100-m-Läufer Markus Fuchs
GEPA/Oliver Lerch
Leichtathletik-WM

Fuchs trotz Qualimühle für Großtaten bereit

Für einen 100-m-Läufer mit einer Bestzeit über zehn Sekunden ist die Qualifikation für ein Großereignis kräfteraubend. Für die Teilnahme an der WM in Budapest war die Investition von Markus Fuchs deshalb hoch, der 27-jährige ÖLV-Rekordler fühlt sich aber bereit und träumt vom Halbfinal-Einzug. Sarah Lagger (Siebenkampf), Raphael Pallitsch (1.500 m) und Lukas Weißhaidinger (Diskuswerfen) sind wie Fuchs ebenfalls am Samstag im Einsatz.

2022 gelang Fuchs mit 10,15 Sekunden die Egalisierung des Uraltrekordes von Andreas Berger. Am 8. Juni 2023 stellte er in St. Pölten mit 10,08 eine neue heimische Bestmarke auf. „Sicher bedeutet der Rekord an sich noch einmal was, aber für mich wichtiger war das Durchbruchsjahr 2022. Das hat mir bestätigt, dass ich viele richtige Entscheidungen getroffen habe, da hat sich eine Riesenerleichterung eingestellt“, sagte Fuchs.

Seitdem gibt es nur noch ein Ziel und das lautet 10,00 Sekunden. „Das ist die Qualifikation für alles Drum und Dran. Dann kann man auf alles gezielt hinarbeiten und planen. Planungssicherheit ist im 100-m-Sprint sehr angenehm. Denn man kann nicht immer so viele Rennen rennen, das schafft der Körper nicht. 100 m bedeutet jeden Tag 1.000 Prozent.“ Um über das Rankingsystem zu einer EM, WM oder Olympia zu kommen, braucht man Punkte und dafür viele Läufe. Wer hingegen das Direktlimit schafft, erspart sich den Kräfteverschleiß im Vorfeld.

Fuchs will überraschen

Am Wochenende beginnen in Budapest die Leichtathletikweltmeisterschaften. Zum Auftakt sind gleich mehrere Athleten aus Österreich im Einsatz, darunter auch der schnellste Mann des Landes: 100-Meter-Rekordhalter Markus Fuchs.

„Die Quali war brettlhart“

„Es gibt ein paar, die locker Normen rennen, solche wie ich müssen mit Biegen und Brechen jedes Wochenende rennen, um Punkte zu sammeln.“ Das habe er voriges Jahr bei der München-EM erlebt, wo er in seinem ersten Rennen nur 23. wurde, weil ihm „der Saft ausgegangen“ war. Er sah sich damals auch mit der ganzen Situation ein bisschen überfordert. „Die Saison war schon viel zu lange, ich war nicht ganz bereit an der Linie.“

Deshalb hätte er sich für Budapest gewünscht, schnell die geforderten Punkte für die Qualifikation zusammenzuhaben. Er habe letztlich aber doch „ein Riesenziel“ damit erreicht, es in das Feld der 48 hineingeschafft zu haben, alles Weitere sei heuer ein Bonus. „Die Quali war brettlhart. So viele, die ähnliche Zeiten wie ich haben, sind nicht mit dabei. Die Konkurrenz ist noch mal stärker geworden, das Niveau gestiegen.“

„Werde volles Rohr rennen“

Die Saison sei bis jetzt „enorm anstrengend“ gewesen. Zuletzt aufgetretene Achillessehnenprobleme führt er auf leichte körperliche Überlastung von den vielen schnellen Trainings zurück. „Mein Körper fühlt sich aber bereit. Wenn ich die Wade im Griff habe, wenn ich den Fuß im Griff habe, sind schnelle Zeiten möglich. Ich werde volles Rohr rennen“, so Fuchs. „Es ist für mich eine neue Situation, ich war noch nie bei einer WM, keine Ahnung, was auf mich zukommt.“ Er sei jedenfalls hoch motiviert und habe lange darauf hingearbeitet, jetzt sein Freiluft-WM-Debüt zu geben. Fuchs bestreitet seinen Vorlauf in Budapest am Samstagabend.

