Radfahrer Felix Gall (AUT)
IMAGO/Nico Vereecken
Tour de France

Famoser Gall gewinnt Königsetappe

Felix Gall hat sich einen Traum erfüllt und sensationell die Königsetappe der Tour de France gewonnen. Der Osttiroler holte sich mit einer beeindruckenden Vorstellung am Mittwoch auf dem schweren Teilstück von Saint-Gervais Mont-Blanc nach Courchevel über 166 km den Tagessieg. Gall bestätigte damit einmal mehr seine derzeit starke Form. Im Kampf um den Gesamtsieg baute Titelverteidiger Jonas Vingegaard seinen Vorsprung aus.

„Es ist unglaublich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ganze Jahr ist unglaublich, hier die Königsetappe zu gewinnen, ist unglaublich. Ein Dreiwochenrennen ist nicht einfach, aber ich bin der Leader des Teams. Die letzten Tage habe ich mich immer besser gefühlt. Ich hatte etwas Angst, dass ich auf den letzten Kilometern eingeholt werde“, jubelte Gall in einer ersten Reaktion.

Der 25-Jährige ist damit der vierte österreichische Etappensieger nach Max Bulla (1931), Georg Totschnig (2005) und Patrick Konrad (2021). Nach der unglücklichen Etappe am Sonntag mit drei Radwechseln war Gall zurückgefallen, hatte aber nach dem starken Einzelzeitfahren am Dienstag weiter die Top Ten und einen möglichen Etappensieg im Visier.

Tour de France: Gall gewinnt Königsetappe

Felix Gall hat sensationell die Königsetappe der 110. Tour de France für sich entschieden. Der Osttiroler triumphierte am Mittwoch auf dem mit über 5.000 Höhenmetern gespickten 17. Teilstück von Saint-Gervais Mont-Blanc nach Courchevel.

Gesamt nun Achter

In der Gesamtwertung verbesserte sich der 25-jährige AG2R-Fahrer auf den achten Platz (+16:11 Minuten), im Kampf um das Bergtrikot liegt Gall nur noch sechs Punkte unmittelbar hinter dem Führenden Giulio Ciccone. Titelverteidiger Jonas Vingegaard baute indes nach seiner gestrigen Machtdemonstration im Zeitfahren als Etappenvierter seine Führung noch einmal kräftig aus.

Gall triumphierte am Mittwoch auf dem mit über 5.000 Höhenmetern gespickten 17. Teilstück vor dem Briten Simon Yates. Gall begab sich früh in eine rund 30-köpfige Ausreißergruppe um die im Gesamtklassement vor ihm platzierten Pello Bilbao, Yates und David Gaudu.

Erfolgreiche Attacke

Diese startete personell um die Hälfte dezimiert, aber mit einem Vorsprung von etwa zweieinhalb Minuten auf die Gruppe um Vingegaard und Tadej Pogacar in den 28,1 km langen, gefürchteten Anstieg zum Col de la Loze. 13 Kilometer vor dem Ziel setzte Gall die entscheidende Attacke, riss schnell einen Abstand auf die ersten Verfolger auf und brachte den Erfolg ins Ziel. Von den unmittelbaren Kontrahenten konnte ihm keiner folgen.

„Als ich über die Ziellinie gefahren bin, ist mir nicht viel durch den Kopf gegangen. Ich bin einfach nur für alles dankbar. Ich habe mich den ganzen Tag großartig gefühlt. Ich wusste, dass diese Etappe hart wird. Dann dachte ich mir, ich könnte mir auf den letzten Anstieg einen Vorsprung auf die Favoriten herausfahren. Ich fühlte mich einfach gut und habe es versucht“, so Gall.

„Ich kann nicht sagen, dass das ein Kindheitstraum war. Vor eineinhalb Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich jetzt in dieser Position bin“, war Gall überwältigt, der bei der Siegerehrung von seinem Teamkollegen Ben O’Connor geherzt wurde.

Vingegaard baut Vorsprung aus

In der Gesamtwertung verteidigte Vingegaard das Gelbe Trikot des Führenden erfolgreich und baute seine Führung noch einmal kräftig aus. Der Titelverteidiger aus Dänemark liegt nun 7:35 Minuten vor Pogacar. Der zweimalige Champion aus Slowenien musste etwa 15 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen und verlor damit wohl jede Chance auf den Tour-Sieg.

Der Slowene erlebte am Mittwoch den größten Einbruch seiner Karriere und musste alle Hoffnungen auf das Gelbe Trikot begraben. Dabei war in dem 28 Kilometer langen und bis zu 24 Prozent steilen Anstieg noch nicht der schwierigste Abschnitt erreicht.

Pogacar nach Sturz gehandicapt

Die brutale Etappe mit 5.400 Höhenmetern und vier Bergen begann für Pogacar schon mit einem Missgeschick. Nach 17 Kilometern stürzte der 24-Jährige, zog sich blutende Wunden auf dem linken Knie und Ellenbogen zu. Das Dach der Tour war mit 2304 Metern Höhe zu hoch für Pogacar, der offenbar angeschlagen ist. „Ich kann nicht mehr. Ich bin tot“, funkte Pogacar zu seinem Teamwagen. Vingegaard reagierte umgehend und erhöhte das Tempo stark. Selbst ein die Straße blockierendes Motorrad stoppte ihn nicht.

Der Donnerstag ist wieder ein Tag für die Sprinter. Die 184,9 Kilometer von Moutiers nach Bourg-en-Bresse weisen nur zwei kleine Anstiege der vierten Kategorie auf, insgesamt werden lediglich 1200 Höhenmeter eingesammelt. Der Belgier Jasper Philipsen wird auf seinen fünften Etappensieg bei der diesjährigen Tour hoffen.

110. Tour de France

17. Etappe, Mittwoch

Saint-Gervais Mont-Blanc - Courchevel (166 km):
1. Felix Gall AUT 4:49:08
2. Simon Yates GBR + 0:34
3. Pello Bilbao ESP 1:38
4. Jonas Vingegaard DEN 1:52
5. David Gaudu FRA 2:09
6. Tobias Johannessen NOR 2:39
7. Chris Harper AUS 2:50
8. Rafal Majka POL 3:43
9. Adam Yates GBR -"-
10. Wilco Kelderman NED 3:49
12. Jay Hindley AUS 4:25
15. Carlos Rodriguez ESP 4:54
16. Sepp Kuss USA 5:43
22. Tadej Pogacar SLO 7:37
34. Felix Großschartner AUT 18:54
35. Gregor Mühlberger AUT 19:42
88. Michael Gogl AUT 36:33
119. Patrick Konrad AUT 37:33
126. Marco Haller AUT 37:54

Gesamtwertung

Stand nach 17 von 21 Etappen:
1. Jonas Vingegaard DEN 67:57:51
2. Tadej Pogacar SLO + 7:35
3. Adam Yates GBR 10:45
4. Carlos Rodriguez ESP 12:01
5. Simon Yates GBR 12:19
6. Pello Bilbao ESP 12:50
7. Jai Hindley AUS 13:50
8. Felix Gall AUT 16:11
9. Sepp Kuss USA 16:49
10. David Gaudu FRA 17:57
24. Felix Großschartner AUT 1:37:13
45. Gregor Mühlberger AUT 2:38:00
81. Patrick Konrad AUT 3:43:18
87. Marco Haller AUT 3:53:06
123. Michael Gogl AUT 4:40:19