Olympische Ringe vor Hotel in Paris
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Olympia

Paris ein Jahr vor Spielen auf Kurs

Am Mittwoch ist die Eröffnungsfeier der Sommerspiele der 33. Olympiade noch genau ein Jahr entfernt. Von 26. Juli bis 11. August 2024 ist Paris zum dritten Mal in seiner Geschichte Schauplatz der Jagd nach Gold, Silber und Bronze. Die Vorbereitungen auf das Spektakel laufen auf Hochtouren. Baustellen gibt es nicht nur bei den geplanten Veranstaltungsorten.

Am Dienstag wurde mit der Fackel für das Olympische Feuer eines der wichtigsten Utensilien für die Eröffnungsfeier, die an und auf der Seine stattfinden wird, präsentiert. Am 16. April des kommenden Jahres wird im antiken Olympia in Griechenland die Flamme entzündet. Mit der an die Silhouette des Eiffelturms und seiner Spiegelung in der Seine erinnernden Fackel wird die Flamme danach ab 8. Mai bis zur Eröffnungsfeier in einem Staffellauf von Marseille über den Mont Saint-Michel in der Normandie bis nach Paris quer durch ganz Frankreich getragen.

Sportlich werden die dritten Spiele in der französischen Hauptstadt nach 1900 und 1924 etwas schlanker als jene wegen der Coronavirus-Pandemie erst 2021 ausgetragenen von Tokio. In 32 Sportarten fallen insgesamt 329 Entscheidungen, davon 157 bei den Männern, 150 bei den Frauen und 22 in Mixed-Bewerben. Vor zwei Jahren in Japan waren es noch 339 Entscheidungen in 33 Sportarten gewesen. Mit Breaking – auch als Breakdance bekannt – und Kitesurfen kommen zwei spektakuläre Sportarten hinzu, dafür fielen Karate sowie Base- und Softball wieder aus dem Programm.

Ein Jahr vor Olympia

Am Mittwoch in einem Jahr werden die Olympischen Spiele in Paris eröffnet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Die Spiele von Paris, die ersten im Sommer in Europa seit London 2012 und die ersten olympischen auf dem „alten Kontinent“ seit den Winterspielen von Sotschi 2014, versuchen vor allem mit beeindruckenden Austragungsstätten zu punkten. So wird etwa auf dem Champs de Mars vor dem Eiffelturm Beachvolleyball gespielt und vor Schloss Versailles um Medaillen geritten. Zudem wird ganz Frankreich eingebunden. Handball und Basketball gibt es in Lille, die Segelwettbewerbe in Marseille und die Surfwettbewerbe selbst auf Tahiti im Südpazifik. Dazu wird von Nizza bis Nantes Fußball gespielt.

Mit dem Fahrrad zum Stadion

Das Organisationsteam rund um Tony Estanguet sieht sich für die Spiele auf Kurs. „Ich bin sehr zufrieden mit der Art, in der wir voranschreiten“, sagte der Cheforganisator. Bei den großen Baustellen liege man im Zeitplan, auch beim Transport und der Sicherheit gehe es gut voran. Die Zahl der neuen Sportstätten hält sich in Grenzen, wichtigster Neubau für die Spiele ist das Centre Aquatique Olympique für Synchronschwimmen, Wasserspringen und Wasserball, das gegenüber des Stade de France – Schauplatz der Leichtathletik – errichtet wurde.

Kampfjets fliegen hinter Eiffelturm
Reuters/Benoit Tessier
Der Eiffelturm in Paris ist nur eine der spektakulären Kulissen der Spiele 2024

Damit nicht nur die Aktiven, sondern auch die Millionen an erwarteten Zuschauerinnen und Zuschauern rechtzeitig an ihr Ziel kommen, setzen die Olympiaorganisatoren auf verschiedene Verkehrsmittel. Der öffentliche Nahverkehr in und um Paris wird zu den Spielen verstärkt, Pendelbusse sollen Metrolinien entlasten, eine Linie wird gerade noch verlängert. Zusätzliche Bootsverbindungen wird es auf der Seine geben. Auf der Stadtautobahn wird eine Fahrspur für Sportlerinnen und Sportler sowie Mitwirkende an den Spielen reserviert.

