Fußball

Spanien setzt sich WM-Krone auf

Spanien hat sich am Sonntag bei seiner erst dritten WM-Teilnahme zum ersten Mal die Krone aufgesetzt. Olga Carmona erzielte vor 75.784 Fans im Stadium Australia von Sydney in der 29. Minute den entscheidenden Treffer gegen England. Die „Lionesses“ verpassten damit das Double aus EM und WM. Die frischer wirkenden Spanierinnen dominierten das Endspiel über die gesamte Spielzeit und vergaben dazu auch noch einen Elfmeter.

Von König Charles III. über Neo-Bayern-Star Harry Kane abwärts war die Schar der Glückwünschenden bei England groß. Auch Englands Teamchefin Sarina Wiegman war eine Erfolgsgarantin, bis jetzt hatte sie in 39 Spielen mit England nur einmal verloren, und das in einem Testspiel. Doch am Ende half alles nichts. Spanien war an diesem Abend in Sydney einfach besser.

Es war auch ein Erfolg für Spaniens Trainer Jorge Vilda, der vor noch nicht allzu langer Zeit schwer in der Kritik stand. 15 Spielerinnen baten darum, vorübergehend nicht mehr einberufen zu werden. Vilda wurde Respektlosigkeit und Übergriffigkeit vorgeworfen. Doch der Verband hielt an dem 42-Jährigen fest. Drei Spielerinnen kehrten in den folgenden Monaten ins Team zurück. Jetzt sind sie Weltmeisterinnen.

Best-of des Finales Spanien – England

Spanien hat sich am Sonntag bei seiner erst dritten WM-Teilnahme zum ersten Mal die Krone aufgesetzt. Olga Carmona erzielte vor 75.784 Fans im Stadium Australia von Sydney in der 29. Minute den entscheidenden Treffer gegen England.

Spanierinnen diktieren das Geschehen

Von Beginn an hatte die Elf des umstrittenen Trainers Vilda das Heft in der Hand. Bis zur ersten Ecke in der zwölften Minute waren die Engländerinnen in ihren Angriffsbemühungen sehr zurückhaltend. Die Spanierinnen waren spielfreudiger und versuchten mit schnellem Direktspiel in die Offensive zu kommen. Der letzte Pass kam noch nicht an, die ersten 15 Minuten gehörten dennoch eindeutig „La Roja“.

Lattenschuss von Hemp (16. Minute)

Beinahe wäre England durch Lauren Hemp 1:0 in Führung gegangen.

Dafür traf Lauren Hemp in der 16. Minute genau auf die Latte, was aber für die Führung der Engländerinnen selbstverständlich auch nicht reichte. Im Gegenzug bewahrte dafür Englands Torfrau Mary Earps ihr Team vor einem Rückstand, als sie einen Schuss von Alba Redondo noch abwehren konnte. Die Dominanz Spaniens zeigte sich zu diesem Zeitpunkt auch in der Statistik, mit doppelt so vielen angekommenen Pässen wie von den „Lionesses“.

Topchance für Spanien (17. Minute)

Englands Torhüterin Mary Earps kann ihr Team vor einem Rückstand bewahren.

Carmona nimmt Maß

In der 29. Minute münzte Olga Carmona die Überlegenheit in Zählbares um. Die Engländerin Lucy Bronze verlor im Mittelfeld den Ball, Spanien schaltete schnell um. Mariona Caldentey spielte ihrer Kapitänin ideal in den Lauf, und Carmona schloss mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck blitzsauber zum 1:0 ab.

Olga Carmona (ESP) erzielt das 1:0
Reuters/Carl Recine
Der exakt von Olga Carmona geschossene Ball schlägt hinter Englands Torfrau Mary Earps zum 1:0 (29.) im Netz ein

Das Team von Trainerin Sarina Wiegman konnte daraufhin nur wenige Nadelstiche setzen, die Spanierinnen waren mit ihren flotten Angriffen weiterhin wesentlich gefährlicher. So auch die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Salma Paralluelo, die mit ihrer Direktabnahme den Ball quasi mit dem Pausenpfiff mit viel Effet nur an die Außenstange zirkelte.

