem 19. Rang. Seit 2020 ging es sportlich kontinuierlich bergab. Zuletzt stürzte Marquez auf dem Sachsenring fünfmal, nun auch in Assen zweimal. In beiden Rennen konnte er nicht an den Start gehen. Rippenbruch, verstauchter Knöchel und ein Bruch am Daumen – die Pause kommt gerade recht.

„Ich habe jetzt eineinhalb Monate Zeit, mich zu erholen und mich komplett neu aufzubauen. Körperlich, aber auch mental für die zweite Hälfte der Saison“, sagte Marquez, der sich zugleich kämpferisch gibt. „Ich spüre viel Unterstützung, und das wird mir helfen.“ Erst in sechs Wochen geht es mit dem Rennwochenende in Silverstone weiter, im August findet auch der Grand Prix von Österreich in Spielberg statt.

Marc Marquez beim Motorradfahren
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Die Karriere von Superstar Marc Marquez ist in eine Schieflage geraten

Während der italienische Titelverteidiger Francesco Bagnaia (194 Punkte) mit seinem vierten Saisonsieg in Assen die WM-Führung auf Jorge Martin auf 35 Zähler ausgebaut hat, dümpelt Marquez mit nur 15 Punkten im Niemandsland umher. Zuletzt entwickelte er sich in den Niederlanden und davor Deutschland auch zu einer Gefahr für andere.

Sturzserie geht weiter

Nicht weniger als fünfmal war Marquez eine Woche zuvor auf dem Sachsenring gestürzt, am vergangenen Wochenende folgten die nächsten Stürze, im Qualifying crashte er mit Enea Bastianini. „Ich bin hier mit vielen Schwierigkeiten angereist, aber ich konnte vergangene Nacht nicht einmal schlafen, die Rippe hat zu sehr weh getan. Dann habe ich gesagt, dass ich nicht fahren kann, sie haben mich auch nicht für startbereit erklärt“, schilderte Marquez die Situation in Assen.

Acht von 20 WM-Rennen sind 2023 absolviert, Marquez sah kein einziges Mal das Ziel, weil er stürzte oder nicht am Start stand. In seinen ersten sieben Saisonen gewann Marquez sechsmal den Titel in der MotoGP-Wertung, danach ging es aufgrund von Verletzungen steil bergab. 2020 musste er nach einer Oberarmverletzung die Saison vorzeitig beenden, 2021 wurde er Gesamtsiebenter, 2022 bereits nur noch 13., und aktuell geht es mit der Spirale immer weiter nach unten.

Marquez’ Zukunft bei Honda offen

Dabei hatte Marquez, der seit Oktober 2021 auf seinen 60. Sieg in der MotoGP wartet, vor Saisonbeginn noch große Hoffnungen, zumal er sich wieder vollständig fit fühlte. Doch nach einer überraschenden Auftaktpole in Portimao kam alles ganz anders. „Ich bin in einer sehr schwierigen Situation, ich muss hart an mir arbeiten, um das Selbstbewusstsein wiederzuerlangen“, betonte der Superstar.

Marc Marquez posiert mit Manager
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Die Stimmung bei Marc Marquez (l.) und Alberto Puig (r.) war schon einmal deutlich besser

„Ich muss in dieser Zeit alles durchgehen“, so Marquez weiter. Da wird auch das Motorrad unter die Lupe genommen, alleine ein Blick in die WM-Wertung zeigt, dass Honda mit dem Titel nichts zu tun haben wird, der erfolgreichste Honda-Fahrer ist Alex Rins als 13. Marquez hat einen Vertrag inklusive 2024, doch die Zweifel mehren sich, dass er diesen auch erfüllt. Teammanager Alberto Puig sagte: „Jeder Mensch ist frei, das zu tun, was er im Leben will. Honda ist kein Unternehmen, das Leute haben will, die bei Honda nicht glücklich sind.“ Marquez lässt das Thema noch aus: „Ich bin an einem Tiefpunkt. Du kannst nicht über deine Zukunft entscheiden, wenn du in so einer Verfassung bist.“

Ducati dominiert nach Belieben

Ähnlicher Katzenjammer herrscht bei Yamaha. Fabio Quartararo, der Weltmeister von 2021, stand in dieser Saison nur einmal auf dem Podest. Auch der Franzose ist damit konfrontiert, mit den Ducati-Fahrern nicht mithalten zu können. Der italienische Hersteller mit Titelverteidiger Bagnaia an der Spitze dominiert die MotoGP dieses Jahr beinahe nach Belieben, hat sieben der acht Rennen gewonnen. Marco Bezzecchi und Jorge Martin, die mit Kundenteambikes von Ducati unterwegs sind, setzen dabei den Werksfahrern um Bagnaia immer mehr zu. Der Weltmeister kann jedoch nach seinem vierten Saisonsieg erst einmal in Ruhe die Sommerpause genießen.

Bagnaia zieht in Assen davon

Der Titelverteidiger und WM-Führende Franceso Bagnaia hat am Sonntag in der Motorrad-WM vor der sechswöchigen Sommerpause ein Statement gesetzt.

Als zweite Konstrukteurskraft hat sich derweil KTM etabliert. Brad Binder ist als WM-Vierter bester Nicht-Ducati-Pilot, der Südafrikaner verbuchte heuer zwei Sprintsiege sowie einen zweiten Platz beim Grand Prix in Jerez. Teamkollege Jack Miller wurde dort Dritter. Speziell in den Sonntagsrennen hat der österreichische Rennstall aber noch Verbesserungspotenzial, wie der nach einer Strafe verschenkte dritte Platz durch Binder in Assen zeigte. KTM-Teammanager Francesco Guidotti war dennoch mit dem ersten Saisonabschnitt zufrieden: „Die Bilanz mit den Fahrern, den Motorrädern und dem Team ist positiv.“