Um das Verkehrschaos in Paris in Grenzen zu halten, setzen die französischen Organisatoren auch auf die Muskelkraft der Fans. Die Sportstätten in und rund um die Hauptstadt werden mit speziell gestalteten Radwegen miteinander verbunden. An den Wettkampfstätten werden zudem 10.000 temporäre Fahrradstellplätze geschaffen. Auch soll die Zahl der Leihfahrräder in Paris im Rahmen der Spiele auf 15.000 erhöht werden.

Keine Angst vor Unruhen

Obwohl das Thema Olympia in Paris bereits allgegenwärtig ist – so zieren die Olympischen Ringe schon länger den Platz vor dem Pariser Rathaus – ist die Euphorie in der Stadt und im Land noch gedämpft. Ein Jahr vor Beginn der Spiele hat Frankreichs Bevölkerung nach Inflation, Pensionsprotesten und den jüngsten Unruhen im Land nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen Jugendlichen andere Sorgen. Die Olympiaorganisatoren sehen sich beim Thema Sicherheit jedenfalls gut aufgestellt.

Abgebrannte Autos in Paris
Reuters/Gonzalo Fuentes
Ende Juni brannten in Frankreichs Straßen Autos statt olympischer Fackeln

Auch Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), glaubt nicht daran, dass die Spiele von Vorfällen überschattet werden könnten. „Wir haben gesehen, dass diese sozialen Unruhen, die wir in Frankreich erlebt haben in den letzten zwei Jahren, nicht im Zusammenhang mit den Spielen gestanden haben“, hatte der 69-Jährige bereits unmittelbar nach den Ausschreitungen gesagt. Die Spiele selbst stoßen nach Bachs Aussage auf breite Zustimmung. Daher sehe er nicht, „dass die Spiele ein primäres Ziel wären“.

Entscheidung über Russland noch offen

Für den 2013 zum IOC-Boss gewählten Bach werden es die letzten Spiele sein. Denn der Deutsche muss nach zwei Amtszeiten 2025 Abschied nehmen. Im Vorfeld betonte Bach erneut, dass bei „seinen“ letzten Spielen als Chef auch die seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine von Großveranstaltungen ausgeschlossenen Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus wieder mit von der Partie sein sollen. „Wir haben die Verantwortung, Athleten nicht für die Handlungen ihrer Regierungen zu bestrafen“, sagte der Deutsche.

IOC-Präsident Thomas Bach in Saint-Ouent-sur-Seine
Reuters/Pascal Rossignol
IOC-Präsident Bach (Mi.), hier bei der Besichtigung einer olympischen Baustelle, steht vor seinen letzten Spielen

Das IOC hatte im März eine erste Reihe von Empfehlungen für internationale Sportverbände herausgegeben, um russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten die Rückkehr zu ermöglichen, die nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine im vergangenen Jahr gesperrt worden waren. Eine endgültige Entscheidung gibt es jedoch noch nicht. Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea Castera plädierte erst vor Kurzem dafür, sich mit einer Entscheidung Zeit zu lassen.

Apropos Unruhe: Die herrscht trotz aller Freude über die Baufortschritte auch beim Organisationskomitee. Im Zuge von Untersuchungen der französischen Finanzstaatsanwaltschaft gab es kürzlich Durchsuchungen am Sitz des Organisationskomitees für die Spiele in Paris. Es geht um den Verdacht der Freunderlwirtschaft und Veruntreuung öffentlicher Gelder mit Blick auf vergebene Aufträge. Man kooperiere dabei mit den Ermittlern, sagte Organisationschef Estanguet. Im Mai reichte zudem die Chefin des französischen Olympiakomitees, Brigitte Henriques, ihren Rücktritt ein.

Fast sieben Millionen Karten weg

Trotz aller Diskussionen gibt es sie aber trotzdem, die Olympiaenthusiastinnen und -enthusiasten im Land. Immerhin zwei Drittel der bisher 6,8 von rund zehn Millionen verkauften Tickets für die Bewerbe sicherten sich Französinnen und Franzosen. Und auch unter den Bewerbungen, um als freiwillige Helferin oder freiwilliger Helfer an den Spielen mitzuwirken, dürften die Menschen aus dem Gastgeberland zahlreich sein.

Stichwort Tickets: Seit 5. Juli läuft die dritte Verkaufsphase für die Bewerbe außerhalb von Paris – wie etwa Basketball im Fußballstadion von Lille. Ab 9. Oktober 2023 startet auch der Vorverkauf für das zweite sportliche Highlight im kommenden Pariser Sommer. Denn von 28. August bis 8. September stehen die Paralympischen Spiele auf dem Programm.