Enttäuschte Austria-Spieler
APA/Georg Hochmuth
Conference League

Austria scheitert nach Krimi an Legia

Für die Austria ist die Europacup-Saison beendet. Die Wiener mussten sich am Donnerstag im Drittrundenrückspiel der Conference-League-Qualifikation daheim gegen Legia Warschau nach einem dramatischen Finish mit 3:5 (0:2) geschlagen geben. Ein Tor von Reinhold Ranftl in der 96. Minute rettete die Austria nicht in die Verlängerung, weil Ernest Muci in der zehnten Minute der Nachspielzeit noch einmal für Legia traf.

Die Austria musste nach dem 2:1 in Warschau vor einer Woche eine bittere Niederlage einstecken. Nach 0:3-Rückstand beförderte Andreas Gruber die Austria per Doppelpack (69., 82.) zwischenzeitlich in die Verlängerung. Legia legte vor 10.288 Zuschauern durch Tore von Juergen Elitim (39.), Marc Gual (45.), Tomas Pekhart (58.) und Maciej Rosolek (87.) aber immer vor. Austrias Aleksandar Jukic kassierte im Finish nach einem Kopfstoß gegen die Brust seines Gegenspielers völlig unnötig die Rote Karte (89.).

Michael Wimmer schritt nach kräfteraubenden Minuten wie seine Schützlinge gezeichnet vom Feld. Der Austria-Coach hatte auf Bewährtes gesetzt, ließ Kapitän Manfred Fischer wieder auf der Bank. Bis auf den in Polen verletzt ausgefallenen Tin Plavotic begann jene Elf aus dem Hinspiel.

Happy End für Legia Warschau

Kurz vor dem Schlusspfiff erzielte der unmittelbar davor eingewechselte Ernest Muci den entscheidenden fünften Treffer (100.) und sorgte für ein Happy End für Legia Warschau.

Austria mit Fehlern im Spielaufbau

Erneut musste die Austria jedoch einen frühen Ausfall wegstecken: Marvin Potzmann zwickte schon nach drei Minuten der Oberschenkel, Manuel Polster ersetzte ihn links außen. Bei den Gästen fiel vorerst ein leerer Auswärtssektor auf. Die in einem Fanmarsch Richtung Stadion gezogenen Polen strömten erst eine knappe Viertelstunde vor Anpfiff langsam herein. Die rund 1.500 Legia-Anhänger waren von der Polizei angehalten worden, ein Transparent wurde angeblich beanstandet.

Die Austria begann forsch, als sich die Legia-Fans nach einer halben Stunde erstmals Gehör verschafften, hatte sich deren Team jedoch eine Überlegenheit erarbeitet. Die Austria brachte sich mit Fehlern im Spielaufbau oft in Bedrängnis. Gruber deutete mit einem Abschluss am langen Eck vorbei zwar erste Torgefahr an (38.), in den folgenden Minuten bis zur Pause schlug Polens Vizemeister aber noch doppelt zu.

Beim 0:1 schnappte die Abseitsfalle nicht zu, die folgende Flanke landete vor den Füßen von Elitim, der Christian Früchtl mit einem Kracher aus der Distanz keine Chance ließ. Die Austria hätte die Antwort geben können, James Holland traf nach einem Eckball per Kopf die Latte (41.). Statt 1:1 stand es kurz vor Pausenpfiff 0:2 aus Austria-Sicht. Matthias Braunöder ließ sich im Mittelfeld den Ball abluchsen, Gual drückte die Hereingabe am langen Eck über die Linie.

Austria kämpft sich zweimal zurück

Personell unverändert ging es nach Seitenwechsel weiter. 13 Sekunden waren gespielt, als Früchtl mit den Fingerspitzen das 0:3 verhinderte. Die Austria warf nun mehr nach vorne, sah gegen die resolut agierenden Gäste aber in den Zweikämpfen wenig Land. Nach nicht einmal einer Stunde folgte der nächste Nackenschlag: Legia spielte einen Konter wie aus dem Bilderbuch, Pekhart vollendete.

Gruber hielt die Austria am Leben. Der Angreifer setzte entscheidend nach und vollendete nach Doppelpass mit Dominik Fitz unter die Latte. Durch die „Veilchen“ ging ein Ruck, Legia schien nicht unverwundbar. Mit Alexander Schmidt kam noch ein Mittelstürmer für Muharem Huskovic. Der Neuzugang war kaum dabei, da jubelte die Austria erneut. Fitz fand mit einem Zuckerpass Gruber, der mit Gefühl vollendete.