Engländerinnen kommen nicht ins Spiel

Auch nach Wiederanpfiff änderte sich das Bild des Spieles nicht. England war immer einen Schritt zu spät, die flinken Spanierinnen konnten fast nach Belieben kombinieren und passen. Die Balance aus Ballhalten und Balleroberung war bei Spanien wesentlich besser.

Earps hält Elfmeter von Hermoso (70. Minute)

Englands Torhüterin Mary Earps zeichnete sich bei dem Strafstoß von Jennifer Hermoso aus.

Rund um die 65. Minute schien sich dann das WM-Finale endgültig zugunsten von „La Roja“ zu entscheiden. Keira Walsh berührte im Strafraum den Ball wenn auch nur leicht, doch absichtlich mit der Hand. Nach eingehendem VAR-Studium durch Schiedsrichterin Tori Penso zeigte die US-Amerikanerin auf den Elfmeterpunkt.

FIFA-Welttorhüterin Earps erriet jedoch bei dem von Jennifer Hermoso nicht gut genug geschossenen Elfer die richtige Ecke und hielt die Engländerinnen im Spiel. In der Folge verlor die Partie ihren Fluss, wurde fahriger und ruppiger. Auch 13 Minuten Nachspielzeit konnten den Engländerinnen, trotz Chancen, nicht mehr helfen. Die überlegenen Spanierinnen jubelten über ihren ersten Titel.

Stimmen zum Spiel:

Jorge Vilda (Spanien-Trainer): „Es ist schwierig, das zu beschreiben, eine riesige Freude. Ich bin wahnsinnig stolz auf dieses Team. Wir haben gezeigt, dass wir auch kämpfen können, leidensfähig sind. Wir haben an uns geglaubt und sind Weltmeister.“

Olga Carmona (Spanien-Torschützin): „Es war eine sehr harte Partie. Wir haben gewusst, dass es sehr kompliziert wird. England hat uns das Leben sehr, sehr schwer gemacht. Aber wir haben nie aufgegeben und immer weitergemacht. Mir fehlen jetzt die Worte, ich weiß nicht was ich sagen soll.“

Jennifer Hermoso (Spanien-Spielerin): „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es passiert, aber wir sind jetzt Weltmeisterinnen. Das ist das schönste Gefühl meines Lebens. Danke an alle in Spanien.“

Sarina Wiegman (England-Trainerin): „Ich denke, jeder hat ein unglaubliches Spiel gesehen, ein sehr offenes Spiel. Beide Mannschaften wollten Fußball spielen. Ich fand, dass Spanien heute ein bisschen besser war als wir, und sie hatten ein tolles Turnier, also Glückwunsch an sie. Ich denke, wir können jetzt sehr stolz auf uns sein, auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt.“

Millie Bright (England-Kapitänin): „Das ist wirklich schwer zu verkraften. Wir haben alles gegeben. In der ersten Hälfte waren wir nicht in Bestform, aber in der zweiten Halbzeit waren wir wieder da. Wir haben an uns geglaubt, waren 0:1 hinten, aber wir geben nie auf. Wir sind untröstlich. Die Mädchen sind unglaublich.“

WM, Finale

Sonntag:

Spanien – England 1:0 (1:0)

Sydney, Stadium Australia, 75.784 Zuschauer und Zuschauerinnen, SR Penso (USA)

Tor: 1:0 (29.) Carmona

Spanien: Coll – Batlle, Paredes, Codina (73./Andres), Carmona – Bonmati, Abelleira, Hermoso – Redondo (60./Hernandez), Paralluelo, Caldentey (90./Putellas)

England: Earps – Carter, Bright, Greenwood – Bronze, Stanway, Walsh, Toone (87./England), Daly (46./Kelly) – Russo (46./James), Hemp

Gelbe Karten: Paralluelo bzw. Hamp

Anmerkung: Hermoso vergab Elfmeter (70.)

Alle Fußballweltmeisterinnen:
1991 USA China
1995 Norwegen Schweden
1999 USA USA
2003 Deutschland USA
2007 Deutschland China
2011 Japan Deutschland
2015 USA Kanada
2019 USA Frankreich
2023 Spanien Australien/Neuseeland