Weißhaidinger von Leistungsdichte begeistert

Ebenfalls am Samstagabend im Einsatz ist Weißhaidinger, der in der zweiten Qualifikationsgruppe wirft. Für den direkten Finaleinzug werden hoch angesetzte 66,50 m gefordert, zwölf Athleten kommen weiter. „Ich gehe davon aus, dass man 64,50 brauchen wird“, sagte der Olympiadritte nach seiner Ankunft in Budapest. „Ich hab da schon mal schlucken müssen, das zeigt, wie hoch die Qualität ist. Bei 66,5 m haben wir vor ein paar Jahren von einer Medaille gesprochen.“

Lukas Weißhaidinger
APA/Roland Schlager
Für Lukas Weißhaidinger zählt bei der WM nur der Finaleinzug

Zumeist findet die Quali am Vormittag statt, den Abendtermin begrüßt der Oberösterreicher. „Das hat den Flair von einem Schladming Nightrace.“ Außerdem sei es fairer, fügte Trainer Gregor Högler hinzu, da bei niemandem um 5.00 Uhr Tagwache sei. In der Vergangenheit stellte sich die erste Gruppe in der Früh oftmals als Nachteil heraus.

Lagger fiebert Debüt entgegen

Gleich in sieben Disziplinen ist Lagger im Einsatz, für die Kärntnerin ist es bei der dritten Möglichkeit nun tatsächlich das erste Antreten bei einer WM. Und es ist bereits ihr vierter Siebenkampf heuer. „Ich bin bereit. Es ist cool, dass die Saison noch diese Wendung gemacht hat“, sagte die Mehrkämpferin.

Fahrplan in ORF Sport +

Samstag: 10.25 Uhr, 19.30 Uhr
Sonntag: 8.55 Uhr, 16.30 Uhr
Montag: 18.35 Uhr
Dienstag: 18.35 Uhr
Mittwoch: 10.00 Uhr, 18.55 Uhr
Donnerstag: 18.55 Uhr
Freitag: 10.00 Uhr
Samstag: 9.30 Uhr, 19.00 Uhr
Sonntag: 6.55 Uhr, 20.00 Uhr

Im WM-Teilnehmerinnenfeld fehlt die zweifache Weltmeisterin Nafissatou Thiam aus Belgien (Achillessehne), die Polin und Götzis-Dritte Adrianna Sulek sagte wegen Schwangerschaft ab. Anna Hall (USA), mit 6.988 Punkten Gewinnerin im Ländle, darf mit dem Titel spekulieren. Laggers persönliche Bestleistung steht bei 6.225. „In einigen Disziplinen ist noch mehr drinnen. Es wird eine coole Stimmung sein, die zu guten Leistungen verhilft. Ich nehme mir keine Punkte vor, bin aber motiviert, meine Saisonbestleistung anzugreifen.“

Pallitsch in Außenseiterrolle

Raphael Pallitsch ist am Samstagabend über 1.500 m als Außenseiter im Einsatz. Der Burgenländer ist mit seiner heuer gelaufenen Bestzeit von 3:38,16 Minuten unter den 14 Läufern im vierten Lauf das Schlusslicht. „Jede Rangverbesserung ist ein Gewinn“, sagt er daher.

