Champions League

PSV für Sturm eine Nummer zu groß

Der SK Sturm Graz hat am Dienstag auch die letzten leisen Hoffnungen auf eine Teilnahme an der diesjährigen Gruppenphase der UEFA Champions League begraben müssen. Österreichs Vizemeister unterlag im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde daheim PSV Eindhoven nach 1:0-Führung mit 1:3 (1:2) und scheiterte mit dem klaren Gesamtscore von 2:7. Bereits im Hinspiel (1:4) hatte sich der Club aus den Niederlanden als eine Nummer zu groß erwiesen.

Die Steirer hatten nach der klaren Auswärtsniederlage im Hinspiel noch auf eine historische Aufholjagd gehofft. „Wir wollen einen viel besseren Auftritt hinlegen, und wenn wir das tun, dann kann etwas entstehen“, hatte Sturm-Trainer Christian Ilzer im ORF-Interview vorab erklärt. William Böving brachte die engagierten Gastgeber mit seiner zweiten Topchance auch zunächst verdient mit 1:0 in Führung (26.).

Doch just dieser Gegentreffer weckte das Gästeteam von Trainer Peter Bosz offenkundig auf. Joey Veerman erzielte mit einem präzisen Flachschuss aus rund 20 Metern ins rechte Eck den Ausgleich (32.). Sieben Minuten später brachte PSV-Kapitän Luuk de Jong mit einem ebenso schönen Flugkopfball die Niederländer, die wieder ohne ÖFB-Teamspieler Philipp Mwene angetreten waren, in Führung (39.).

Böving bringt Sturm in Führung (26. Minute)

Böving trifft volley ins kurze Eck und lässt Goalie Benitez keine Chance.

Umstieg in Europa League

Nach der Pause wurde ein Treffer von David Affengruber aberkannt: Bei dessen Kopfball nach einer Ecke stand Jon Gorenc Stankovic im Abseits und nahm PSV-Goalie Walter Benitez die Sicht. PSV brachte den Aufstieg locker nach Hause, „Joker“ Ricardo Pepi verwertete nach einem Handspiel von Gregory Wüthrich den fälligen Elfmeter (85.). Pech hatte am Ende „Edelreservist“ Jakob Jantscher, der in der Nachspielzeit mit zwei Abschlüssen jeweils die linke Stange traf.

Eindhoven-Spieler jubeln
GEPA/Hans Oberlaender
Auch im Rückspiel jubelte PSV Eindhoven gegen Sturm Graz

Der niederländische Vizemeister streicht für das Erreichen des Play-offs fünf Millionen Euro ein, muss für den ganz großen Millionenregen aber noch die Glasgow Rangers besiegen. Sturm spielt zum dritten Mal in Folge einen Herbst in der Europa League. Die Auslosung findet am 1. September statt, der Auftakt geht am 21. September über die Bühne.

Sturm-Trainer Christian Ilzer entschied sich nach dem schwachen Hinspiel für eine Formationsänderung. Die klassische Mittelfeldraute wich dem „Tannenbaum“-System (4-3-2-1). Der polnische Angreifer Szymon Wlodarczyk saß erstmals seit seiner Verpflichtung zunächst nur auf der Bank. So stürmte – in Abwesenheit des verletzten Manprit Sarkaria – der bisher nicht in Graz angekommene Bryan Teixeira.

PSV dreht nach Sturm-Führung auf

Sturm sollte sich teurer als in Eindhoven verkaufen – zumindest anfangs. Über eine kompaktere Defensivleistung setzten die „Blackys“ immer wieder offensive Nadelstiche. Teixeira deutete mit einem verunglückten Abschluss Gefahr an (8.). Doch schon im versuchten Grazer Anfangswirbel zeigte sich, dass PSV-Mittelstürmer de Jong speziell in der Luft schwer zu verteidigen ist. Sturm-Goalie Kjell Scherpen klärte den Kopfball seines Landsmannes zur Ecke (9.).

Topchance für Sturm Graz (19. Minute)

Ein Pass in die Tiefe von Kiteishvili auf Boving führt zu einem Laufduell zwischen Boving und Ramalho, der sich gegen den Brasilianer durchsetzt. Seinen Abschluss von der linken Seite des Strafraums kann Tormann Benitez parieren.

Böving scheiterte nach Steckpass von Otar Kiteishvili noch aus bester Position an Walter Benitez im Gästetor, durfte wenig später aber jubeln. Alexander Prass fand den Dänen auf der zweiten Stange, und der 20-Jährige verwandelte Graz-Liebenau endgültig in ein Tollhaus, als er den Ball volley ins kurze Eck knallte (26.). Wer aber von den 12.571 Zuschauern und Zuschauerinnen auf nervös gewordene Gäste hoffte, wurde enttäuscht. Mehr als sechs Minuten Hochgefühl waren den prächtig aufgelegten Sturm-Fans nicht vergönnt. De Jong legte nach präziser Ballstafette auf Veerman ab, dieser sorgte mit einem Flachschuss aus 20 Metern für einen echten Wirkungstreffer (32.).

