Formel 1

Verstappen glänzt bei Rekordspektakel

Die zehnte Ausgabe des Grand Prix von Österreich seit seinem Comeback 2014 ist am Sonntag mit einer neuerlichen Machtdemonstration von Max Verstappen zu Ende gegangen. Der Saisondominator aus den Niederlanden krönte mit seinem insgesamt 42. Sieg und seinem fünften auf dem Red Bull Ring ein perfektes Wochenende – und das vor einer neuerlichen Rekordkulisse in der Hauptfarbe Orange. Für Aufregung sorgten unterdessen nachträgliche Zeitstrafen, die am späten Sonntagabend für acht Fahrer ausgesprochen wurden.

An allen Tagen, an denen auf dem Red Bull Ring im Rahmen des insgesamt 36. Großen Preises von Österreich im Renntempo gefahren wurde, stand in der Endabrechnung der Name Max Verstappen ganz vorn. Der 25-Jährige war nicht nur im einzigen freien Training Schnellster, sondern entschied auch Qualifying, Shoot-out, Sprint und schließlich das Hauptrennen für sich. Mit seinem 42. Sieg ließ Verstappen Allzeitgröße Ayrton Senna hinter sich und ist in der ewigen Statistik alleiniger Fünfter.

„Das war ein überragendes Rennen. Das Auto war ‚on fire‘“, sagte Verstappen nach seinem Triumph am Sonntag, seinem siebenten in dieser Saison und dem fünften in Folge. „Ein toller Tag, ich habe ihn sehr genossen. Ich genieße einfach den Moment, das Auto zu fahren und mit dem Team zu arbeiten.“ Der zweifache Weltmeister baute seinen Vorsprung in der WM auf seinen Teamkollegen Sergio Perez auf 81 Punkte aus. Der Mexikaner wurde im Rennen hinter dem monegassischen Vorjahressieger Charles Leclerc im Ferrari Dritter.

Max Verstappen jubelt
AP/Darko Bandic
Verstappen war auf dem konzerneigenen Ring an diesem Wochenende eine Klasse für sich

Auch Red-Bull-Konsulent Helmut Marko, der vor dem Grand Prix am „Rennen“ der Legenden teilgenommen hatte, freute sich: „So ein Wochenende für uns, unglaublich.“ Für den österreichischen Rennstall war Verstappens Sieg saisonübergreifend schon der zehnte in Folge. Dem Weltmeisterteam fehlt damit nur noch ein weiterer Erfolg, um den von McLaren 1988 aufgestellten Rekord für die längste Siegesserie zu egalisieren. Das könnte bereits am nächsten Sonntag in Silverstone (16.00 Uhr, live in ORF1) passieren.

Nachträgliche Zeitstrafen sorgen für Aufregung

Verstappen schien auf der „Bullen“-Heimstrecke in der Obersteiermark auch vom bestimmenden Thema Track-Limits unberührt. Die Konkurrenz haderte sowohl in den Qualifyings und den Rennen immer wieder mit gestrichenen Zeiten, Verwarnungen und sogar Zeitstrafen. Im Grand Prix am Sonntag gab es mehr Versuche, die Konkurrenten „anzuschwärzen“, als Überholversuche.

Im Nachgang des Rennens wurden dann acht Fahrer mit Zeitstrafen wegen unerlaubten Verlassens der Strecke belegt. Das ging aus einem von der Rennserie am späten Sonntagabend versendeten offiziellen Dokument hervor. Durch die Strafenflut verändert sich zwar das Rennergebnis innerhalb der Top Ten, allerdings waren die Podestplätze davon nicht betroffen.

Die empfindlichste Sanktion erhielt der Franzose Esteban Ocon vom Alpine-Rennstall, der mit vier Strafen belegt wurde. Insgesamt werden auf seine Rennzeit 30 Sekunden aufaddiert. Außerdem wurden Verstöße von Nyck de Vries (Alpha Tauri/15 Sekunden), Lewis Hamilton (Mercedes/zehn), Pierre Gasly (Alpine/zehn), Carlos Sainz (Ferrari/zehn), Logan Sargeant (Williams/zehn), Alexander Albon (Williams/zehn) und Yuki Tsunoda (Alpha Tauri/fünf) geahndet. „Mehrmaliges Verlassen der Strecke ohne triftigen Grund“ hieß die Erklärung für die Strafen. Sainz, Rekordweltmeister Hamilton und Gasly verloren dadurch WM-Punkte, weil sie nach hinten rutschten.

