Der österreichische Tennisspieler Dominic Thiem
GEPA/Patrick Steiner
Tennis

ÖTV-Asse in Kitzbühel auf Überraschung aus

Das ATP-Turnier in Kitzbühel geht ab Montag ohne Favoriten über die Bühne. Kein Spieler aus den Top 30 der Weltrangliste ist am Start, der Cut-off von 76 zeugt aber von einem sportlich besonders dicht gedrängten Teilnehmerfeld. Aus Österreich sind die aktuelle Nummer eins im ÖTV, Sebastian Ofner, der ehemalige Kitzbühel-Sieger Dominic Thiem, Vorjahresfinalist Filip Misolic und Dennis Novak auf eine Überraschung aus.

Thiem und Misolic wurden beim Generali Open mit Wildcards bedacht, Novak kämpfte sich durch die Qualifikation, Ofner ist als Top-60-Mann gesetzt und hat in der ersten Runde ein Freilos. Auftaktgegner von Novak ist der Brasilianer Thiago Seyboth Wild. Dominic Thiem und Filip Misolic, die anderen beiden Wildcard-Spieler, treffen auf die Argentinier Facundo Bagnis bzw. Guido Andreozzi.

Thiem hat erst am vergangenen Montag in der ersten Umag-Runde gegen Bagnis mit 6:4 7:5 gewonnen, im Head-to-Head steht es 1:1. Das dritte Duell des Niederösterreichers gegen den 33-jährigen Südamerikaner ist für Dienstag (19.30 Uhr) angesetzt. Misolic spielt die zweite Montag-Partie nach 11.00 Uhr gegen Andreozzi. Am Dienstag treffen auch Seyboth Wild und Novak erstmals aufeinander.

Misolic im Vorjahr im Finale

Aus dem österreichischen Quartett hat das Trio Thiem, Misolic und Ofner in Kitzbühel schon seine Erfolgsgeschichte geschrieben, besonders Thiem mit seinem Titelgewinn 2019 und als Finalist 2014. Ins Endspiel schaffte es im Vorjahr auch Misolic. Ofner hat in Kitzbühel ein Halbfinale von 2017 stehen. Novak spielt zum zehnten Mal beim Generali Open, zum achten Mal im Hauptbewerb. „Ich bin noch nie über die zweite Runde hinweggekommen“, sagte der 29-Jährige. Auftaktsiege 2015, 2018 und 2019 waren sein bisheriges Maximum in Kitzbühel.

Die vier heimischen Hoffnungsträger reisen ohne unmittelbares Erfolgserlebnis an, einzig Thiem hat in dieser Woche in Umag zumindest einen Sieg gefeiert. Der Achtelfinal-Einzug steht aber weit unter den Ansprüchen des 29-Jährigen. Im Saisonverlauf hat Thiem vom April die Viertelfinale in Estoril und München als Maximum stehen. Unter den besten 100 der Weltrangliste ist der Niederösterreicher nicht mehr zu finden, hinter Ofner und Jurij Rodionov ist er damit nur noch Österreichs Nummer drei. „Es ärgert mich natürlich. Ich will mich nicht da unten im Ranking sehen“, sagte der US-Open-Sieger 2020. Es sei hart, wieder hinaufzukommen. „Jeder Sieg ist harte Arbeit.“

Der österreichische Tennisspieler Dominic Thiem
Reuters/Eric Gaillard
Thiem konnte mit seinen Leistungen zuletzt meist nicht zufrieden sein

Neue Lichtanlage ermöglicht „Nightsessions“

In Kitzbühel wird Thiem seine Arbeit am Dienstag um 19.30 Uhr beginnen. Von Bedeutung für diese „Nightsession“ ist die neue Lichtanlage. Auch der Platz wurde erneuert. „Wir haben 200.000 Euro investiert“, erklärte Turnierdirektor Alexander Antonitsch der APA. „Das waren mit Abstand die größten Investitionen in der letzten Zeit.“ Diese seien extrem wichtig gewesen, auch da es immer wieder Kritik gegeben habe.

In seinem 13. Jahr im Amt bei diesem 250er-Sandplatzevent traut Antonitsch den heimischen Größen, den Misolic-Lauf vom Vorjahr vor Augen, einiges zu. „Man sieht, was hier alles passieren kann. Kitzbühel liegt den Österreichern, es ist ihnen alles zuzutrauen.“ Eine rechtzeitige Anreise und das Vertrautmachen mit den Bedingungen seien wichtig. Und ist erst einmal eine Runde gewonnen, könne jeder Österreicher zur Gefahr werden. Zudem sei das Publikum „ein Riesenfaktor. Das ist teilweise Davis-Cup-Stimmung.“

Ofner mit starkem Jahr

Ofner und Misolic haben vor den jüngsten Umag-Dämpfern mit Viertelfinal-Einzügen in Bastad aufgezeigt, Ofners Potenzial blitzte primär bei seinem Lauf bis ins French-Open-Achtelfinale auf. In seiner bisher besten Saison nimmt der Steirer beim Heimturnier den nächsten Anlauf auf die Top 50. Misolic greift von außerhalb der Top 150 an, da das Kitz-Turnier 2022 eine Woche früher stattfand und dem 21-jährigen Steirer die Punkte vom Vorjahresfinale nun schon aus der Wertung fallen.

Sebastian Ofner bei den French Open
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Bei den French Open endete Ofners Erfolgslauf erst im Achtelfinale

Die Österreicher-Abteilung im Hauptfeld könnte noch anwachsen. Denn Dennis Novak tritt am Samstag in der Qualifikation ebenso an wie der mit einer Wildcard ausgestattete 17-jährige Joel Schwärzler. Auch Rodionov war für die Quali vorgesehen, er steht aber in Zug in der Schweiz im Challenger-Halbfinale und hat da die Chance auf das erstmalige Erreichen der Top 100. Im Viertelfinale nahm er Revanche am Belgier Zizou Bergs, davor hatte er den serbischen, heuer zweifachen Thiem-Bezwinger Hamad Medjedovic besiegt.

