Fußball-WM

Titelverteidiger USA scheitert nach Krimi

Seit Sonntag ist es amtlich: Am 20. August wird ein neuer Fußballweltmeister gekürt, denn Titelverteidiger USA ist ausgeschieden. Die Nummer eins der Welt, die insgesamt viermal den Titel holte, scheiterte im Achtelfinale in Melbourne an der Nummer drei Schweden. Nach torlosen 120 Minuten setzten sich die Europäerinnen in einem wahren Elferkrimi mit 5:4 durch. Für die USA war es die erste Niederlage bei einer Weltmeisterschaft nach zwölf Jahren.

Zudem war man bisher nie schlechter als Dritter, nun ist schon im Achtelfinale Endstation. Die in der Gruppenphase nicht überzeugenden USA waren in den torlosen 120 Minuten zwar einem Treffer näher, Lindsey Horan scheiterte aber vor der Pause per Kopf an der Latte, danach hielt Goalie Zecira Musovic mehrmals Schwedens Null.

Das Elfmeterschießen begann hochklassig mit fünf verwerteten Versuchen, in der Folge scheiterten vier Schützinnen in Folge, darunter der eingewechselte Superstar Megan Rapinoe. Entscheidend war dann letztlich der Elfmeter von Lina Hurtig – Torfrau Alyssa Naeher hatte die Hände am Ball, doch dieser senkte sich hinter der Linie. Die TV-Bilder ließen den US-Traum vom ersten Titel-Hattrick endgültig platzen.

Schwedische Spielerinnen jubeln
APA/AFP/William West
Sie haben es geschafft: Schweden fügte den USA die erste WM-Niederlage seit 2011 zu

Auf Schweden wartet im Viertelfinale am Freitag (9.30 Uhr, live in ORF1) mit Japan der nächste Brocken. Die Asiatinnen haben bisher alle vier Spiele gewonnen, zuletzt am Samstag gegen Norwegen mit 3:1, und träumen vom zweiten Titel nach 2011. Schweden darf indes auf das zweite Finale nach 2003 hoffen, in dem es in Carson (USA) gegen Deutschland eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung gesetzt hatte.

„Fühlt sich wie schlechter Traum an“

„Ich bin einfach niedergeschmettert. Es fühlt sich wie ein schlechter Traum an. Wir haben alles am Platz gelassen, wir haben dominiert, aber das zählt nicht. Wir fahren nach Hause, es gibt im Sport Höhen und Tiefen“, sagte Starstürmerin Alex Morgan nach dem Spiel. „Ich bin stolz auf die Frauen auf dem Feld. Ich weiß, wir wurden kritisiert für die Art, wie wir gespielt haben und für die schwierigen Momente in der Gruppenphase. Heute haben wir Mut, Belastbarkeit, Kampf gezeigt. Wir haben alles getan, um das Spiel zu gewinnen. Manchmal kann Fußball einfach grausam sein“, meinte Teamchef Vlatko Andonovski.

Best-of von Schweden – USA

Schweden setzte sich im Elfmeterschießen gegen die USA durch.

Die Skandinavierinnen feierten den Aufstieg ins Viertelfinale ausgelassen, im Rectangular Stadium in Melbourne wurde nach dem Spiel auch „Dancing Queen“ der schwedischen Ikonenband ABBA abgespielt. „Ich bin so glücklich, ich weiß nicht, wie wir das geschafft haben, wir haben als Team gekämpft“, jubelte Magdalena Eriksson.

USA vergibt zu vielen Chancen

In einem vorweggenommenen Finale entwickelte sich eine spannende Partie mit klaren Vorteilen für den Titelverteidiger. Schon in Hälfte eins ließ Trinity Rodman zwei Chancen aus (18., 27.). Sieben Minuten später rettete die Latte bei einem wuchtigen Kopfball von Horan für die Schwedinnen. Gleich nach Wiederbeginn tauchte die ganz stark spielende Torfrau Musovic bei einem Horan-Abschluss ins Eck ab (53.).

Kopfball an die Latte (34. Min)

Die Latte verhindert den Rückstand der Schwedinnen.

Die US-Auswahl von Trainer Vlatko Andonovski drängte in dieser Phase auf das Führungstor, der Schuss von Lindsey Horan ging knapp vorbei (57.). Die Schwedinnen kamen erst spät zu ihrer ersten guten Chance, Sofia Jakobsson scheiterte in der 85. Minute. Musovic rettete auf der anderen Seite des Platzes wenig später gegen Alex Morgan (89.).

Dramatisches Ende

Auch in der Verlängerung hatte Schweden große Mühe, die US-Auswahl vom eigenen Tor fernzuhalten. Das Weltmeisterteam blieb aber ineffizient im Abschluss. Die Entscheidung musste deshalb im Elfmeterschießen fallen – und wurde dramatisch.

In der Entscheidung vom Punkt vergaben Starspielerin Megan Rapinoe, Sophia Smith und Kelley O’Hara. Der entscheidende schwedische Treffer von Lina Hurtig wurde erst noch überprüft, der Ball war nur sehr knapp hinter der Linie. Da waren US-Treffer von Andi Sullivan, Horan, Kristie Mewis und Torfrau Naeher am Ende zu wenig. Auf schwedischer Seite verwandelten auch Fridolina Rolfö, Elin Rubensson, Hanna Bennison und Magdalena Eriksson. Dass Nathalie Björn drüber schoss und Rebecka Blomqvist an Naher scheiterte, fiel nicht ins Gewicht.

Schweden hatte sich in der Gruppenphase bereits nach zwei Partien für das Achtelfinale qualifiziert. Die USA mussten bis zum Abpfiff des letzten Spiels in ihrer Gruppe zittern. Gegen Portugal reichte ein torloses Remis gerade so für den Einzug in die K.-o.-Runde.

Fußball-WM, Achtelfinale

Sonntag:

Schweden – USA 0:0 n. V. / 5:4 i. E.

Melbourne, Rectangular Stadium, 27.706; SR Frappart (FRA)

Elfmeterschießen:
0:1 Sullivan
1:1 Rolfö
1:2 Horan
2:2 Rubensson
2:3 Mewis
Björn verschießt
Rapinoe verschießt
Naeher hält von Blomqvist
S. Smith verschießt
3:3 Bennison
3:4 Naeher
4:4 Eriksson
O’Hara verschießt
5:4 Hurtig

Schweden: Musovic – Björn, Ilestedt, Eriksson, Andersson – Angeldahl (97./Bennison), Rubensson – Rytting Kaneryd (82./Jakobsson), Asllani (82./Hurtig), Rolfö – Blackstenius (112./Blomqvist)

USA: Naeher – Fox (120./O’Hara), Ertz, Girma, Dunn – Sonnett (120./Mewis), Sullivan – Rodman (66./Williams), Horan, Smith – Morgan (99./Rapinoe)

Gelbe Karten: Asllani bzw. Ertz