Australiens Mary Fowler im Achtelfinale gegen Dänemark
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Fußball-WM

Australien kämpft gegen Gastgeberfluch

Am Samstag wird das Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft in Australien und Neuseeland komplettiert. In Brisbane (9.00 Uhr, live in ORF1) kämpft Australien im Viertelfinal-Duell mit Frankreich nicht nur gegen Österreichs favorisierten Nations-League-Gegner, sondern auch gegen einen WM-Gastgeberfluch. England (12.30 Uhr, live in ORF1) hofft auf den ersten Titel und will zunächst gegen Kolumbien zum dritten Mal in Folge in die Vorschlussrunde.

Mit viel Spannung wird die Partie zwischen Australien und Frankreich erwartet. Die Französinnen waren 2019 bei der Heimweltmeisterschaft im Viertelfinale an den USA gescheitert. Diesmal ist allerdings der Gegner in der Gastgeberrolle. „Als Gastgeber anzutreten, wir wissen, dass das ein Vor- aber auch Nachteil sein kann“, meinte Frankreichs Teamchef Herve Renard. Seit den USA 2003 hat es kein WM-Veranstalter mehr in die Vorschlussrunde geschafft. China 2007, Deutschland 2011, Kanada 2015 und zuletzt eben Frankreich blieben allesamt bei der Viertelfinal-Hürde hängen.

„Wir hoffen, dass wir dafür sorgen können, dass es Australien genauso ergeht wie Frankreich 2019“, verlautete Renard. Sein Team hatte im Vorfeld des Turniers in einem Test gegen Australien mit 0:1 verloren. „Von der Denkweise ist es aber vor einem Viertelfinale ganz was anderes“, sagte der 54-jährige Franzose. Die Partie könne man daher auch als Maßstab nicht wirklich heranziehen. Die Fans werden jedenfalls alles versuchen, um das Heimteam nach vorne zu peitschen. Für Renard habe das keinen negativen Einfluss. „Die Stimmung ist für alle da, und wir können davon profitieren.“

Kampf ums Semifinale

Australien gegen Frankreich und England gegen Kolumbien lauten die ersten Viertelfinal-Duelle bei der Fußball-WM. Die Favoritinnen aus England müssen jedoch auf die 21-jährige Stürmerin Laura James verzichten, die nach ihrem Platzverweis im Achtelfinale gegen Nigeria für zwei Spiele gesperrt wurde.

„Matildas“ hoffen auf Starspielerin Kerr

Für die Australierinnen ist der Zuschauerzuspruch ein wichtiger Faktor. Beim 2:0 gegen Dänemark habe man laut Alanna Kennedy wirklich die Energie von den Rängen gespürt. Starstürmerin Sam Kerr kam dabei ab der 78. Minute zu ihrem ersten Einsatz. Die Hoffnung im Lager der „Matildas“ ist groß, dass die wiedergenesene Chelsea-Akteurin diesmal eine größere Rolle spielen kann. „Das gibt uns einen enormen Schub“, sagte auch Teamchef Tony Gustavsson. Ob er die 29-Jährige in der Startelf aufbieten wird, wird sich weisen. Seiner Truppe traut der 49-jährige Schwede unabhängig davon alles zu. „Es geht nicht nur um Sam Kerr – wir haben viele Optionen, um Tore zu erzielen“, so Gustavsson.

Australiens Sam Kerr
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Australiens Starspielerin Sam Kerr spielte bei der Endrunde im eigenen Land noch keine große Rolle

England war 2015 als Dritter erstmals in der Vorschlussrunde dabei und setzte diesen Trend 2019 mit Platz vier fort. Spätestens seit dem EM-Triumph 2022 ist es der Anspruch der „Lionesses“, regelmäßig in diesen Sphären zu landen. Ein gutes Omen könnte Sarina Wiegman sein, die die Fahne der Teamchefinnen im laufenden Bewerb als einzige von zwölf zum Turnierstart noch hochhält. Von den letzten zwölf großen Turnieren wurden elf von Teams gewonnen, die eine Trainerin auf der Bank hatten. Wiegman war mit den EM-Triumphen 2017 (Niederlande) und 2022 zweimal selbst verantwortlich.

England gegen Kolumbien gefordert

Selbstverständlich ist ein Einzug ins Halbfinale aber keinesfalls, da schon im Achtelfinale erst im Elfmeterschießen gegen Nigeria der Aufstieg fixiert wurde. Wiegman hatte danach angemerkt, dass sie sich nach dem Krimi um zehn Jahre älter gefühlt habe. „Wir sind nicht glücklich mit unseren Leistungen, aber wir sind eines jener Topteams, das noch im Bewerb ist“, sagte Abwehrspielerin Lucy Bronze. Damit das so bleibt, soll gegen Kolumbien eine Steigerung her. „Wir haben uns unsere besten Partien hoffentlich für das Viertelfinale und danach aufgehoben. Wir können mehr“, versicherte die Barcelona-Akteurin.

Allerdings müssen die Engländerinnen mit Lauren James den nächsten Ausfall einer Stütze hinnehmen. Die dreifache WM-Torschützin wurde nach ihrem Ausschluss wegen einer Tätlichkeit gegen Michelle Alozie für zwei Spiele gesperrt. Jamaika-Bezwinger Kolumbien hat mit dem erstmaligen Einzug in die Runde der letzten acht schon Historisches geschafft. Trotzdem soll die Reise weitergehen und nach Deutschland in der Gruppenphase (2:1) der nächste „Große“ besiegt werden. „Wir sind hierhergekommen, um sieben Finale zu spielen. Wir haben große Träume, werden England auf Augenhöhe begegnen und alles geben“, versprach Kapitänin Catalina Usme.