Kopfballtor von Luuk de Jong (39. Minute)

Luuk de Jong stellt auf 2:1 für PSV Eindhoven.

Die mit Ausnahme von Flügelstürmer Noa Lang in Bestbesetzung angetretenen Gäste von Trainer Bosz legten sogar noch vor der Pause nach. De Jong brachte eine Teze-Flanke per Hechtkopfball unter – das bereits dritte Tor des Ex-Barcelona-Stürmers gegen Sturm (39.). Der Rest war ein Schaulaufen von spielfreudig-ballsicheren Gästen und einem beherzt kämpfenden Heimteam. David Affengruber köpfelte nach einem Corner ein (58.). Der Treffer wurde jedoch vom VAR wegen einer Abseitsposition von Jon Gorenc Stankovic kassiert (60.).

„Joker“ Jantscher trifft zweimal die Stange

Für den slowenischen Teamspieler war der Arbeitstag mit Vorausschau auf das Lustenau-Gastspiel am Samstag kurz darauf wie für Jusuf Gazibegovic und Otar Kiteishvili vorbei. Mit Javi Serrano und dem schottischen Debütanten Max Johnston kamen zwei Neuerwerbungen. Im chancenarmen Finish durfte auch Jantscher auflaufen, und scheiterte zweimal in einem Angriff an der Stange (94.). Da hatte Pepi bereits auf 3:1 erhöht, indem er einen von Wüthrich verursachten Handelfmeter nach VAR-Eingriff souverän verwertete (85.).

Zwei Stangenschüsse von Jantscher (90.+4. Minute)

Der Edelreservist hat in der Nachspielzeit Pech.

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Wir hatten heute unsere Momente, aber ins Wanken haben wir sie nicht gebracht. Die erste halbe Stunde haben wir gezeigt, was in uns steckt. Wir gehen in Führung, das Stadion war super da. In der Situation, wo de Jong liegt, ist Energie verloren gegangen, und PSV hat sofort gezeigt, welche Klasse sie haben. Aus diesen zwei Situationen kriegen wir wahrscheinlich in der österreichischen Bundesliga keine Tore. Wir sind zu passiv geworden und wurden sofort bestraft.“

Stefan Hierländer (Sturm-Kapitän): „Unser Ziel war, eine Reaktion zu zeigen auf ein Spiel, das nicht so war, wie wir uns das vorgestellt haben. Eindhoven ist eine Weltklassemannschaft, da sieht man, welche Qualität die haben. Wir haben es die ersten 30 Minuten ganz gut angelegt. Es war eine Reaktion, aber in Summe war das eindeutig. Der Schuss zum 1:1 war zu verteidigen, und das 1:2 war auch zu einfach. Das wird auf diesem Niveau bestraft, das haben wir gewusst.“

Peter Bosz (PSV-Trainer): „Ich finde, wir haben verdient gewonnen, in einer guten Atmosphäre. Ich bin von beiden Fanlagern angetan. Wir müssen in der ersten Halbzeit besser verteidigen. Jedes Spiel ist eine Lernphase. Sturm Graz war in den ersten 30 Minuten sehr stark im schnellen Umschaltspiel und bei Standards.“

Andre Ramalho (PSV-Verteidiger): „Wir waren bereit in beiden Spielen. Wir wussten, wenn wir nicht wach genug sind, würde uns Sturm wehtun. Wir haben das heute gesehen zum Start. Sturm war wach, war bissig. Aber wir hatten eine gute Ausgangsposition vom Hinspiel, das hat es leichter gemacht.“

CL-Qualifikation, dritte Runde, Rückspiel

Dienstag:

Sturm Graz – PSV Eindhoven 1:3 (1:2)

Graz, Merkur Arena, 12.571, SR Jovanovic/SRB

Torfolge:
1:0 Böving (26.)
1:1 Veerman (32.)
1:2 De Jong (39.)
1:3 Pepi (85./Handelfmeter)

Sturm: Scherpen – Gazibegovic (71./Johnston), Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic (71./Serrano), Prass (80./Jantscher) – Kiteishvili (71./Horvat), Böving – Teixeira (59./Wlodarczyk)

PSV: Benitez – Teze (86./Sambo), Ramalho, Boscagli, Van Aanholt – Veerman, Sangare, Saibari – Vertessen (86./Babadi), De Jong (46./Pepi), Bakayoko (60./Til)

Gelbe Karten: Hierländer, Wüthrich, Serrano bzw. keine

Hinspiel: 1:4, PSV mit Gesamtscore von 7:2 im Play-off gegen Glasgow Rangers, Sturm steigt in Gruppenphase der Europa League um