Zuvor hatte der Rennstall von Aston Martin Protest gegen die Wertung des neunten Saisonlaufes eingelegt. Daraufhin wurden eine Anhörung und eine Untersuchung durchgeführt. Insgesamt mussten 1.200 Fälle geprüft werden. Das war während des Rennens aufgrund der Masse nicht möglich gewesen.

Frust bei Hamilton

Hamilton, der schon früh eine Fünfsekundenzeitstrafe wegen Überfahren der Track-Limits kassierte, beschwerte sich schon während des Rennens mehrmals über Konsequenzen für die Gegner. Der Brite hatte allerdings auch sonst mit seinem Mercedes zu kämpfen und musste sich am Ende unmittelbar hinter seinem jungen Stallgefährten George Russell mit Platz acht begnügen. Wie tief der Frust in der Mercedes-Box war, zeigte ein bezeichnender Dialog zwischen Hamilton und Teamchef Toto Wolff. Eine weitere Beschwerde seines prominenten Piloten konterte der Wiener genervt mit „Lewis, wir wissen, dass das Auto schlecht ist. Bitte fahr’ es einfach.“

Red-Bull Fans schauen Verstappen zu
GEPA/Mario Buehner
Der „Orange Army“ und Verstappen waren die Probleme der Konkurrenz mit der Streckenbegrenzung egal

Dafür gab Ferrari auf dem Red Bull Ring, wo die „Scuderia“ im Vorjahr dank Leclerc ihren bis dato letzten Sieg gefeiert hatte, mit den Plätzen zwei für den Monegassen und Rang vier für dessen spanischen Teamgefährten Carlos Sainz ein kräftiges Lebenszeichen von sich. „Ich denke, Freitag und heute haben wir das, was wir haben, maximiert. Es ist gut, wieder auf dem Podium zu stehen“, sagte Leclerc, der bereits mit Vorfreude auf das nächste Rennen in Großbritannien blickte: „In Silverstone haben wir immer gut ausgesehen, hoffentlich können wir das Tempo mitnehmen und Red Bull ein wenig fordern.“

Besucherrekord und Vertragsverlängerung

Während auf dem Silverstone Circuit im englischen Northamptonshire wieder die Union Jacks dominieren werden, gab in Spielberg an diesem Wochenende die Nationalfarbe der Niederlande den Ton an. Der Ansturm der „Orange Army“ bescherte den Veranstaltern im Aichfeld auch wieder einen neuen Besucherrekord. Nachdem schon im Vorjahr über 300.000 Fans an den Ring gepilgert waren, pilgerten heuer 304.000 Zuschauer und Zuschauerinnen am gesamten Rennwochenende nach Spielberg und sorgten für eine weitgehend friedliche Show.

Das auch bei den Fahrern beliebte Spektakel im Aichfeld bleibt dem Rennzirkus auch noch mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts erhalten. Denn kurz vor dem Rennstart verkündeten die Betreiber des Red Bull Rings und die F1-Organisation eine Verlängerung des bestehenden Vertrages um drei weitere Jahre. Damit steht der Grand Prix von Österreich bis 2030 fix im Kalender. Für die Ausgabe 2024 können ab Montag Karten erworben werden – und allzu viel Zeit sollte man sich angesichts des Andrangs damit wohl nicht lassen.

Grand Prix von Österreich in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (306,452 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:25:33,607
2. Charles Leclerc MON Ferrari + 5,155
3. Sergio Perez MEX Red Bull 17,188
4. Lando Norris GBR McLaren 26,327
5. Fernando Alonso ESP Aston Martin 30,317
6. Carlos Sainz * ESP Ferrari 31,377
7. George Russell GBR Mercedes 48,403
8. Lewis Hamilton * GBR Mercedes 49,196
9. Lance Stroll CAN Aston Martin 59,043
10. Pierre Gasly * FRA Alpine 1:07,667
11. Alexander Albon * THA Williams 1:19,767
12. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 1 Runde
13. Logan Sergeant * USA Williams 1 Runde
14. Esteban Ocon * FRA Alpine 1 Runde
15. Valtteri Bottas FIN Alfa Romeo 1 Runde
16. Oscar Piastri AUS McLaren 1 Runde
17. Nyck de Vries * NED Alpha Tauri 1 Runde
18. Kevin Magnussen DEN Haas 1 Runde
19. Yuki Tsunoda * JPN Alpha Tauri 1 Runde
Out: Nico Hülkenberg (GER/Haas)
Schnellste Runde: Verstappen (71./1:07,012 Min.)
* Nachträgliche Strafe (Track Limits)