„Gallaktisch“ kommentierte beispielsweise der ehemalige Kärntner Radprofi Peter Wrolich den Husarenritt. Patrick Konrad, Österreichs letzter Tour-Etappensieger vor Gall, ordnete die Bedeutung des Erfolges folgendermaßen ein: „Das ist das, auf was jeder Radsportler hinarbeitet, einmal eine Etappe bei der Tour zu gewinnen. Schaffen tun es dann die wenigsten“, sagte der aktuell 82. der Gesamtwertung.
An die Emotionen seines Sieges vor zwei Jahren erinnere sich der Bora-Fahrer noch gut: „Das vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr, das prägt natürlich eine Karriere.“ Bereits in der ersten Woche der Tour habe Konrad dem Osttiroler den Tipp gegeben, sich auf einen Etappensieg zu konzentrieren. „Er hat bewiesen, dass er mit den Allerbesten mithalten kann. Er hat Geschichte geschrieben und uns alle superstolz gemacht“, erklärte Ex-Profi Thomas Rohregger.
Tour de France: Gall gewinnt Königsetappe
Felix Gall hat sensationell die Königsetappe der 110. Tour de France für sich entschieden. Der Osttiroler triumphierte am Mittwoch auf dem mit über 5.000 Höhenmetern gespickten 17. Teilstück von Saint-Gervais Mont-Blanc nach Courchevel.
Auch einer, der das Gefühl eines solchen Erfolgs kennt, fand lobende Worte. „Er hat einen super Tag erwischt und alles richtig gemacht. Kompliment“, sagte Georg Totschnig, Tour-Etappensieger im Jahr 2005. Der eigentliche Kapitän des französischen AG2R-Teams von Gall, Ben O’Connor, gratulierte: „Du bist ein Champion, genieß es.“ Trainer Stephen Barrett sprach von einem „sehr, sehr guten“ Rennen und hob hervor: „Er kann sehr stolz auf sich sein, er ist ein beeindruckender Athlet.“
„Vom Start weg gut gefühlt“
Das Rennen lief von Beginn an nach dem Geschmack von Gall. In einer rund 30-köpfigen Ausreißergruppe startete der Osttiroler früh einen ersten Angriff. „Ich habe mich vom Start weg gut gefühlt, was nicht so oft der Fall ist.“ Einige aus der Gruppe zollten dem hohen Tempo früher oder später Tribut, nicht so Gall, der an diesem Tag unaufhaltsam wirkte. Lange von O’Connor gezogen, setzte er 13 km vor dem Ziel die entscheidende Attacke.
Niemand aus der stark dezimierten Spitzengruppe konnte folgen, einzig der Brite Simon Yates hielt den Rückstand in Grenzen. „Yates im Nacken zu haben, war mental schlimm. Es waren immer stabile 15 bis 20 Sekunden“, analysierte Gall die letzten Kilometer vor dem Triumph. Beim Passieren der Ziellinie verspürte er dann einfach nur Dankbarkeit. „Mir ist nicht viel durch den Kopf gegangen.“ Unmittelbar danach wurde er aber von seinen Emotionen überwältigt. „Ich will einfach nur Danke an das Team sagen, sie haben mir so viel gegeben“, sagte Gall, auch in Richtung von O’Connor.
Perfekte Vorbereitung
Die aktuelle Stärke führte der Osttiroler auf die erstmals ohne Krankheitspausen abgelaufene Vorbereitung zurück. Mit Hilfe von Coach Barrett gelang eine deutliche Steigerung im Training und vor allem in den Rennen. Auch ein langes Höhentrainingslager im Mai verlief reibungslos, dementsprechend gut in Form ging er auch an den Start der Tour.
Einen Blick auf die restlichen vier Etappen wollte Gall nicht werfen: „Jetzt muss ich einmal das Ganze verarbeiten, und dann schauen wir weiter, was noch möglich ist.“ Ein Platz unter den ersten zehn im Gesamtklassement ist für den aktuell Achtplatzierten absolut in Reichweite, auch der Kampf um das Bergtrikot spitzt sich zu. Nachdem Gall die Wertung auf dem Col de la Loze für sich entschieden hatte, trennen ihn nur noch sechs Punkte vom aktuell Führenden Giulio Ciccone.
110. Tour de France
17. Etappe, Mittwoch