Fußball-WM

Irres Finish beschert Spanien Finalpremiere

Spaniens Fußballerinnen stehen erstmals in ihrer Geschichte in einem WM-Finale. Die Kickerinnen rund um Weltfußballerin Alexia Putellas setzten sich am Dienstag im Halbfinale in Auckland gegen Schweden knapp mit 2:1 (0:0) durch und kämpfen damit am Sonntag (12.00 Uhr, live in ORF1) um die Krone. Ein irres Finish mit drei Toren in neun Minuten bescherte den Spanierinnen die Finalpremiere.

Nach 81 eher farblosen und ereignisarmen Minuten brach die für Superstar Putellas eingewechselte Salma Paralluelo den Bann. Doch die Schwedinnen kämpften sich dank der ebenfalls in der zweiten Hälfte eingewechselten Rebecka Blomqvist kurz vor Ende der regulären Spielzeit noch zum Ausgleich (88.). Mitten in den schwedischen Jubel versetzte Spaniens Kapitänin Olga Carmona nur eine Minute später den Skandinavierinnen aber doch noch den K.-o.-Schlag.

Während die bis dahin ungeschlagenen Schwedinnen so wie 2019 im Semifinale scheiterten und ihre zweite Teilnahme an einem Endspiel seit 2003 verpassten, spielt Spanien bei seiner dritten Teilnahme an einer Endrunde erstmals um den Titel. Die Gegnerinnen von „La Roja“ werden am Mittwoch (12.00 Uhr, live in ORF1) in Sydney zwischen den Gastgeberinnen aus Australien und den Europameisterinnen aus England ermittelt.

Spanierinnen im WM-Finale

Spaniens Fußballerinnen stehen erstmals in ihrer Geschichte in einem WM-Finale.

Trainer stehen „Haare zu Berge“

„Wir sind in Führung gegangen, und sie haben wieder ausgeglichen. Die Mannschaft hat das überwunden, wir haben den Siegestreffer erzielt, und jetzt sind wir sehr glücklich“, sagte der spanische Teamchef Jorge Vilda, der sich über die Nervenstärke seines Teams freute, „wir warten darauf, unseren Gegner zu erfahren. Mal sehen, wer gewinnt. Wir kennen beide Mannschaften (Australien und England, Anm.) gut.“ Dass unter seiner Leitung der bisher größte Erfolg der Spanierinnen gelang, konnte der 42-jährige Trainer kaum fassen: „Wir sind im Finale einer Weltmeisterschaft. Mir stehen die Haare zu Berge.“

Parullelo, die mit ihrem Tor zum 1:0 den Grundstein zum Finaleinzug legte, sprach von einem „magischen Moment“ für sich und das Team. „Wir haben uns das verdient. Wir haben diesen kleinen Schritt gemacht, und jetzt brauchen wir den letzten Schub. Es war ein sehr hartes Spiel. Es hätte schwierig werden können, sich von ihrem Tor zu erholen, aber wir haben gezeigt, dass das Team mit allem umgehen kann. Es ist etwas ganz Besonderes, dass ich das erste Tor geschossen habe. Das zu wiederholen ist wirklich unglaublich“, sagte die erst 19-Jährige, die auch im Viertelfinale beim 2:1 über die Niederlande den Siegestreffer erzielt hatte.

Paralluelo schießt Spanien in Führung

Die ehemalige Leichtathletin brach erst in der 81. Minute mit einem platzierten Flachschuss den Bann.

Schwedisches Deja-vu

Die Schwedinnen schlichen hingegen so wie vor vier Jahren nach dem Semifinale mit hängenden Köpfen vom Feld. „Man ist leer, man ist enttäuscht, man hat die Tränen bei einer Weltmeisterschaft und das, was gesagt wird, einfach satt“, sagte Kapitänin Kosovare Asllani und fühlte sich an 2019 erinnert, als ihr mit ihren Kolleginnen ebenfalls nur das Spiel um Bronze blieb. Das „kleine Finale“ 2023 steigt am Samstag (10.00 Uhr live in ORF1).

