Femke Bol jubelt
Reuters/Bernadett Szabo
Leichtathletik-WM

„Pechvogel“ Bol gelingt Wiedergutmachung

Femke Bol hat am Donnerstag bei der Leichtathletik-WM in Budapest souverän Gold über 400 m Hürden geholt. Der Niederländerin gelang damit auch die Wiedergutmachung, nachdem sie zum WM-Auftakt am Samstag noch der „Pechvogel“ war: In der Mixed-Staffel über 4x400 m war Bol kurz vor dem Ziel in Führung liegend gestürzt, so platzte der mögliche Traum von Gold. Der Grieche Miltiadis Tentoglou krönte sich unterdessen in einem Weitsprungkrimi zum Weltmeister.

Bol schien die Enttäuschung von Samstag überwunden zu haben und zeigte über ihre Paradestrecke 400 m Hürden in der ungarischen Hauptstadt eine beeindruckende Vorstellung. Die 23-Jährige gewann in 51,70 Sekunden mit 1,10 Sekunden Vorsprung vor der US-Amerikanerin Shamier Little. Bronze sicherte sich Rushell Clayton aus Jamaika (52,81). Die Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Sydney McLaughlin-Levrone aus den USA konnte verletzungsbedingt nicht an den Start gehen.

„Es war nicht leicht zu vergessen, was auf den letzten Metern der Staffel passiert ist, aber mein Team war um mich herum und hat mich wieder beruhigt“, sagte Bol nach ihrem WM-Triumph und fügte hinzu: „Ich habe die ersten paar Hürden sehr schnell genommen, aber dann konnte ich meinen Rhythmus laufen. Ich glaube, ich hatte die besten ersten 200 Meter aller Zeiten. Dann musste ich das Rennen nur noch zu Ende laufen, was mir leicht gelang.“

Der Grieche Miltiadis Tentoglou
Reuters/Marton Monus
Miltiadis Tentoglou sprang in seinem letzten Versuch zu Gold

Gold für Tentoglou im Weitsprungkrimi

Im Weitsprung der Herren holte sich der griechische Favorit Tentoglou nach Silber im Vorjahr in einem spannenden Finale seinen ersten WM-Titel. Der Olympiasieger sprang in seinem letzten Versuch eine Weite von 8,52 Metern und verdrängte damit den bis dahin Führenden Wayne Pinnock aus Jamaika noch um zwei Zentimeter auf Rang zwei. Das war die knappste Entscheidung der WM-Geschichte. Bronze ging mit Tajay Gayle (8,26 m) ebenfalls an einen Jamaikaner.

„Dieser Wettkampf war der härteste, an dem ich teilgenommen habe“, sagte Tentoglou nach dem Finale. „Letztes Jahr lief es schlecht, dieses Jahr hatte ich keine Ausreden. Aber ich habe mich nicht wohlgefühlt. Nach meinem dritten Sprung hatte ich Krämpfe. Deswegen hat es so lange gedauert bis zum großen Sprung.“

Amusan nach Suspendierung ohne Medaille

Tobi Amusan konnte nach ihrer vorübergehenden Sperre ihren Titel über 100 m Hürden unterdessen nicht verteidigen. Die Nigerianerin musste sich in 12,62 Sekunden mit Rang sechs im Finale begnügen. Amusan war wegen Verstößen gegen die Meldepflicht vor der WM suspendiert worden, die vorläufige Sperre wurde aber in der vorigen Woche aufgehoben.

Jamaicas Danielle Williams beim Fotofinish
Reuters/Fabrizio Bensch
Danielle Williams (ganz rechts) krönte sich in einem knappen Finish zur 100-m-Hürdenweltmeisterin

Den Sieg holte Danielle Williams aus Jamaika in 12,43 Sekunden vor Jasmine Camacho-Quinn aus Puerto Rico (12,44) und Kendra Harrison (12,46) aus den USA. Für Williams war es nach Gold vor acht Jahren in Peking der zweite WM-Titel.

Watson holt 400-m-Gold

Über 400 m der Männer feierte Antoine Watson aus Jamaika mit einer Zeit von 44,22 Sekunden seinen ersten WM-Titel. Silber ging an Matthew Hudson-Smith aus Großbritannien (44,31), Bronze sicherte sich Quincy Hall aus den USA (44,37).

Fahrplan in ORF Sport +

Freitag: 10.00 Uhr
Samstag: 9.30/19.00 Uhr
Sonntag: 6.55/20.00 Uhr

Den Hammerwurf der Frauen gewann die Kanadierin Camryn Rogers mit 77,22 Metern, nachdem schon ihr Landsmann Ethan Katzberg bei den Männern triumphiert hatte. Titelverteidigerin May Brooke Andersen aus den USA und Polens mehrmalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin Anita Wlodarczyk waren überraschend in der Qualifikation ausgeschieden. Die US-Amerikanerin Janee Kassanavoid gewann mit 76,36 m Silber, Bronze holte ihre Landsfrau DeAnna Price (75,41 m).

Spanien dominiert Geh-Bewerbe

Bereits am Donnerstagmorgen wurden die Rennen über 35 Kilometer Gehen ausgetragen. Den Titel bei den Männern sicherte sich 20-Kilometer-Weltmeister Alvaro Martin aus Spanien (2:24:30 Stunden) vor Brian Daniel Pintado aus Ecuador, der nur vier Sekunden später im Ziel war, und dem letztjährigen WM-Zweiten Masatora Kawano aus Japan.

Im parallel ausgetragenen Rennen der Frauen holte sich die 20-Kilometer-Weltmeisterin Maria Perez (2:38:40 Stunden) ebenfalls die Goldmedaille. Damit gewann das spanische Geher-Team alle vier WM-Titel. Kimberly Garcia Leon aus Peru wurde Zweite (2:40:52) vor Antigoni Ntrismpioti aus Griechenland (2:43:22). Österreichische Beteiligung gab es bei diesen Bewerben nicht.

Weiterer WM-Zeitplan

Freitag (25.8.): vier Entscheidungen (Männer 200 m; Frauen Dreisprung, Speerwurf/20.20 Uhr/Hudson, 200 m/21.40 Uhr)

Samstag (26.8.): acht Entscheidungen (Männer Stabhochsprung, 800 m, Zehnkampf, 4 x 100 m; Frauen Marathon/7.00 Uhr/Mayer, Kugelstoßen, 5.000 m, 4 x 100 m)

Sonntag (27.8.): acht Entscheidungen (Männer Marathon, 5.000 m, Speerwurf, 4 x 400 m; Frauen Hochsprung, 800 m, 3.000 m Hindernislauf, 4 x 400 m)