Gruber schürt Doppelpack

Dominik Fitz passte perfekt in den Strafraum. Andreas Gruber traf aus kurzer Distanz zum wichtigen Anschlusstreffer (82.).

Die Austria witterte Höhenluft, agierte defensiv aber weiter nicht gut. Der eingewechselte Rosolek konnte im Zentrum abschließen. Trotz Jukic’ Kurzschluss raffte sich die Austria noch einmal hoch, Ranftl verwertete einen Querpass des aufgerückten Johannes Handl. Die Abwehrpatzer summierten sich jedoch im entscheidenden Gegentor. Muci ließ Sekunden vor dem Abpfiff nach einem hohen Ball Lucas Galvao aussteigen und danach Früchtl erneut keine Chance.

Ranftl sorgt für das 3:4

Tief in der Nachspielzeit jubelt die Austria erneut. Reinhold Ranftl erzielt das 3:4 (96.), womit die Wiener in der Verlängerung gewesen wären.

Stimmen zum Spiel:

Michael Wimmer (Austria-Trainer): „Schade, dass es nicht geklappt hat. Die Gegentore waren zu einfach, mit fünf Gegentoren wird es schwierig. Ich will der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen. Die Moral war immer top. Die erste Hälfte war gar nicht so verkehrt. Die Polen haben ihre Chancen genutzt, aber wir hatten auch Chancen. Die Mannschaft hat, auch zu zehnt, bis zur letzten Minute gekämpft und an den Aufstieg geglaubt. Die Niederlage tut weh. Es wurden auch viele 50:50-Sachen für die Polen gepfiffen. Die Rote Karte war auch unnötig. Jetzt müssen wir das Positive aus dem Spiel ziehen und die Kräfte für Sonntag sammeln.“

Reinhold Ranftl (Austria-Spieler): „Fünf Tore sind einfach zu viel. Das ist zu naiv, das wird auf dem Niveau eiskalt bestraft. Da hat man gesehen, was für eine Qualität Legia hat und wo wir noch arbeiten müssen. Es ist ein Lernprozess. Wir können trotzdem stolz sein, wie wir zweite Hälfte gespielt haben und was wir uns zutrauen. Das sollte uns Kraft geben. Wir werden wieder aufstehen, am Sonntag drei Punkte holen und nächstes Jahr international wieder angreifen.“

Kosta Runjaic (Legia-Trainer): „Das war eine magische Nacht für uns, natürlich braucht man dafür auch Glück. Bis zum 3:0 haben wir das bessere Spiel gemacht, dann haben wir sie ins Spiel zurückgebracht und strauchelten unerklärlicherweise. Austria hat ein gutes Spiel gemacht und alles gegeben. Nach dem 2:3 hatten wir eine kleine Schockstarre. So ist Fußball, heute waren wir das glücklichere Team.“

„Austria hat eine absolute Mentalität, sie haben auch Körner liegenlassen am Sonntag gegen Red Bull. Aber ich habe großen Respekt, was sie heute gezeigt haben, mit einem Mann weniger. Fußball ist manchmal grauenhaft und manchmal magisch. Wir haben an uns geglaubt, dass wir das Resultat drehen können und aufsteigen können. Aber heute hätten beide Mannschaften aufsteigen können.“

Conference-League-Qualifikation, Rückspiel dritte Runde

Donnerstag:

Austria – Legia Warschau 3:5 (0:2)

Wien, Viola Park, 10.288 Zuschauer, SR Vad (HUN)

Torfolge:
0:1 Elitim (39.)
0:2 Gual (45.)
0:3 Pekhart (58.)
1:3 Gruber (69.)
2:3 Gruber (82.)
2:4 Rosolek (87.)
3:4 Ranftl (96.)
3:5 Muci (100.)

Austria: Früchtl – Handl, Martins, Galvao – Ranftl, Braunöder (62./Jukic), Holland (62./Fischer), Potzmann (5./Polster) – Gruber, Huskovic (82./Schmidt), Fitz

Legia: Tobiasz – Jedrzejczyk, Augustyniak, Ribeiro – Wszolek, Slisz, Elitim (74./Celhaka), Kun (94./Rose) – Josue (94./Muci) – Pekhart, Gual (62./Rosolek)

Rote Karte: Jukic (89./Tätlichkeit)

Gelbe Karten: Gruber, Martins, Fischer bzw. Elitim, Augustyniak, Slisz, Josue, Muci

Hinspiel 2:1, Legia mit Gesamtscore von 6:5 im Play-off zur Conference League, Austria ausgeschieden