Vingegaard vergrößerte damit den Abstand auf den Slowenen auf nun 1:48 Minuten in der Gesamtwertung. Der 26-Jährige behauptet nun schon seit der sechsten Etappe das Gelbe Trikot. Der Osttiroler Gall bewältigte die 22,4 Kilometer lange Strecke in der Mont-Blanc-Region mit Ziel in Combloux im Kampf gegen die Uhr in 36:16 Minuten und machte einen Platz gut.
„Ich habe mich großartig gefühlt. Das war das beste Zeitfahren, das ich jemals gefahren bin. Ich bin sehr stolz, was ich geschafft habe“, sagte Vingegaard. Von einer Vorentscheidung wollte sein Teamchef Richard Plugge noch nicht sprechen: „Die Tour ist erst entschieden, wenn der Bus mit Pogacar Richtung Slowenien abfährt.“
Vingegaard im Zeitfahren eine Klasse für sich
Jonas Vingegaard hat am Dienstag bei der Tour de France einen furiosen Auftritt hingelegt und das Zeitfahren klar für sich entschieden. Der dänische Titelverteidiger distanzierte seinen direkten Rivalen um den Gesamtsieg, den Slowenen Tadej Pogacar, um 1:38 Minuten. Auch Felix Gall schlug sich als Tages-13. ausgezeichnet.
Von Beginn an schneller
Enttäuscht zeigte sich Pogacar: „Heute hatte ich nichts mehr entgegenzusetzen. Es war nicht mein bester Tag.“ Trotzdem will er wieder angreifen: „Es ist noch nicht vorbei.“
Die beiden Ausnahmefahrer hatten einander im bisherigen Verlauf der Tour einen großen und vor allem ausgeglichenen Zweikampf geliefert. Lediglich zehn Sekunden hatte der Abstand vor dem Zeitfahren betragen. Und bei diesem galt wie sonst auch: Das Beste kommt zum Schluss. So startete Pogacar auf seiner Zeitfahrmaschine um 16.58 Uhr, Vingegaard begann um 17.00 Uhr. Der Däne schoss pfeilschnell von der Rampe und fuhr ein enormes Tempo. An der zweiten Zeiterfassung lag er 31 Sekunden vor Pogacar.
Gall „mehr als zufrieden “
Gall war mit seiner Leistung sehr zufrieden: „Ich habe mich auf die zwei Anstiege konzentriert und jetzt gar nicht groß versucht, in die Flachstücke zu viel Energie reinzustecken. Das ist mir gelungen“, erzählte der 25-Jährige, der am letzten Anstieg vom Zeitfahr- auf das Straßenrad wechselte. „Aber das ist super schnell gegangen.“
In der Gesamtwertung machte Gall damit einen Platz gut und ist nun Zehnter. „Ich kann mehr als zufrieden sein mit dem heutigen Tag, jetzt wieder zurück in den Top Ten. Mittlerweile sind da die Abstände doch recht groß. Da müssen wir sehen, wie viel noch möglich ist.“
Wie ein gewöhnliches Zeitfahren war die 22,4 Kilometer lange Strecke zwischen Passy und Combloux in den Alpen ohnehin nicht angelegt. Auf den ersten Kilometern ging es noch flach zu, doch zum Schluss standen anspruchsvolle 2,5 Kilometer mit durchschnittlich 9,4 Prozent Steigung an. 5,6 Kilometer vor dem Ziel wechselte der Slowene von der Zeitfahrmaschine zum Bergrad, das kostete ihn wertvolle Zeit.
Dabei war Pogacar gar nicht mal schlecht und hatte selbst einen großen Vorsprung auf den Dritten Wout van Aert (Belgien). „Ich bin heute der Erste der Menschen“, sagte van Aert, der seine Kappe vor lauter Bewunderung über seinen Mannschaftskollegen Vingegaard zog.
Königsetappe am Mittwoch
Am Mittwoch steht die Königsetappe zum Col de la Loze auf dem Programm. Die 17. Etappe, die 5.000 Höhenmeter bereithält, könnte im Duell um den Gesamtsieg zwischen Vingegaard und Pogacar zu einer Vorentscheidung führen. Das Teilstück auf den 166 Kilometern zwischen Saint-Gervais Mont-Blanc und Courchevel gilt als eine der schwierigsten bei der Frankreich-Rundfahrt.