Felix Gall bei Siegerehrung
Reuters/Stephane Mahe
Tour de France

Viel Lob für „gallaktischen“ Gall

Mit dem Sieg auf der Königsetappe der 110. Tour de France hat Felix Gall am Mittwoch österreichische Radsportgeschichte geschrieben. Der Erfolg des 25-jährigen Osttirolers auf dem mit über 5.000 Höhenmetern gespickten, wohl schwersten Teilstück der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt brachte ihm viel Lob und Anerkennung von allen Seiten ein.

„Gallaktisch“ kommentierte beispielsweise der ehemalige Kärntner Radprofi Peter Wrolich den Husarenritt. Patrick Konrad, Österreichs letzter Tour-Etappensieger vor Gall, ordnete die Bedeutung des Erfolges folgendermaßen ein: „Das ist das, auf was jeder Radsportler hinarbeitet, einmal eine Etappe bei der Tour zu gewinnen. Schaffen tun es dann die wenigsten“, sagte der aktuell 82. der Gesamtwertung.

An die Emotionen seines Sieges vor zwei Jahren erinnere sich der Bora-Fahrer noch gut: „Das vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr, das prägt natürlich eine Karriere.“ Bereits in der ersten Woche der Tour habe Konrad dem Osttiroler den Tipp gegeben, sich auf einen Etappensieg zu konzentrieren. „Er hat bewiesen, dass er mit den Allerbesten mithalten kann. Er hat Geschichte geschrieben und uns alle superstolz gemacht“, erklärte Ex-Profi Thomas Rohregger.

Tour de France: Gall gewinnt Königsetappe

Felix Gall hat sensationell die Königsetappe der 110. Tour de France für sich entschieden. Der Osttiroler triumphierte am Mittwoch auf dem mit über 5.000 Höhenmetern gespickten 17. Teilstück von Saint-Gervais Mont-Blanc nach Courchevel.

Auch einer, der das Gefühl eines solchen Erfolgs kennt, fand lobende Worte. „Er hat einen super Tag erwischt und alles richtig gemacht. Kompliment“, sagte Georg Totschnig, Tour-Etappensieger im Jahr 2005. Der eigentliche Kapitän des französischen AG2R-Teams von Gall, Ben O’Connor, gratulierte: „Du bist ein Champion, genieß es.“ Trainer Stephen Barrett sprach von einem „sehr, sehr guten“ Rennen und hob hervor: „Er kann sehr stolz auf sich sein, er ist ein beeindruckender Athlet.“

„Vom Start weg gut gefühlt“

Das Rennen lief von Beginn an nach dem Geschmack von Gall. In einer rund 30-köpfigen Ausreißergruppe startete der Osttiroler früh einen ersten Angriff. „Ich habe mich vom Start weg gut gefühlt, was nicht so oft der Fall ist.“ Einige aus der Gruppe zollten dem hohen Tempo früher oder später Tribut, nicht so Gall, der an diesem Tag unaufhaltsam wirkte. Lange von O’Connor gezogen, setzte er 13 km vor dem Ziel die entscheidende Attacke.

Niemand aus der stark dezimierten Spitzengruppe konnte folgen, einzig der Brite Simon Yates hielt den Rückstand in Grenzen. „Yates im Nacken zu haben, war mental schlimm. Es waren immer stabile 15 bis 20 Sekunden“, analysierte Gall die letzten Kilometer vor dem Triumph. Beim Passieren der Ziellinie verspürte er dann einfach nur Dankbarkeit. „Mir ist nicht viel durch den Kopf gegangen.“ Unmittelbar danach wurde er aber von seinen Emotionen überwältigt. „Ich will einfach nur Danke an das Team sagen, sie haben mir so viel gegeben“, sagte Gall, auch in Richtung von O’Connor.

Perfekte Vorbereitung

Die aktuelle Stärke führte der Osttiroler auf die erstmals ohne Krankheitspausen abgelaufene Vorbereitung zurück. Mit Hilfe von Coach Barrett gelang eine deutliche Steigerung im Training und vor allem in den Rennen. Auch ein langes Höhentrainingslager im Mai verlief reibungslos, dementsprechend gut in Form ging er auch an den Start der Tour.

Einen Blick auf die restlichen vier Etappen wollte Gall nicht werfen: „Jetzt muss ich einmal das Ganze verarbeiten, und dann schauen wir weiter, was noch möglich ist.“ Ein Platz unter den ersten zehn im Gesamtklassement ist für den aktuell Achtplatzierten absolut in Reichweite, auch der Kampf um das Bergtrikot spitzt sich zu. Nachdem Gall die Wertung auf dem Col de la Loze für sich entschieden hatte, trennen ihn nur noch sechs Punkte vom aktuell Führenden Giulio Ciccone.

110. Tour de France

17. Etappe, Mittwoch

Saint-Gervais Mont-Blanc - Courchevel (166 km):
1. Felix Gall AUT 4:49:08
2. Simon Yates GBR + 0:34
3. Pello Bilbao ESP 1:38
4. Jonas Vingegaard DEN 1:52
5. David Gaudu FRA 2:09
6. Tobias Johannessen NOR 2:39
7. Chris Harper AUS 2:50
8. Rafal Majka POL 3:43
9. Adam Yates GBR -"-
10. Wilco Kelderman NED 3:49
12. Jay Hindley AUS 4:25
15. Carlos Rodriguez ESP 4:54
16. Sepp Kuss USA 5:43
22. Tadej Pogacar SLO 7:37
34. Felix Großschartner AUT 18:54
35. Gregor Mühlberger AUT 19:42
88. Michael Gogl AUT 36:33
119. Patrick Konrad AUT 37:33
126. Marco Haller AUT 37:54

Gesamtwertung

Stand nach 17 von 21 Etappen:
1. Jonas Vingegaard DEN 67:57:51
2. Tadej Pogacar SLO + 7:35
3. Adam Yates GBR 10:45
4. Carlos Rodriguez ESP 12:01
5. Simon Yates GBR 12:19
6. Pello Bilbao ESP 12:50
7. Jai Hindley AUS 13:50
8. Felix Gall AUT 16:11
9. Sepp Kuss USA 16:49
10. David Gaudu FRA 17:57
24. Felix Großschartner AUT 1:37:13
45. Gregor Mühlberger AUT 2:38:00
81. Patrick Konrad AUT 3:43:18
87. Marco Haller AUT 3:53:06
123. Michael Gogl AUT 4:40:19