Rad-WM

Schweinberger öffnet mit Bronze Olympiatür

Zwei Jahre nach Anna Kiesenhofers olympischer Goldfahrt und nur wenige Wochen nach Felix Galls Coup bei der Tour de France hat Christina Schweinberger mit ihrer WM-Bronzenen im Zeitfahren am Donnerstag in Stirling erneut österreichische Radgeschichte geschrieben. „Das kam unerwartet“, überraschte sich die Tirolerin nicht nur selbst, sie bescherte Österreich auch einen Quotenplatz bei Olympia 2024 in Paris.

Insgesamt zehn von 35 Tickets für die Olympiakonkurrenz im kommenden Jahr wurden am Donnerstag bei der WM in Schottland auf den 36,2 km rund um Stirling vergeben. Mit ihrem Husarenritt auf Platz drei hinter der neuen Weltmeisterin Chloe Dygert aus den USA und der Australierin Grace Brown sicherte Schweinberger dem Österreichischen Olympischen Comite (ÖOC) einen Quotenplatz.

Im WM-Zeitfahren, in dem Olympiasiegerin Kiesenhofer auf den 15. Platz radelte, wurde jedoch nur ein Platz pro Nation vergeben. Die restlichen 25 Olympiastartplätze im Straßenzeitfahren der Frauen werden per 17. Oktober über die Nationenweltrangliste vergeben. Hier nimmt Österreich aktuell Platz 17 ein. In Glasgow holte Schweinberger bereits die vierte österreichische Medaille nach Marathon- und Downhill-Gold durch die Moutainbikerinnen Mona Mitterwallner und Valentina Höll sowie Downhill-Silber durch Andreas Kolb.

Kathrin Schweinberger gratuliert ihrer Schwester Christina zu WM-Bronze
IMAGO/Photo News/Alex Whitehead
Schwester Kathrin (l.) war eine der ersten Gratulantinnen bei WM-Überraschung Christina Schweinberger

Eine Medaille für alle

Schweinberger konnte ihre Leistung aber auch nach der Siegerehrung kaum fassen. „Das Gefühl ist unglaublich. Ich habe jetzt bei der Siegerehrung jede Minute genossen, und die Medaille gehört wirklich jedem, der mich seit Beginn meiner Karriere unterstützt hat“, jubelte Schweinberger. „Als ich am Morgen aufgewacht bin, war mein Ziel noch, in den Top 20 zu landen.“

Die 26-Jährige, deren Zwillingsschwester Kathrin ebenfalls Radprofi ist, lag ab der zweiten Zwischenzeit auf Rang vier, überholte im Finish noch Anna Henderson und fuhr mit 2,1 Sekunden Vorsprung auf die Britin zur Bronzemedaille. Ein Kraftakt, mit dem sie selbst nicht gerechnet hatte: „Die Zeitfahren, die ich bisher bestritten habe, waren alle kürzer. Der Respekt vor dem Kurs war riesig.“

Als Belohnung durfte Schweinberger die erst dritte Einzel-Medaille aus österreichischer Sicht entgegennehmen. Christiane Söder radelte 2007 und 2008 ebenfalls im Kampf gegen die Uhr zu Bronze und Silber. Davor hatte der ÖRV-Vierer mit Helmut Wechselberger, Bernhard Rassinger, Mario Traxl und Hans Lienhart bei der Heim-WM der Amateure 1987 in Villach im Mannschaftszeitfahren über 100 km die Bronzemedaille gewonnen.