Titelverteidiger musste absagen

Möglich aber, dass Rodionov doch weiter nach Kitzbühel reist – etwa im Fall weiterer Absagen. Dann könnte Thiem eventuell über sein Ranking in den Raster rutschen und ein Österreicher die Wildcard „erben“. Eine bittere Absage kam vom spanischen Titelverteidiger Roberto Bautista Agut wegen eines Knochenbruchs nach einem Reitunfall. Antonitsch schmerzt das, er hat aber ohnehin eine andere Herangehensweise. „Wir leben von den Spielern in der Region.“

Der spanische Tennisspieler Roberto Bautista Agut mit der Trophäe von Kitzbuehel
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Bautista Agut kann aufgrund einer Verletzung nicht auf die Jagd nach der Titelverteidigung gehen

Zu denen gehören die Deutschen Yannick Hanfmann und Daniel Altmaier. Bedeutend bei Hanfmann ist seine Kitzbühel-Statistik, er stand 2020 im Finale und unterlag im Vorjahr – gegen Misolic – im Halbfinale. „Es gibt einfach Spieler, denen die Bedingungen hier mit der Höhenlage und mit einem höheren Absprung taugen“, sagte Antonitsch. Altmaier besiegte diese Woche in Hamburg Russlands Top-Ten-Mann Andrej Rublew. Topgesetzt wird der argentinische French-Open-Viertelfinalist Tomas Martin Etcheverry sein. Sein Landsmann Pedro Cachin hat mit dem Titelgewinn in Gstaad gezeigt, dass ihm das Spiel in Höhenlage liegt. Die dritte, von Lizenzgeber Octagon vergebene Wildcard ging an den Brasilianer Thiago Seyboth Wild.

ATP-250-Turnier in Kitzbühel

(Österreich, 630.705 Euro, Sand)

Erstrundentableau:
Tomas Martin Etcheverry (ARG/1) Freilos
Guido Andreozzi (ARG) Filip Misolic (AUT) 5:7 6:4 6:2
Daniel Elahi Galan (COL) Marco Cecchinato (ITA) 6:2 6:2
Daniel Altmaier (GER/8) Marc-Andrea Hüsler (SUI) 6:7 (5/7) 6:2 6:4
Sebastian Ofner (AUT/4) Freilos
Alex Molcan (SVK) Luca Van Assche (FRA/11) 6:4 6:3
Sebastian Baez (ARG) Hamad Medjedovic (SRB) 6:4 6:2
Roberto Carballes Baena (ESP/6) Guido Pella (ARG) 6:2 6:4
Laslo Djere (SRB/5) Christopher O'Connell (AUS) 6:4 7:6 (7/4)
Thiago Seyboth Wild (BRA) Dennis Novak (AUT) 6:3 6:4
Albert Ramos-Vinolas (ESP) Juan Pablo Varillas (PER) 6:1 7:5
Pedro Cachin (ARG/3) Freilos
Zhang Zhizhen (CHN) Dusan Lajovic (SRB/7) 6:3 6:2
Dominic Thiem (AUT) Facundo Bagnis (ARG) 7:6 (7/3) 7:6 (8/6)
Arthur Rinderknech (FRA) Juan Manuel Cerundolo (ARG) 6:7 (3/7) 6:4 6:2
Yannick Hanfmann (GER/2) Freilos
Qualifikation, zweite Runde:
Dennis Novak (AUT) Thiago Monteiro (BRA) 6:4 6:3
Hamad Medjedovic (SRB) Lukas Neumayer (AUT) 6:3 6:1
Erste Runde:
Dennis Novak (AUT) Joel Schwärzler (AUT) 6:4 6:1
Lukas Neumayer (AUT) Federico Coria (ARG) 6:1 6:2
Hamad Medjedovic (SRB) Lucas Miedler (AUT) 6:4 7:6 (7/4)
Facundo Bagnis (ARG) Maximilian Neuchrist (AUT) 6:7 (6/8) 6:2 6:1
Doppel, Finale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT/1) Gonzalo Escobar / Alexander Nedowjesow (ECU/KAZ/4) 6:4 6:4
Halbfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT/1) Sadio Doumbia / Fabien Reboul (FRA/3) 7:5 7:6 (13/11)
Viertelfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT/1) Ariel Behar / Adam Pavlasek (URU/CZE) 7:6 (11/9) 6:4
Gonzalo Escobar / Alexander Nedowjesow (ECU/KAZ/4) Sam Weissborn / Romain Arneodo (AUT/MON) 6:3 6:2
Achtelfinale:
Alexander Erler / Lucas Miedler (AUT/1) Nikola Cacic / Victor Vlad Cornea (CRO/ROU) 6:2 6:4
Sam Weissborn / Romain Arneodo (AUT/MON) Pedro Cachin / Tomas Martin Etcheverry (ARG) 6:4 6:2
Guido Andreozzi / Guillermo Duran (ARG) Sebastian Ofner / Dominic Thiem (AUT) 4:6 7:6 (7/5) 10/7
Simone Bolelli / Andrea Vavassori (ITA/2) Filip Misolic / Joel Schwärzler (AUT) 7:5 6:3
Gonzalo Escobar / Alexander Nedowjesow (ECU/KAZ/4) Philipp Oswald / Marcelo Demoliner (AUT/BRA) 6:3 6:4