Spielerinnen nach Schlusspfiff
Reuters/Amanda Perobelli
Spanien jubelt, Schweden trauert: Im ersten Halbfinale lagen Freude und Leid sehr eng beisammen

Während die Spanierinnen in der Gruppenphase eine 0:4-Abfuhr gegen Japan zu verdauen hatten, blieben die Schwedinnen bis zum Halbfinale unbesiegt. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir das noch einmal erleben würden. Nicht in diesem Turnier, angesichts unseres Gefühls und des Turniers, das wir bis dahin gespielt haben. Eine große Enttäuschung. Wir haben von einem WM-Finale geträumt“, sagte Asslani. Für Teamchef Peter Gerhardsson waren die Schlussminunten eine schwer verdauliche Achterbahn: „Das Tor zum 1:1 war ein großartiges Gefühl. Und etwas mehr als eine Minute später ist das Spiel wieder gekippt.“ Jede und jeder im Team sei daher einfach „traurig und enttäuscht“.

Wenige Highlights vor der Pause

Die erste Hälfte im Eden Park in Auckland verlief im Wesentlichen von Taktik geprägt. Die wenigen Angriffsmomente waren ausgeglichen verteilt, wobei Spanien öfter Richtung Tor schoss und mehr im Ballbesitz war. Die beste Möglichkeit verzeichnete dennoch Schweden: Den Volley von Fridolina Rolfö in der 42. Minute am Fünfereck wehrte allerdings Torfrau Cata Coll zum Eckball ab. Spanien war zuvor durch einen Schuss von Aitana Bonmati (39.) aufgefallen.

Topchance für Schweden

Fridolina Rolfö hatte kurz vor der Pause die bis dahin beste Chance im Spiel.

Auch nach dem Seitenwechsel gaben beide Teams das Sicherheitsdenken nur zaghaft und allmählich auf. Die Spanierinnen kontrollierten mit ihrem typischen gepflegten Passspiel weiterhin das Geschehen und waren dem 1:0 zunächst durch Alba Redondo in der 71. Minute schon sehr nahe. Die Stürmerin kam im Sitzen aus wenigen Metern noch zu einer Chance und stocherte den Ball ins Außennetz.

„Joker“ leiten wildes Finish ein

Der Torjubel entbrannte dann zehn Minuten später, als Paralluelo im Strafraum, ohne zu zögern, zwischen die Beine mehrerer Gegenspielerinnen abschloss – der flache Schuss passte genau ins Eck. Die frühere Leichtathletin war erst in der 57. Minute für Superstar Putellas eingewechselt worden und leitete die denkwürdige Schlussphase ein.

Auch das Tor der Schwedinnen ging auf das Konto einer eingewechselten Spielerin: Blomqvist traf in der 88. Minute nach Kopfballvorlage von Lina Hurtig – die Siegestorschützin im Elfmeterkrimi im Achtelfinale gegen die USA war ebenfalls als „Joker“ ins Spiel gekommen. Doch nur knapp eine Minute später folgte der große Auftritt von Kapitänin und Real-Star Carmona. Olga, wie auf ihrem Trikot zu lesen ist, schoss Spanien mit einem sehenswerten Schuss ins Kreuzeck ins Finale – und die Schwedinnen ins Spiel um Platz drei am Samstag in Brisbane.

Fußball-WM, Semifinale

Dienstag:

Spanien – Schweden 2:1 (0:0)

Auckland, 43.217; SR Alves Batista (BRA)

Torfolge:
1:0 Paralluelo (81.)
1:1 Blomqvist (88.)
2:1 Carmona (89.)

Spanien: Coll – Batlle, Paredes, Codina, Carmona – Bonmati, Abelleira, Putellas (57./Paralluelo) – Redondo (71./Navarro), Hermoso, Caldentey (95./Gonzalez)

Schweden: Musovic – Björn, Ilested, Eriksson, Andersson – Angeldal, Rubensson (87./Hurtig) – Kaneryd (77./Schough), Asllani, Rolfö – Blackstenius (77./Blomqvist)

Gelbe Karten: keine