Mathieu van der Poel (NED)
Reuters/Maja Smiejkowska
Rad-WM

Van der Poel krönt Husarenritt mit Titel

Mathieu van der Poel hat sich bei der Rad-WM in Glasgow erstmals zum Weltmeister im Straßenrennen aufgeschwungen. Der Niederländer holte sich am Sonntag nach 271,1 Kilometern nach einem Solo die Goldmedaille vor dem Belgier Wout van Aert und dem Slowenen Tadej Pogacar. Als bester Österreicher erreichte Patrick Gamper das Ziel auf dem 22. Platz (+8:30).

Van der Poels Triumph konnte auch ein heftiger Sturz auf nasser Straße in einer Rechtskurve rund 17 Kilometer vor dem Ziel nicht verhindern. Mit zerfetztem Trikot und blutigem Ellbogen, aber unbeeindruckt vom Crash auf den rutschigen Straßen von Glasgow eroberte van der Poel als fünffacher und aktueller Cyclocross-Champion die WM-Krone auf der Straße und feierte mit Tränen in den Augen.

In dem von einer Protestaktion überschatteten Rennen spielte der niederländische Radstar auf dem 14,3 km langen und verwinkelten Kurs durch die schottische Industriestadt, der zehnmal absolviert werden musste, sein fahrerisches Können aus und holte sich in eindrucksvoller Manier das Regenbogentrikot vom geschlagenen belgischen Jungstar Remco Evenepoel. Diesmal kam Evenpoel über Rang 25 (10:10) nicht hinaus.

Mathieu van der Poel (NED)
IMAGO/Gvg
Die Blessuren nach dem Sturz waren bei Van der Poel offenkundig

Herausragende Saison

Die Entscheidung vor mehreren hunderttausend Zuschauern fiel 22 Kilometer vor dem Ziel, als van der Poel die entscheidende Attacke setzte. Zuvor war der Italiener Alberto Bettiol lange Zeit bei einsetzendem Regen allein an der Spitze gefahren, ehe er von der Favoritengruppe geschluckt wurde.

Für van der Poel ist es die Krönung einer herausragenden Saison mit Siegen bei den Radsportmonumenten Mailand–Sanremo und Paris–Roubaix sowie dem Titel bei der Cross-WM. Der Enkel von Raymond Poulidor sorgte zugleich für den ersten niederländischen Sieg seit Joop Zoetemelk 1985.

Noch vor einem Jahr hatte sich für van der Poel die WM im australischen Wollongong zu einem persönlichen Fiasko entwickelt. In der Nacht vor dem Straßenrennen war es im Hotelflur zum Disput mit zwei Mädchen gekommen, die immer wieder an seine Tür geklopft hatten. Nach einer Schubserei rückte die Polizei an. Van der Poel musste für einige Stunden auf das Revier und gab nach einer schlaflosen Nacht später im Rennen entnervt auf.

Einstündige Unterbrechung

Das Rennen in Schottland war aufgrund von Demonstranten und Demonstrantinnen für fast eine Stunde unterbrochen. Rund 80 Kilometer nach dem Start in Edinburgh kam das Feld auf einer Landstraße im Carron Valley zum Stillstand. Wie die schottische Polizei mitteilte, wurden fünf Demonstranten festgenommen. Diese hatten sich offenbar auf dem Asphalt festgeklebt. Eine schottische Umweltaktion übernahm die Verantwortung für die Störaktion.

Die Radprofis hätten das Hindernis zwar passieren können, für die Teamwagen gab es aber kein Weiterkommen. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung lag eine neunköpfige Spitzengruppe mit knapp sieben Minuten Vorsprung in Führung, mit dabei auch Gamper. Diese Gruppe wurde in Glasgow eingeholt. Marco Haller, Michael Gogl und Sebastian Schönberger kamen auf den Rängen 31, 35 und 38 mit 13:59 Minuten Rückstand ins Ziel.