Karim Benzema
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Fußball

Saudische Liga beginnt neue Ära

Am Freitag beginnt die neue Saison der Saudi Professional League, aber noch nie stand die Fußballmeisterschaft in Saudi-Arabien so im internationalen Fokus wie dieses Jahr. Das verdankt sie dem schier unbegrenzten Kaufrausch des saudischen Königshauses, auf der Rechnung stehen bereits Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sadio Mane und Steven Gerrard.

Für Kritiker sind die Stars willfährige Handlanger einer großangelegten Imagekampagne. Mit endlosen finanziellen Ressourcen und prominenten Namen will Saudi-Arabien zu einem der größten Player in der Sportszene aufsteigen. 1,5 Milliarden Dollar (etwa 1,3 Mrd. Euro) hat das streng konservativ regierte Königreich nach Schätzungen der Menschenrechtsorganisation Grant Liberty bereits fließen lassen.

Im Fußball machte Superstar Ronaldo nach der WM 2022 in Katar den Anfang. Mit seinem Wechsel zu al-Nassr lenkte der 38-jährige Portugiese die Blicke der Fans erstmals nachhaltig auf Saudi-Arabien. Rund 200 Millionen Euro pro Jahr soll er jährlich für seine Dienste einstreifen – ein fürstliches Schmerzensgeld für den Kick bei Temperaturen von bis zu 50 Grad. Ebenfalls beim Club in Riad spielen nun der Ex-Salzburger Mane, Marcelo Brozovic und Seko Fofana.

Eröffnungsfeier der saudischen Liga in Jeddah
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Die Pro League startet in ihre neue Saison, die Anzahl der Stars ist in diesem Sommer gewachsen

Noch größer hinaus will Lokalrivale al-Hilal, der zwei Angebote an Paris Saint-Germain abgegeben hat. Die Verpflichtung von Karim Mbappe um eine Ablösesumme von kolportierten 300 Millionen Euro würde alle bisher bekannten Dimensionen sprengen. Sollte die klappen, wäre es aber eine große Überraschung, der 24-jährige Stürmerstar scheint kein Interesse zu haben. Geangelt wird auch nach Marco Verratti. Bereits bei al-Hilal unter Vertrag stehen Sergej Milinkovic-Savic, Kalidou Koulibaly und Ruben Neves. Im Fokus neuerdings: Portugals Joao Felix (23), der Atletico Madrid nach seiner Chelsea-Leihe wieder verlassen soll und bei seinem Trainerlandsmann Jorge Jesus hoch im Kurs steht.

Stars und Sternchen kamen im Sommer

Das Transferfenster in Saudi-Arabien ist noch bis 20. September geöffnet und damit länger als in vielen Ländern in Europa. „Da muss sich die FIFA etwas einfallen lassen“, sagte schon zuletzt Startrainer Jürgen Klopp. Apropos Liverpool: Erstaunlich ist die Präsenz von ehemaligen „Reds“-Granden in der Pro League. Ex-Kapitän Jordan Henderson tat sich mit Gerrard zusammen, der bei al-Ettifaq Trainer ist. Der Brasilianer Fabinho wechselte vergangene Woche zu al-Ittihad, wo es sich die Franzosen Benzema und Kante eingerichtet haben.

Yazin Al-Sharif und Matthias Jaissle
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Matthias Jaissle wechselte im Sommer von Serienmeister Salzburg in die saudische Wüste

In Österreich sorgte der abrupte Wechsel von Ex-Salzburg-Coach Matthias Jaissle zu al-Ahli für Aufsehen. Beim Aufsteiger trifft er mit dem Brasilianer Roberto Firmino auf einen weiteren Ex-Liverpool-Spieler. Riyad Mahrez kam von Champions-League-Sieger Manchester City. Im weltweiten Ausgabenranking liegt das saudische Oberhaus mit etwa 450 Mio. Euro schon gleichauf mit der deutschen Bundesliga – und deutlich vor der spanischen LaLiga (300 Mio.).

Pro League hat ambitionierte Ziele

Al-Nassr, al-Hilal, al-Ittihad und al-Ahli werden mehrheitlich über den 1971 gegründeten Public Investment Fonds (PIF/geschätzte Reserven: 650 Mrd. Dollar) von der Königsfamilie mit Geld versorgt und kontrolliert. Weitere Clubs wurden unter die Aufsicht von Regierungsbehörden gestellt. Ein konkretes Ziel ist es, die Saudi Professional League zu einer der zehn größten Ligen der Welt aufzubauen, um davon auch wirtschaftlich profitieren zu können. Der ambitionierte Plan: Bis 2030 soll der PIF zum größten Staatsfonds der Welt aufgestiegen sein. Sollte es dazu kommen, wird der Exodus von Stars aus Europa Richtung Wüste bald die Norm sein.