Wenig Schnee Anfang August 2023 im chilenischen Skigebiet El Colorado
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Ski alpin

Hitze in Chile bringt ÖSV-Team in Bredouille

Für Österreichs alpine Ski-Asse steht nach mehrwöchigen Konditionsblöcken und den ersten Schnee-Einheiten auf europäischen Gletschern das Trainingslager in Chile auf dem Programm. Auf der Südhalbkugel soll die Basis für Erfolge in der kommenden Saison gelegt werden. Allerdings bedrohen die ungewöhnlich hohen Temperaturen in Südamerika die Pläne des Verbandes.

Denn in El Colorado und La Parva (Chile) war es zuletzt deutlich wärmer als in den Jahren zuvor. Selbst in den Anden in Höhen über 1.000 Metern wurden Temperaturen von 35 Grad gemessen. „Da hat es leider sehr viel Schnee weggenommen. Da müssen wir hoffen, dass noch etwas nachkommt“, erklärte Herbert Mandl. Die Lage in El Colorado bereite dem Alpin-Chef derzeit am meisten Sorgen, die Bedingungen im argentinischen Ushuaia und im chilenischen Valle Nevado seien hingegen gut. Dort seien die Temperaturen seit einigen Tagen etwas kühler.

Insgesamt sind die 50 Weltcup-Läuferinnen und -Läufer, die nach Südamerika geschickt werden, in vier Männer- und drei Frauen-Teams eingeteilt. Die Topstars der Weltcup-Gruppe eins um Vincent Kriechmayr werden in El Colorado und Valle Nevado trainieren. Die Abfahrtsgruppe zwei um Otmar Striedinger und Christian Walder trainiert in La Parva.

ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl
GEPA/Harald Steiner
Alpin-Chef Herbert Mandl erklärt die Bedeutung des Trainingscamps in Südamerika

Ein Teil der Techniker reist ebenfalls nach El Colorado, während die Weltcup-Trainingsgruppe vier von Mike Pircher und die Technikerinnen allesamt nach Ushuaia aufbrechen. Lediglich Marco Schwarz wird ein Sonderprogramm absolvieren. Der Kärntner trainiert erst eine Woche mit den Abfahrern, dann schließt er sich den Technikern um Manuel Feller in El Colorado an.

Hoher Stellenwert des Trainingscamps

Der Stellenwert des Trainingscamps sei riesengroß. „Kilometersammeln ist in dieser Saisonphase unumgänglich, es machen alle anderen auch. Die 20 Schneetage braucht man einfach“, betonte Mandl. Dementsprechend werden alle ÖSV-Stars die Südamerika-Vorbereitung für den wichtigen Sommerschliff nutzen – sofern der Körper mitspielt. Denn drei zuletzt Rekonvaleszente könnten fehlen. Bei Roland Leitinger seien noch entscheidende Tests ausständig, Max Franz (nach komplizierten Beinbrüchen) und Julian Schütter (nach Kreuzbandriss) werden anders als Katharina Gallhuber (Bänderrisse im Knie) zu Hause bleiben.

Bei Franz, der sich im November in Colorado den linken Unterschenkel und das rechte Sprunggelenk gebrochen hat, schließt Mandl ein Comeback im kommenden Winter aus. „Er macht kleine Schritte, aber es ist mühsam für ihn. Die Nervenverletzung im Fuß ist so gravierend gewesen, Skitraining auf Schnee ist so nicht denkbar.“ Beim bald 34-jährigen Kärntner gehe es darum, ihn auf dem Weg zurück zu „primärer Fitness“ zu unterstützen.

Keine Angaben zu Kosten

Über die Kosten des Trips hält sich Mandl unterdessen bedeckt. Schon vor einem Jahrzehnt kostete das Trainingslager eine Dreiviertelmillion Euro. Billiger als in den Jahren vor der Coronavirus-Pandemie dürfte es nicht geworden sein. „Wir haben versucht, sparsam zu sein, weil die Kosten für das Cargo extrem hoch sind“, erklärte der Alpin-Chef. „Früher haben die Abfahrer zehn bis 20 Paar Ski mitgehabt. Heute nehmen sie etwa die Hälfte mit.“

Alles in allem sei das Thema Fracht eine Abwägungssache. „Ein bisschen Material muss einfach mit, weil wir im Herbst bei uns die Gelegenheit zum Testen so nicht haben.“ Für die Weltcup-Athletinnen und -Athleten übernimmt der Verband alle Kosten. „Für B-Kader, Europacup- und Nachwuchsathleten gibt es einen Selbstbehalt: die Flugkosten“, so Mandl.