Seit fast 13 Jahren hat kein Österreicher mehr hauptberuflich einen Formel-1-Boliden gelenkt, Marko prophezeite vor Kurzem kein baldiges Ende dieser Durststrecke. „Ich sehe keinen Österreicher, der in naher Zukunft in der Formel 1 erfolgreich sein könnte“, hatte der 80-jährige Steirer gesagt. Damit inkludierte Marko auch den 17-jährigen Charlie Wurz, der derzeit als aussichtsreichstes rot-weiß-rotes Talent gilt. Denn Wurz hat in der Formula-Regional-Europameisterschaft derzeit Schwierigkeiten, in sechs Rennen holte er nur einmal einen Punkt.
„Wir sind in einem Team, wo wir uns gesamt als Fahrer und Team schwertun. Da arbeiten wir hart daran, und es ist auch mal gut, durch so eine Zeit zu gehen“, erklärte Wurz im APA-Gespräch. „Charlie hat von drei Meisterschaften, die er gefahren ist, zwei gewonnen.“ Eine davon in Neuseeland, wo auch schon aktuelle Formel-1-Fahrer wie Lando Norris und Lance Stroll triumphierten. Außerdem sei die Generation rund um Charlie „echt stark“ und „ein Haufen von fünf bis zehn Piloten, wo sicher viele in die Formel 1 kommen“ werden.
Nun müsse Wurz, der vor 15 Jahren in Montreal als bisher letzter Österreicher auf ein Formel-1-Podest gefahren ist, seinem Sohn ein Topteam für die Formel 3 besorgen. „Dann kann er sich genauso entfalten, wie er das in der italienischen Formel 4 gemacht hat“, so der ORF-Experte. Die Finanzierung ist neben dem fahrerischen Talent die größte Hürde auf dem Weg hinauf. In den Jahren bis zur Königsklasse werden Investitionen in Höhe von etwa sechs bis 15 Mio. Euro benötigt, je nach Stärke der Teams, Anzahl an Sponsoren und möglicher Mitgliedschaft in einem Junioren-Programm etablierter Rennställe.
Appell an Politik und Industrie
Um den finanziellen Aufwand für heimische Talente hinter sowie neben dem Steuer zu erleichtern, wünschte sich Wurz mehr österreichische Förderprogramme. „Wir haben durchaus Fahrer mit Talent“, betonte er und richtete einen Appell an Politik und Industrie: „Der Motorsport bedeutet für Österreich sehr viel. Wir dürfen nicht auf den Motorsport vergessen.“ Wurz schlug eine öffentlich-private Partnerschaft vor, die neue Anstöße geben könne. „Vielleicht sollte man sich mal zu einem Brainstorming treffen, ob man gemeinsam etwas bewirken kann.“
Vor allem das „Folgegeschäft“ und die „Folgeexpertise“ nach der Ausbildung von Fahrern und Ingenieuren gehe weiter. Das würde laut Wurz in der Herstellung von Autos, Flugzeugen, Triebwerken, im medizinischen Bereich und unter anderem in der Nachhaltigkeit helfen. „Das systemgetriebene Prozessdenken, das bekommst du im Motorsport. Da ist man performanceorientiertes Denken gewohnt.“
Wunsch nach mehr Förderprogrammen
Wurz betreibt mit der von seinem Vater gegründeten Firma Test & Training ein eigenes Unternehmen, das international in Sachen Fahrtrainingexpertise angesehen ist und auch Talente ausbildet. „Ich bekomme Angebote von anderen Staaten, solche High-Performance-Akademien aufzustellen und zu entwickeln“, erklärte er. Für den Weltverband FIA ist Wurz in der Young Driver Excellence Academy involviert, dort wurden schon Motorsportweltmeister, Rallyeweltmeister, Indy-Sieger und Le-Mans-Sieger hervorgebracht.
Am Standort Österreich fehle es noch an Förderprogrammen, sagte Wurz. „Damit wir die Infrastruktur und Instruktoren zahlen können. Auch Steuersenkungen für Sponsoren wären sinnvoll. Genauso machen das auch andere Staaten.“ Als bisher letzter österreichischer Formel-1-Fahrer war der Vorarlberger Christian Klien im November 2010 in Abu Dhabi für HRT in einem Rennen im Einsatz gewesen.