Enttäuschung bei den deutschen Fußballerinnen nach ihrem Ausscheiden bei der WM
Reuters/Dan Peled
Fußball-WM

Deutsche verpassen sensationell K.-o.-Phase

Die Gruppenphase der neunten Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland ist am Donnerstag mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Deutschland scheiterte erstmals in der Geschichte bereits in der Vorrunde. Für die zweifachen Weltmeisterinnen war ein 1:1 (1:1) in Brisbane gegen Südkorea zu wenig, weil Marokko in Perth Kolumbien sensationell mit 1:0 besiegte und damit den Deutschen das Achtelfinal-Ticket wegschnappte.

Für Deutschland war im entscheidenden Spiel vor 38.945 Fans in Brisbane der vierte Turniertreffer von Alexandra Popp zum Ausgleich kurz vor der Pause (42.) zu wenig, nachdem So Hyun Cho die Koreanerinnen bereits in der sechsten Minute in Führung gebracht hatte. Trotz eines 6:0-Schützenfestes zum Auftakt gegen Marokko musste sich die DFB-Auswahl nach der 1:2-Niederlage gegen Kolumbien nun mit dem dritten Platz begnügen und ist damit im Achtelfinale nur Zuschauerin.

Bei ihrem neunten WM-Auftritt verpassten die Titelkandidatinnen, die im Vorjahr bei der EM in England erst im Finale an den Gastgeberinnen gescheitert waren, damit erstmals die K.-o.-Runde. Bisher war Deutschland immer zumindest im Viertelfinale einer WM gestanden. Zuvor war auch schon für die hoch eingeschätzten Brasilienerinnen und Olympiasieger Kanada das Aus gekommen. Italien blieb ebenfalls etwas überraschend auf der Strecke. Das Aus war zugleich ein Deja-vu für den gesamten deutschen Fußball. Auch die Männer scheiterten bei den vergangenen zwei Weltmeisterschaften in der Gruppenphase – 2018 ebenfalls an Südkorea.

Marokkanerinnen erfahren vom Aufstieg

Nach bangen Minuten des Wartens trudelte die Nachricht über das für sie erfreuliche Remis in Brisbane bei den Marokkanerinnen ein.

„Um ehrlich zu sein, ist es noch gar nicht zu begreifen. Ich kann noch gar nicht so ganz verstehen, was hier gerade abgeht"“, sagte eine sichtlich mitgenommene deutsche Kapitänin Popp. Auch ihre Teamkollegin Lena Oberdorf war fassungslos: „Es ist surreal.“ Trainerin Martina Voss-Tecklenburg versuchte zumindest, eine Erklärung für das Scheitern zu finden: „Es war heute eine große Verunsicherung zu spüren zum Teil. Am Ende muss man sagen, hat unsere Leistung nicht ausgereicht. Es ist im Endeffekt zu wenig gewesen.“

Deutschland kommt nicht auf Touren

Der Eindruck der deutschen Bundestrainerin täuschte vor allem in den Anfangsminuten nicht. Denn ihre Spielerinnen starteten nach dem 1:2 gegen Kolumbien auch sichtlich verunsichert in die entscheidende Partie. Nach etwas mehr als zwei Minuten konnte DFB-Torfrau Merle Frohms einen Abschluss von Phair Casey noch via Stange klären. Vier Minuten später spielte der Favorit vergeblich auf Abseits, Cho konnte nach einem Lochpass unbedrängt einschießen. Klara Bühl verabsäumte es zweimal (11., 15.), schnell wieder auszugleichen.

Frühe Führung für Korea

So Hyun Cho versetzte den deutschen Fußballerinnen bereits nach wenigen Minuten den ersten Schock.

Kurz vor der Pause zappelte der Ball aber doch im Tor. Nach einer Idealflanke köpfelte Popp (42.) ein, es war ihr 66. Treffer im Teamdress. Nummer 67 blieb ihr aufgrund einer Abseitsstellung bei einem Kopfball verwehrt (57.), zudem rettete bei einem weiteren Abschluss mit dem Kopf aus sechs Metern die Latte die Koreanerinnen (60.). Ein echtes Schlussfurioso blieb aus, das Gefährlichste blieben Schüsse von Sydney Lohmann (101., 103.), die nicht den Weg ins Tor fanden. Deshalb durften sich die Asiatinnen mit ihrem ersten Punktgewinn aus dem Turnier verabschieden.

Ausgleich durch Alexandra Popp

Der Ausgleich ihrer Kapitänin per Kopf kurz vor der Pause ließ die Deutschen noch an ein Happy End und den Einzug ins Achtelfinale glauben.

Marokko schreibt Geschichte

In Perth kannte der Jubel der Marokkanerinnen hingegen keine Grenzen, als das Ergebnis aus Brisbane feststand. Mit dem 1:0-Sieg über Kolumbien qualifizierten sich die Afrikanerinnen bei ihrer Premiere gleich für das Achtelfinale. Anissa Lahmari setzte in der Nachspielzeit erfolgreich nach, nachdem Ghizlane Chebbak davor vom Elfmeterpunkt noch an Kolumbiens Torfrau Catalina Perez gescheitert war (45.+5).

Führungstreffer für Marokko

Anissa Lahmari verwandelte die Enttäuschung über einen gehaltenen Elfmeter mit ihrem Nachschuss in Jubel.

Mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel überholte Marokko noch die Deutschen, gegen die es zum Auftakt noch klar den Kürzeren gezogen hatte, und zog hinter Gruppensieger Kolumbien in die K.-o.-Runde ein. Die Marokkanerinnen schrieben damit ebenso Geschichte wie ihre männlichen Kollegen vor einem Jahr in Katar. Marokkos Kicker hatten 2022 als erstes afrikanisches Team ein WM-Halbfinale erreicht. Im Achtelfinale trifft Marokko nun am Dienstag (13.00 Uhr, live in ORF1) auf Frankreich, Kolumbien duelliert sich davor (10.00 Uhr, live in ORF1) mit Jamaika.

Fußball-WM, Gruppe H

Südkorea – Deutschland 1:1 (1:1)

Brisbane, 38.945, SR Keighley (NZL)

Torfolge:
1:0 Cho S. H. (6.)
1:1 Popp (42.)

Südkorea: Jung Mi Kim – Hye Ri Kim, Young Ju Lee, Shim – Choo, Chun (63./Park), Ji, Cho (90.+8/Kang), Jang – Phair (86./Moon), Choe

Deutschland: Frohms – Huth, Hendrich, Hegering, Hagel – Oberdorf – Popp, Däbritz (64./Lattwein) – Brand (84./Anyomi), Schüller, Bühl (64./Lohmann)

Gelbe Karte: Hegering

Marokko – Kolumbien 1:0 (1:0)

Perth, 17.342, SR Ferrieri Caputi (ITA)

Tor: Lahmari (45.+4)

Marokko: Er-Rmichi – Ait El Haj, Benzina, El Chad, Redouani – Ouzraoui Diki, Nakkach, Chebbak, Tagnaout – Jraidi (86./Ayane), Lahmari (71./Amani)

Kolumbien: Perez – C. Arias (90.+2/Restrepo), Carabali Martinez, D. Arias, Vanegas – Bedoya Durango (86./Chacon), Montoya Quiroz (60./Ospina Garcia) – Caicedo, Santos, Ramirez – Usme

Gelbe Karte: Chebbak bzw. Vanegas