Fally Mayulu (Rapid)
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Bundesliga

Rapid scheut sich vor zu hohen Zielen

Die traditionell hohe Erwartungshaltung bei Rapid vor dem Beginn einer neuen Saison stößt Trainer Zoran Barisic sauer auf. Als der Wiener beim Trainingsstart vor drei Wochen das Erreichen der Meistergruppe der Admiral Bundesliga als vorläufiges Ziel ausgab und darauf verzichtete, konkrete Endplatzierungen zu nennen, war die Empörung bei diversen Social-Media-Usern groß. Die teils hämischen Kommentare sorgten wiederum bei Barisic für Unmut, wie er im Gespräch mit der APA erklärte.

„Es gibt sehr viele schlechte Menschen auf dieser Welt, die Plattformen nützen und aus dem Hinterhalt schießen. Ich bezeichne die sozialen Netzwerke als negative Psychologie“, sagte der 53-Jährige. „Wir sind sowieso eine Bevölkerung aus Raunzern und Negativisten, damit muss man natürlich umgehen können.“

Einmal mehr skizzierte Barisic die Vorhaben für die kommenden Monate. „Wir wollen im Cup so weit wie möglich kommen, international in die nächste Runde aufsteigen und – was die Meisterschaft betrifft – zunächst einmal in der Meistergruppe dabei sein. Das Ziel bleibt ein internationaler Bewerb.“

Rapid-Trainer Zoran Barisic
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Coach Zoran Barisic will die Ziele für die neue Saison nicht zu hoch stecken und strebt in der Liga vorerst die Top Sechs an

Spielerische Entwicklung im Vordergrund

Gleichzeitig stellte der Ex-Teamspieler klar: „Das sind die Ergebnisziele, die die Leute hören wollen. Doch mir geht es zusätzlich noch um Handlungsziele. Wir wollen besser Fußball spielen, uns in allen Phasen des Spiels weiterentwickeln, die Mannschaft und junge Spieler weiterentwickeln und – das steht über allem – die Fans mit unseren Leistungen zufriedenstellen.“

Er könne aber nicht versprechen, dass Grün-Weiß in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen werde, betonte Barisic. „Das wäre dem Fan gegenüber eine Lüge. Und ich bin nicht bereit zu lügen.“ Rapid ist seit 2008 ohne Titelgewinn, die vergangene Spielzeit wurde hinter Red Bull Salzburg, Sturm Graz und dem LASK auf Rang vier beendet. Der bisherige Verlauf der Transferzeit lässt nicht darauf schließen, dass die Top Drei von 2022/23 an Qualität verloren haben.

Zwei Neuzugänge sollen „sofort weiterhelfen“

Während vor allem der LASK auf große Einkaufstour ging, hielt man sich bei den Grün-Weißen zumindest vorerst etwas zurück. Neu sind bisher Dennis Kaygin, Fally Mayulu, Matthias Seidl und Nenad Cvetkovic. Die beiden Letzteren sollten sich laut Barisic auf Anhieb als Verstärkung erweisen. „Bei ihnen hat man gesehen, dass sie Spieler sind, die sofort weiterhelfen können.“ Etwas mehr Geduld wird wohl bei Mayulu und Kaygin nötig sein. „Beide haben großes Potenzial. Jetzt gilt es, mit ihnen zu arbeiten, damit sie Schritt für Schritt dorthin kommen, der Mannschaft weiterhelfen zu können“, meinte der Coach.

Matthias Seidl (Rapid) während Testpsiel
GEPA/Johannes Friedl
Matthias Seidl, in der vergangenen Saison zum besten Spieler der 2. Liga gewählt, soll bei Rapid von Beginn an voll einschlagen

Cvetkovic musste zuletzt wegen leichter muskulärer Probleme kürzertreten, dürfte aber bald wieder voll belastbar sein. Aleksa Pejic hingegen droht ein längerer Ausfall – den Mittelfeldspieler plagt eine Schambeinentzündung. Das Duo versäumte in den vergangenen Tagen kräfteraubende Einheiten. „Wenn du dominant auftreten willst, brauchst du eine gewisse Fitness, und die muss man sich im Training aneignen“, sagte Barisic.

Fehlstart wie im Vorjahr soll vermieden werden

Auch mit physischer Stärke soll ein Fehlstart wie vor einem Jahr vermieden werden. Damals geriet man in der Bundesliga schnell ins Hintertreffen, und als man dann auch noch im Conference-League-Play-off am FC Vaduz, der die Vorsaison als Achter der zweiten Schweizer Liga abgeschlossen hatte, scheiterte, kam es zu einer Fanrevolte.

Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek nahmen den Hut, wenig später war auch Coach Ferdinand Feldhofer Geschichte. Barisic wechselte vom Posten des Sportchefs zurück auf die Trainerbank und will sich nun ein ähnliches Szenario wie 2022 ersparen. „Wir werden darum kämpfen, dass wir gut aus den Startlöchern kommen.“

Weitere Transfers geplant

Los geht es am kommenden Sonntag in der ersten ÖFB-Cup-Runde am Platz des Wiener Sport-Clubs gegen Donaufeld, fünf Tage später bestreitet Rapid das Eröffnungsmatch der neuen Ligasaison auswärts gegen den LASK. Bis dahin, spätestens aber bis zum Ende der Transferzeit am 31. August, wird es im Kader mit großer Wahrscheinlichkeit zu weiteren Änderungen kommen. „Ich glaube, dass in beide Richtungen (Zu- und Abgänge, Anm.) noch etwas passieren wird“, sagte Barisic.