Sein Heimaturlaub neigt sich dem Ende zu, nach rund einem Monat in Wien geht es nächste Woche wieder in die USA und um die wohl letzte Chance auf Pflichtspieleinsätze in der Milliardenliga. Seikovits ist vor seiner Rückkehr in die Wüste guter Dinge. „Ich fühle mich gut, ich fühle mich bereit. Ich habe mich letztes Jahr schon so weit gefühlt. Ich werde alles geben“, so Seikovits bei einem Medientermin in Wien.
Der frühere Spieler der Vienna Vikings kam über das International Pathway Program (IPP) zur Förderung von nicht nordamerikanischen Spielern zu den Cardinals und schaute im ersten Jahr bei Spielen zu. In der zweiten Saison durfte er schon in Vorbereitungspartien mitwirken, Pflichtspieleinsätze wie Landsmann und Freund Bernhard Raimann blieben ihm noch vorbehalten. Das soll sich heuer endgültig ändern.
Seikovits hofft auf NFL-Kaderplatz
Für Bernhard Seikovits bricht das dritte Jahr in der National Football League in den USA an. Nach Veränderungen im Trainerteam rechnet sich der Wiener bei den Arizona Cardinals gute Chancen auf einen der begehrten Kaderplätze aus.
„Es sprechen einige Dinge für mich, der neue Coach, das neue System und dass es nun mein drittes Jahr ist und nicht mein erstes. Ich habe vor einem Jahr viel in der Preseason gespielt, habe da Selbstvertrauen für heuer sammeln können. Wenn ich eine Schippe drauflegen und das, was die Coaches fordern, umsetzen kann, dann bin ich in einer guten Position“, unterstrich Seikovits, der zuletzt auch erstmals in Wien ein Jugendcamp veranstaltete, um Kinder für den Sport zu gewinnen.
Seikovits will es Raimann gleichtun
An heimischen Vorbildern mangelt es im US-Sport aktuell nicht. Basketballer Jakob Pöltl hat gerade erst einen Karrierevertrag bei den Toronto Raptors unterschrieben, Eishockey-Teenager David Reinbacher wurde so hoch wie nur Thomas Vanek zuvor von den Montreal Canadiens gedraftet und Footballer Raimann spielt als erster Österreicher seit 35 Jahren in der NFL in Pflichtspielen mit.
Wie für Raimann, der in der Offensive Line der Indianapolis Colts seinen Quarterback schützt und das am 12. November auch in Frankfurt gegen die New England Patriots tun wird, ist auch für Seikovits das Aufhalten des Gegners entscheidend. Wenn der Tight End keine Pässe fängt, blockt er. Gleich im mehrwöchigen Trainingscamp, in dem die Teams von 90 Spielern 53 für den Roster auswählen, will Seikovits das untermauern. „In meiner Position muss ich zeigen, dass ich blocken kann, körperlich alles dafür mitbringe. Und dass ich das neue Schema verstehe – Konstanz und jedes Play zählt."
Neuer Coach macht Hoffnung
Nach einer Saison zum Vergessen, die Cardinals gewannen nur vier ihrer 17 Saisonspiele, wurde wenig überraschend Headcoach Kliff Kingsbury „gegangen“. Als Nachfolger wurde Jonathan Gannon, der bisherige Defensive Coordinator von Super-Bowl-Teilnehmer Philadelphia Eagles, verpflichtet. Der 40-Jährige brachte einen neuen Coaching Staff mit, darunter Tight-End-Coach Ben Steele. Im Frühjahr lernte Seikovits alle neuen Gesichter kennen und schöpft Hoffnung.
"Es ist sehr spannend, wir haben überhaupt einen neuen Coaching Staff. Es ist bislang gut gelaufen, ich habe gut trainiert, und es war wieder schön, mit den alten Teamkollegen zu trainieren und die neuen kennenzulernen. Es war insgesamt positiv. Das Minicamp ist gut verlaufen, jetzt juckt es in den Fingern vor dem Trainingscamp.“ Die Cardinals befinden sich in einer Übergangssaison, Quarterback Kyler Murray ist nach einer Verletzung rekonvaleszent. „In Kombination mit dem neuen Headcoach spielt mir das sicher auch in die Karten.“
Noch keinen Plan B
Mit Zach Ertz und Youngster Trey McBride dürften zwei Tight-End-Plätze auf dem Roster schon vergeben sein, Seikovits spekuliert auch mehr mit einem Platz im Trainingskader, der anders wie der IPP-Platz während der Saison Einsätze zulässt. Einen Plan B hat Seikovits noch nicht, falls es auch diese Saison nicht klappen sollte. „Ich fokussiere mich voll da drauf, alles andere blende ich aus. Wenn es so weit ist, wird sich eine andere Tür öffnen, oder ich öffne mir selbst eine.“