Der Slowene, der eine zwölfköpfige Verfolgergruppe ins Ziel führte, sicherte sich als Etappendritter vier Bonussekunden im Duell mit Titelverteidiger Jonas Vingegaard. Der Däne fuhr zeitgleich als Neunter über die Ziellinie. Pogacar hat damit nach seinem Sturz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich im April im ersten Vergleich mit den Besten seither auch gezeigt, dass man mit ihm wieder rechnen muss.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte Adam Yates und stellte aber sofort klar, dass sein Kapitän Pogacar der Boss ist. „Als mein Bruder kam, wusste nicht, ob ich mit ihm arbeiten darf. Ich habe via Funk nachgefragt, und sie haben gesagt: ‚Go for it‘“, sagte er im Siegerinterview. „Wir (Simon und er, Anm.) stehen uns wirklich nahe. Diese Erfahrung mit ihm zu teilen, ist wirklich schön. Ich bin super glücklich.“
Yates-Zwillinge dominieren Tour-Auftakt
Adam Yates (UAE) hat die Auftaktetappe der 110. Tour de France vor seinem Zwillingsbruder Simon Yates (Jayco) gewonnen und damit für einen historischen Tour-Auftakt gesorgt.
Kurzzeitig hatte auch Pogacar-Helfer Felix Großschartner das Feld etwa elf Kilometer vor dem Ziel angeführt, als er aber etwas davonzog, ließ er sich von Yates ablösen. Er hielt sich damit genau an die Vorgabe, die er schon vor der Tour erklärt hatte: „Ich bin der, der bis zum letzten Berg Tempo macht, wenn schwere Etappen sind.“ Dieser Plan ging gleich im ersten Teilstück schon einmal ausgezeichnet auf.
Tour für Carapaz und Mas bereits vorbei
Das Rennen war lange Zeit von einer fünfköpfigen Ausreißergruppe bestimmt worden, doch am Ende setzten sich die Stars durch. Allerdings nicht alle. Knapp 20 Kilometer vor dem Ziel kam es zum Sturz von drei Fahrern, darunter die zwei Gesamt-Podiumskandidaten Richard Carapaz (EF Education) und Enric Mas (Movistar). Für beide ist die Tour de France vorzeitig vorbei.
Carapaz, der Tour-Dritte von 2021, konnte nach dem Sturz zwar wieder auf das Rad steigen, kam aber mit großer Verspätung und schmerzverzerrtem Gesicht ins Ziel. Der Ecuadorianer brach sich die linke Kniescheibe, was die anschließende Röntgenuntersuchung ergab. Olympiasieger Mas, der spanischen Kapitän im Team von Gregor Mühlberger, gab mit einem gebrochenen Schulterblatt umgehend auf und begab sich ins Krankenhaus.
Gall von Stimmung begeistert
Von den sechs Österreichern landete Felix Gall (AGR2) als 36. (+33 Sekunden) am weitesten vorne. Der 25-jährige Tour-Debütant sagte nach dem Rennen: „Die Stimmung war den ganzen Tag unglaublich, das war der absolute Wahnsinn. Aber im Rennen hat man schon gemerkt, dass es kein gewöhnliches Rennen ist, es war supernervös, es waren ständig Positionskämpfe. Im Finale war es superhart. Ich persönlich habe mich noch nicht so super gefühlt, aber es hat gerade erst angefangen, es dauert noch lange.“
Großschartner wurde als 44. (+1:19) zweitbester Österreicher, Patrick Konrad (Bora) landete auf dem 60. Rang. Am Sonntag wird das Tour-Gastspiel in Spanien mit der zweiten Etappe über 208,9 Kilometer von Vitoria-Gasteiz nach San Sebastian fortgesetzt. Auch dann warten wieder fünf Bergwertungen, was den Klassiker-Spezialisten entgegenkommen wird. Es ist die längste Etappe der gesamten Tour, der Auftakt der Tour hat es schon vor den ersten Metern in Frankreich in sich.