Neu ist, dass die ersten sechs weiterkommen und es keinen Aufstieg über die Zeit mehr gibt. Das könnte Pallitsch grundsätzlich zugutekommen. „Allerdings wird trotzdem jeder Vorlauf schneller sein als meine Bestzeit.“ Sollte stark gebummelt werden und Pallitsch eine Chance sehen, will er seine Sprintstärke auspacken. „Meine starken letzten 150 m bringen mir nur was, wenn die Position gut ist.“

ÖLV-Aufgebot für Budapest

Frauen: Susanne Gogl-Walli (200 m, 400 m), Lena Pressler (400 m Hürdenlauf), Julia Mayer (Marathon), Victoria Hudson (Speerwurf), Sarah Lagger (Siebenkampf)

Männer: Markus Fuchs (100 m), Raphael Pallitsch (1.500 m), Lukas Weißhaidinger (Diskuswerfen)

WM-Zeitplan

Samstag (19.8.): 4 Entscheidungen (Männer 20 km Gehen, Kugelstoßen; Frauen 10.000 m; Mix 4 x 400 m). In Vorkämpfen: Lagger/Siebenkampf (10.35 Uhr 100 m Hürdenlauf, 11.45 Uhr Hochsprung, 19.05 Uhr Kugelstoßen, 20.30 Uhr 200 m), Fuchs/100 m (19.43 Uhr Vorlauf), Pallitsch/1.500 (19.02 Uhr Vorlauf), Weißhaidinger/Diskuswerfen (19.10/20.40 Uhr Qualifikation)

Sonntag (20.8.): 6 Entscheidungen (Männer Hammerwerfen, 10.000 m, 100 m/19.10Uhr/Fuchs?; Frauen 20 km Gehen, Weitsprung, Siebenkampf/Lagger). In Vorkämpfen: Gogl-Walli/400 m (9.35 Uhr Vorlauf), Siebenkampf/Lagger (9.50 Uhr Weitsprung, 12.00/13.05 Uhr Speerwurf, 18.00 Uhr 800 m), Fuchs?/100 m (16.35 Uhr Halbfinale), Pallitsch?/1.500 (17.35 Uhr Halbfinale)

Montag (21.8.): 4 Entscheidungen (Männer Dreisprung, Diskus/20.30 Uhr/Weißhaidinger?, 110 m Hürdenlauf; Frauen 100 m). In Vorkämpfen: Pressler/400 m Hürdenlauf (18.50 Uhr Vorlauf), Gogl-Walli?/400 m (21.10 Uhr Halbfinale)

Dienstag (22.8.): 4 Entscheidungen (Männer Hochsprung, 3.000 m Hindernis; Frauen Diskuswerfen, 1.500 m). In Vorkämpfen: Pressler?/400 m Hürdenlauf (20.25 Uhr Halbfinale)

Mittwoch (23.8.): 4 Entscheidungen (Männer 1.500 m/21.15 Uhr/Pallitsch?, 400 m Hürdenlauf; Frauen Stabhochsprung, 400 m/21.35 Uhr/Gogl-Walli?). In Vorkämpfen: Hudson/Speerwurf (10.20/11.55 Uhr, Qualifikation), Gogl-Walli/200 m (12.05 Uhr Vorlauf)

Donnerstag (24.8.): 7 Entscheidungen (Männer 35 km Gehen, Weitsprung, 400 m; Frauen 35 km Gehen, Hammerwerfen, 100 m Hürdenlauf, 400 m Hürdenlauf/21.50 Uhr/Pressler?). In Vorkämpfen: Gogl-Walli?/200 m (19.45 Uhr Halbfinale)

Freitag (25.8.): 4 Entscheidungen (Männer 200 m; Frauen Dreisprung, Speerwurf/20.20 Uhr/Hudson?, 200 m/21.40 Uhr/Gogl-Walli?)

Samstag (26.8.): 8 Entscheidungen (Männer Stabhochsprung, 800 m, Zehnkampf, 4 x 100 m; Frauen Marathon/7.00 Uhr/Mayer, Kugelstoßen, 5.000 m, 4 x 100 m)

Sonntag (27.8.): 8 Entscheidungen (Männer Marathon, 5.000 m, Speerwurf, 4 x 400 m; Frauen Hochsprung, 800 m, 3.000 m Hindernislauf, 4 x 400 m)