Fans am Spielberg-Ring
GEPA/Harald Steiner
Motorrad

Spielberg-Party mit Luft nach oben

Das Motorradwochenende rund um den Grand Prix von Österreich war einmal mehr eine gelungene Party. Mehr als 170.000 Fans verfolgten das Spielberg-Spektakel. Nur im Vergleich mit der Formel 1 sind die Zweiräder in der Obersteiermark klar die zweite Kraft. Den Anschluss zu finden ist aufgrund aktuell fehlender „Helden“ schwer.

Insgesamt 173.017 Zuschauerinnen und Zuschauer waren an den drei Tagen an der Strecke dabei, am Sonntag genau 93.519. Damit war das Motorradspektakel hinter der Formel 1 erneut das zweitgrößte Sportevent des Jahres in Österreich. Im Vergleich zu 2022 (167.850) gab es auch ein leichtes Plus. „Die MotoGP ist momentan extrem attraktiv“, betonte KTM-Sportdirektor Pit Beirer, bei den ersten acht Saisonrennen gab es überall Zuschauerrekorde.

Mit der Formel 1 können die Zweiräder aber bei Weitem nicht mithalten. Vor einigen Wochen pilgerten über 304.000 Fans an den Ring. Freie Plätze auf den Tribünen waren schwer zu finden. Das liegt vor allem am aktuellen Hype um Red Bull und speziell Max Verstappen, dessen niederländische „Orange Army“ das Event in Österreich in ein zweites Heimrennen für den zweifachen Weltmeister verwandelt.

Bagnaia gewinnt auf dem Red Bull Ring

Francesco Bagnaia war der große Triumphator beim MotoGP-Wochenende in Spielberg. Nach dem Sprintrennen am Samstag gewann der regierende Weltmeister auch den Großen Preis von Österreich.

Zugpferd „Dottore“ nur Zuschauer

Ein ähnliches Zugpferd war Valentino Rossi – und der Italiener geht der Serie seit seinem Rücktritt 2021 sichtlich ab. Der „Dottore“ ist rund um den Ring auf den Campingplätzen in Form von Fahnen und Bannern weiter allgegenwärtig, heuer war der populäre Italiener bei einem seiner seltenen Besuche an der Rennstrecke auch persönlich zu Gast. Der 44-Jährige schrieb fleißig Autogramme, gab sich nahbar und fieberte als Teambesitzer mit Marco Bezzecchi und Halbbruder Luca Marini mit, die Dritter und Vierter wurden.

„Helden kann man sich nicht selber backen. Die entstehen durch irgendwelche Geschichten“, betonte Beirer. „Valentino hat den Sport für Jahrzehnte geprägt. Er tritt nicht ab, und der nächste Valentino ist fertig. Unter den jetzigen GP-Siegern schlummert wieder ein neuer Champion, aber einige sind doch sehr jung.“ Der überlegene Spielberg-Sieger Francesco Bagnaia ist 26 Jahre alt und auf dem besten Weg, seinen WM-Titel erfolgreich zu verteidigen.

Freunde statt Rivalen

Auf die Erfolge von Rossi und dessen Erzrivalen Marc Marquez fehlt „Pecco“ allerdings noch ein gewisses Stück. Marquez ist noch aktiv, der Spanier fährt den Erfolgen auf seiner schwächelnden Honda aber hinterher. Der zwölfte Platz in Spielberg war für den 30-Jährigen die erste Zielankunft im zehnten Saisonrennen. Auch besondere Rivalitäten wie einst zwischen Rossi und Marquez gibt es derzeit nicht wirklich. Von einer erfolgreichen Netflix-Serie wie „Drive to Survive“ über die Formel 1 ganz zu schweigen.

Francesco Bagnaia
APA/AFP/Jure Makovec
Bagnaia konnte in Sachen Zugkraft noch nicht in die Fußstapfen des „Dottore“ treten

„Wir sind Freunde, auch außerhalb der Strecke verbringen wir viel Zeit“, sagte Bagnaia etwa über seine Beziehung zu seinem italienischen Landsmann Bezzecchi, einem seiner größten Konkurrenten. Der WM-Dritte fährt genauso wie Bagnaia eine Ducati, wie auch Jorge Martin (2.), Johann Zarco (5.) und Marini (6.). Unter den Ducatis hält sich die Feindschaft zumindest in Grenzen. „Die Jungs, die vorne mitfahren, haben alle Heldenstatus verdient. Wir wünschen uns alle, dass wieder ein Valentino auf die Beine kommt. Er hat aber große Fußstapfen hinterlassen“, sagte Beirer.

Spielberg als Vorbild

Das Zeug zum Zugpferd hat auch KTM-Ass Binder, der dem oberösterreichischen Rennstall mit einem zweiten Platz ein gelungenes Heimrennen bescherte. Der 28-Jährige verlängerte in Spielberg seinen Vertrag vorzeitig bis 2026 und sprach den Veranstaltern beim Heimrennen ein Sonderlob aus. „Hut ab an die Organisatoren. Sie haben einen unglaublichen Job gemacht, auch das Podium ist das Coolste im Kalender“, sagte der Südafrikaner. Spielberg sei ein Vorbild für andere Rennen.

Der Vertrag des Red Bull Rings mit der MotoGP läuft noch bis 2025 und soll auch weiter verlängert werden, wenn es nach den Aktiven geht. Denn viele Fahrer schätzen – so wie ihre Kollegen in der Formel 1 – das Layout der Strecke und die dadurch entstehende Atmosphäre in der Obersteiermark sehr. Diese sei immer wieder „unglaublich“, betonte unter anderem auch der Australier Jack Miller, als KTM-Fahrer aber eventuell auch etwas „befangen“.