ÖFB-Trainer Ralf Rangnick
AP/Florian Schroetter
Fußball

Rangnick setzt auf „österreichische DNA“

Österreichs Fußballteamchef Ralf Rangnick hat am Montag zur Halbzeit des zweiten Perspektivlehrgangs in Lindabrunn ein positives Zwischenfazit gezogen. Die Bedingungen seien optimal und die Spieler hoch motiviert, berichtete der Deutsche nach dem zweiten von insgesamt vier Trainings mit rund 30 Talenten der Jahrgänge 2004 bis 2007. „Es geht auch darum, den Spielern zu signalisieren, dass wir sie auf dem Schirm haben“, erklärte der 65-Jährige, der in den Auswahlen eine „österreichische DNA“ etablieren möchte, im ORF.

Der erste Perspektivlehrgang ging im November im kroatischen Pula über die Bühne, damals war U21-Coach Werner Gregoritsch mit von der Partie. Diesmal nehmen zudem sämtliche Nachwuchsteamchefs der ÖFB-Männer- und -Frauen-Auswahlen teil, so wie Nationaltrainerin Irene Fuhrmann und Futsal-Teamchef Patrick Barbic. „Wir werden das zu einer fixen Einrichtung machen“, kündigte Rangnick an.

Neben den Einheiten auf dem Platz stehen auch Theorie und Ernährungsvorträge auf dem Programm, wie ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel erzählte. Das gesellige Beisammensein kommt ebenfalls nicht zu kurz, so etwa am Montagabend im Rahmen eines Barbecues. Rangnick ergänzte, ihm gehe es darum, die Inhalte, die für das A-Team relevant sind, auch den jüngeren Kickern zu vermitteln.

Perspektivlehrgang mit ÖFB-Teamchef Rangnick

ÖFB-Teamchef Ralph Rangnick blickt bereits in die Zukunft. Derzeit leitet er in der Sportschule Lindabrunn einen Perspektivlehrgang mit rund 30 Talenten, denen er seine Spielphilosophie vermitteln will.

Bisher stand in Lindabrunn das Spiel in Ballbesitz im Mittelpunkt, am Dienstag liegt der Fokus laut Rangnick auf dem Spiel gegen den Ball, Pressing und Gegenpressing. „Die Spieler sollen wissen, woran sie sind. Es macht absolut Sinn, dass die U-Mannschaften eine ähnliche Idee von Fußball vermittelt bekommen.“ Rangnick betonte allerdings auch: „Mir geht es nicht so um die Grundordnung, ob wir 4-3-3, 4-2-2-2 oder mit Dreierkette spielen. Es geht eher um grundsätzliche Ideen. Es ist wichtig, dass wir so eine Art österreichische DNA haben.“ Das sei bei internationalen Topclubs gang und gäbe. „Ich glaube nicht, dass es Jürgen Klopp bei Liverpool egal ist, wie die Reserve oder U19 spielen.“

Rangnick bedauert Aussagen zu Kinderfußball

Rangnick beschäftigte sich seit Amtsantritt beim ÖFB-Team im Juni 2022 vor allem mit der A-Mannschaft, weniger mit dem Kinderfußball, weshalb ihm entgangen war, dass es in Österreich im U6- bis U12-Bereich seit der Saison 2022/23 keine Tabellen mehr gibt. Vor wenigen Tagen kritisierte er auf einer Trainertagung in Deutschland den Ansatz, den jüngsten Kickern den Ergebnisdruck zu nehmen, was in seiner Wahlheimat mancherorts für Stirnrunzeln sorgte.

Trainer Ralf Rangnick mit Assistenztrainer Peter Perchtold (AUT)
GEPA/Walter Luger
Aktuell hält Rangnick mit rund 30 Talenten einen Lehrgang in Lindabrunn ab

Rangnick war nun bemüht zu relativieren. „Ich habe meine Meinung zu diesem Thema gesagt, wusste aber nicht, wie der Stand der Dinge in Österreich ausschaut. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich diese Aussage nicht getätigt. Mir geht es am Ende um den Spitzenfußball.“ Schöttel sah in Rangnicks Wortmeldung kein Problem. „Wir werden mit ihm dieses Thema gezielt im Herbst besprechen“, so der Wiener.

Spielpraxis für Teamspieler entscheidend

Davor steht noch der September-Lehrgang mit dem EM-Quali-Auswärtsmatch gegen Schweden auf dem Programm. Marcel Sabitzer wird dann erstmals als Dortmund-Profi im Nationalteam spielen, und Maximilian Wöber als Legionär bei Mönchengladbach. Die Wechsel der beiden Spieler bezeichnete Rangnick als „gute Entscheidung. Beide haben große Chancen, bei ihren Clubs auch zu spielen.“ Bei Kevin Danso sieht es laut Rangnick derzeit eher nach einem Verbleib beim französischen Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer Lens aus, womit der Nationaltrainer gut leben könnte. „Aus meiner Sicht ist es das Wichtigste, dass er regelmäßig auf hohem Niveau spielt.“