Leichtathletik-WM

Hudson holt zum großen Wurf aus

Victoria Hudson visiert bei der WM in Budapest ihre erste Teilnahme beim Showdown der besten zwölf Speerwerferinnen der Welt an. Als Fünfte der Jahresweltbestenliste benötigt die Niederösterreicherin dafür am Mittwoch (10.20 Uhr, live in ORF Sport +, Übertragungsbeginn ist 10.00 Uhr) in der Qualifikation gar keinen „Zauberwurf“, muss aber ihre Leistung bringen. „Es wird ein bisserl ein Gerangel“, so Hudson. „Aber es ist halt auch eine WM und kein Meeting irgendwo.“

Ihr Wurf auf 64,05 m am 16. Mai in Eisenstadt bedeutete die direkte Qualifikation für die WM, das frühe Direktlimit ließ auch eine gezielte Vorbereitung zu. „Ich weiß, dass ich 61 m werfen muss, um die Quali zu überstehen. Ich habe das Selbstvertrauen und bin relativ optimistisch. Man wird nicht zaubern müssen, ich werde nicht den Wurf meines Lebens ablegen müssen. Es muss einfach ein guter Wurf werden“, so Hudson, die dieses Jahr bereits über Bronze bei den European Games jubeln durfte. Von den 36 Athletinnen bei der WM haben 29 heuer schon über 60 m geworfen.

Im Vorjahr in München erreichte sie erstmals ein EM-Finale und wurde letztlich Zehnte. Seit heuer trainiert Hudson wieder mit ÖLV-Speerrekordler Gregor Högler, der sie bereits in jungen Jahren betreut hatte. Nach dem Karenzantritt ihrer vorherigen Trainerin Elisabeth Eberl und einer fehlenden Option in Österreich versuchte es Hudson in Tschechien, musste aber erkennen, dass diese Zusammenarbeit keine Zukunft hat. Also sprach sie bei Högler vor, dem Erfolgscoach von Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger. „Nun bin ich wieder in der Südstadt, in der Nähe meines Zuhauses“, so Hudson, die von einem „perfekten Umfeld für Medaillen in der Zukunft“ sprach.

Victoria Hudson
IMAGO/Sergio Brunetti
Österreichs Sperrwurf-Ass Hudson nimmt Anlauf zu ihrem ersten Finale im Rahmen einer Leichtathletik-WM

Högler feilt mit Hudson an Wurftechnik

Für Högler sei Hudson auch deshalb als Athletin interessant, weil sie ähnliche Ansätze zeigt wie er selbst damals. „Nicht die Größte, aber schnell, explosiv. Was ich gelernt habe und weiß, setzen wir ein, das ist natürlich spannend.“ Um das Potenzial weiß er. Es habe keine radikale Technikumstellung gegeben, meinte Hudson, vielmehr führe man das weiter, was ihre natürliche Wurfbewegung sei. „Die muss man optimieren. Jeder hat sein eigenes Muster zu werfen. Es gibt natürlich Bereiche und Punkte, die wir mehr in den Fokus nehmen.“

Fahrplan in ORF Sport +

Mittwoch: 10.00/18.55 Uhr
Donnerstag: 18.55 Uhr
Freitag: 10.00 Uhr
Samstag: 9.30/19.00 Uhr
Sonntag: 6.55/20.00 Uhr

Die Niederösterreicherin ist übrigens die Einzige im Frauen-Feld, die mit dem Zangengriff (zwischen Zeige- und Mittelfinger) wirft, sie stellte nach einer Ellbogenoperation um. Ihren Lieblingsspeer hat sie, seit sie 17 Jahre ist. Hudson hofft, dass er bei der Abnahme durchkommt. Die 27-Jährige wird übrigens nicht einwerfen. Das bisher letzte Mal hat sie vergangenen Mittwoch den Speer geworfen, allerdings trainierte sie danach am Speer-Simulationsgerät.

„Richtiger Schlag“ erfolgt in Paris

Für Högler war die gemeinsame Arbeitszeit bis zur WM fast ein bisschen zu kurz, man hätte den Oktober bis Dezember auch noch gut brauchen können, meinte er. „Der richtige Schlag wird sicher bei Olympia erfolgen, das ist so ein kleiner Vorkampf jetzt.“ Für die Sommerspiele ist eine Weite von 64 gefragt, der Qualifikationszeitraum begann am 1. Juli. „Im Mai kamen die 64 etwas unerwartet, aber es wird uns wieder gelingen. Sie ist sicher noch nicht am Zenit, da wird noch einiges kommen“, meinte Högler.

Das frühe Direktlimit für die WM ließ eine gezielte Vorbereitung zu. „Von der Trainingsplanung her ist das für den Trainer eine wahnsinnige Erleichterung. Gregor musste mich nicht die ganze Zeit in Form halten bis zum Limitschluss, der ein, zwei Wochen vor dem Großereignis ist. Somit konnte ich wieder mehr ins Training gehen. Da sind die Leistungen ein bisserl runtergegangen, aber das muss man in Kauf nehmen.“ Gregor sei der „Meister der Planung“, sie habe vollstes Vertrauen in ihn.

ÖLV-Aufgebot für Budapest

Frauen: Susanne Gogl-Walli (200 m, 400 m), Lena Pressler (400 m Hürdenlauf), Julia Mayer (Marathon), Victoria Hudson (Speerwurf), Sarah Lagger (Siebenkampf)

Männer: Markus Fuchs (100 m), Raphael Pallitsch (1.500 m), Lukas Weißhaidinger (Diskuswerfen)

Weiterer WM-Zeitplan

Mittwoch (23.8.): 4 Entscheidungen (Männer 1.500 m, 400 m Hürdenlauf; Frauen Stabhochsprung, 400 m). In Vorkämpfen: Hudson/Speerwurf (10.20/11.55 Uhr, Qualifikation), Gogl-Walli/200 m (12.05 Uhr Vorlauf)

Donnerstag (24.8.): 7 Entscheidungen (Männer 35 km Gehen, Weitsprung, 400 m; Frauen 35 km Gehen, Hammerwerfen, 100 m Hürdenlauf, 400 m Hürdenlauf). In Vorkämpfen: Gogl-Walli?/200 m (19.45 Uhr Halbfinale)

Freitag (25.8.): 4 Entscheidungen (Männer 200 m; Frauen Dreisprung, Speerwurf/20.20 Uhr/Hudson?, 200 m/21.40 Uhr/Gogl-Walli?)

Samstag (26.8.): 8 Entscheidungen (Männer Stabhochsprung, 800 m, Zehnkampf, 4 x 100 m; Frauen Marathon/7.00 Uhr/Mayer, Kugelstoßen, 5.000 m, 4 x 100 m)

Sonntag (27.8.): 8 Entscheidungen (Männer Marathon, 5.000 m, Speerwurf, 4 x 400 m; Frauen Hochsprung, 800 m, 3.000 m Hindernislauf, 4 x 400 m)