Enttäuschter Harry Kane (Bayern München)
Reuters/Kai Pfaffenbach
Fußball

Bayern-Frust bei Kane-Premiere

Die Bayern-Fans haben sich das erste Match mit Millionenneuzugang Harry Kane wohl anders vorgestellt. Für den Meister setzte es in der heimischen Allianz Arena am Samstag im deutschen Supercup gegen Pokalsieger RB Leipzig eine 0:3-Abfuhr. Der Auftritt vor 75.000 Zuschauerinnen und Zuschauern erinnerte viele an die durchwachsene vergangene Saison von Bayern München.

Damals hatten die Münchner mit Ach und Krach den Titel in der Liga geholt, im DFB-Pokal und in der Champions League scheiterte der deutsche Rekordmeister jeweils im Viertelfinale. „Ich kann es im Moment nicht erklären. Weil wir waren auf einem komplett anderen Weg“, sagte Trainer Thomas Tuchel nach der Niederlage.

Seine Ausführungen über den Stotterstart in die neue Saison erinnerten an die ratlosen Spielanalysen seiner ersten Trainermonate in München. Erklären konnte der 49-Jährige „die Diskrepanz zu unserer Form in den Testspielen und im Training und zur Energie und zur Stimmung“ nicht. Klar war aber: „Die Diskrepanz ist einfach viel zu groß – riesengroß.“

Bayern-Frust bei Kane-Premiere

Die Bayern-Fans haben sich das erste Match mit Millionenneuzugang Harry Kane wohl anders vorgestellt. Für den Meister setzte es in der heimischen Allianz Arena am Samstag im deutschen Supercup gegen Pokalsieger RB Leipzig eine 0:3-Abfuhr.

Tuchel bemängelte vor allem „große Defizite im Defensivverhalten“. Dayot Upamecano wirkte alles andere als souverän, Alphonso Davies leistete sich auf der linken Abwehrseite mehrere Patzer. Ein stabiles Gerüst ist nach der mehrwöchigen Vorbereitung nicht im Ansatz zu erkennen, die Bayern sind weiterhin leicht verwundbar. „Wir haben sehr einfache Gegentore kassiert. Wir haben die erste Halbzeit verloren, wir haben die zweite Halbzeit verloren. Das ist eindeutig. Das haben wir uns komplett anders vorgestellt“, gestand Tuchel.

Kane noch kein Superhero

Ein Jahr nach dem Abgang von Robert Lewandowski ist Kane der neue Münchner Hoffnungsträger. Der 30-jährige Rekordeinkauf soll den Bayern nach dem Einsatz von über 100 Millionen Euro Ablöse Tore am Fließband garantieren. „Er spielt jedes Spiel, fertig, aus“, antwortete Tuchel auf die Frage, wie er mit Kane künftig plane. „Es gibt keinen Aufbau. Er trainiert mit uns und startet gegen Werder Bremen“, stellte der Coach mit Blick auf den Bundesliga-Start am Freitag klar.

Am Tag seiner Verpflichtung war Kane gegen Leipzig in der 63. Minute unter tosendem Applaus des Publikums eingewechselt worden. Da stand es bereits 0:2. Nennenswerte Aktionen hatte er nicht. „Es tut mir leid für ihn. Wir haben nicht genug Chancen für ihn kreiert“, sagte Tuchel. Der Trainer versicherte: „Ich erwarte keinen Superhero. Harry ist einfach ein top Guy mit einer top Persönlichkeit. Er wird uns helfen. Wir brauchen seine Einstellung.“ Leipzigs Sportgeschäftsführer Max Eberl bemerkte zum überbordenden Kane-Hype: „Ich finde es fast schon zu viel, was Harry Kane hier aufgeladen wird. Das ist ja wie ein Messias, der über das Wasser läuft.“

„Sie spielen nicht als Mannschaft“

Dietmar Hamann, TV-Experte und ehemaliger DFB-Teamspieler und England-Profi, sieht die Bayern vor großen Problemen. „Sie spielen nicht als Mannschaft. Du kannst die besten Einzelspieler haben – wenn du nicht geschlossen auftrittst, hilft dir auch kein Harry Kane“, sagte der 49-Jährige. „Ob da ein Kane der Heilsbringer ist, da bin ich mir nicht so sicher.“

Harry Kane und Trainer Thomas Tuchel (Bayern München)
Reuters/Kai Pfaffenbach
Thomas Tuchel und sein neuer Star Harry Kane müssen auf das erste gemeinsame Erfolgserlebnis noch warten

Die Bilanz unter Tuchel, der die Bayern im März von Julian Nagelsmann übernommen hatte, sei „desaströs. Du brauchst Führung“, sagte Hamann. Es könne zwei Gründe geben, „warum es nicht läuft – dass es intern Probleme gibt innerhalb der Mannschaft, oder dass die Mannschaft ein Problem mit dem Trainer hat“. Der Auftritt im Supercup sei jedenfalls „sehr ernüchternd“ gewesen.