Charles Leclerc (Ferrari)
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Formel 1

Ferrari hofft in Monza auf Heimvorteil

Das Autodromo Nazionale Monza ist am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) Schauplatz des Grand Prix von Italien. Der im Park der Königlichen Villa nordöstlich von Mailand gelegene Kurs ist eine der großen Strecken der Formel 1, zahlreiche Mythen ranken sich um ihn. Und es ist ein Heimspiel für die Ferrari-Fans: Ob sie auch Grund zum Feiern haben, wird sich zeigen.

Für einen Hoffnungsschimmer sorgte jedenfalls Carlos Sainz im zweiten Freien Training am Freitag. Der Ferrari-Pilot sicherte sich die erste Tagesbestzeit vor dem GP von Italien. Der Spanier drehte an seinem 29. Geburtstag in 1:21,355 Minuten die schnellste Runde. Die Tifosi hoffen in Monza auf ein rotes Wunder – und der Spanier nährte ein wenig deren Sehnsucht.

Denn für Ferrari ist die Saison bisher nicht wie erwünscht gelaufen. Vor dem 14. Saisonrennen ist die „Scuderia“ nur Vierter in der Teamwertung. Für die Tifosi ist das nur schwer zu verdauen. „Wir sind nicht in der einfachsten Situation“, räumte Charles Leclerc ein, was nicht zuletzt an dem aerodynamisch schwachen Wagen liegt. „In Monza kann aber alles passieren, die letzten Jahre haben gezeigt, dass nicht immer das schnellste Auto gewinnt.“

Charles Leclerc (Ferrari)
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Die Saison war bisher für Charles Leclerc schon öfter zum Haare raufen

Streckencharakteristik soll helfen

Das schnellste Auto steuert Doppelweltmeister Max Verstappen mit Red Bull. Ferrari hofft, dass Leclerc und sein spanischer Teamkollege Carlos Sainz die Charakteristik Monzas mit extrem niedrigem Anpressdruck entgegenkommt. „Die Streckencharakteristik ist näher an der von Spa als an der von Zandvoort und Budapest, also sollten wir hier konkurrenzfähiger sein“, erklärte Leclerc. In Spa wurde der 25-Jährige Dritter, in Zandvoort baute er einen Unfall.

ORF-Fahrplan

Samstag:
15.45 Uhr: F1 News
15.55 Uhr: Qualifying

Sonntag:
13.40 Uhr: F1 News
14.25 Uhr: GP von Italien (Start 15.00 Uhr)
16.55 Uhr: „Formel 1 Motorhome“

„Wie in jedem Rennteam gibt es Höhen und Tiefen. Ich denke, bei Ferrari sind die Hochs sehr hoch und die Tiefs sehr tief“, sagte Teamchef Frederic Vasseur. „Meine Aufgabe ist es, die Übertreibungen etwas abzumildern und zu versuchen, in der Herangehensweise etwas unbeirrbarer zu sein.“ Nüchternheit und Sachlichkeit sind allerdings zwei Eigenschaften, die das „Cavallino Rampante“ (Deutsch: aufbäumendes Pferd) im Logo nicht repräsentiert. Ferrari, als einziges Team bereits seit dem WM-Beginn 1950 in der Königsklasse des Motorsports vertreten, verkörpert vor allem Leidenschaft und Emotion.

Glücksgefühle und Tragödien

Das gilt auch für Monza. Der Hochgeschwindigkeitskurs mit einem Vollgasanteil von 80 Prozent, seit der Formel-1-Premierensaison fester Bestandteil des Rennkalenders, steht für Glücksgefühle, aber auch Tragödien. Der Italiener Alberto Ascari kam hier 1955 bei Tests ums Leben, der Deutsche Wolfgang Graf Berghe von Trips verunglückte sechs Jahre später tödlich. 1970 starb hier Jochen Rindt und wurde posthum Weltmeister.

„Wir wollen uns bei unseren Fans für ihre Unterstützung durch dick und dünn revanchieren. Wir nehmen uns eine großartige Show und ein Rennen vor, auf das wir stolz sein können“, sagte Vasseur vor seinem ersten Heim-Grand-Prix als Teamchef von Ferrari. Der Franzose wurde erst Anfang dieser Saison von Alfa Romeo als Nachfolger des Italieners Mattia Binotto verpflichtet. Bis seine Arbeit samt Personalumbau greift, wird es dauern. Kurzfristig muss Vasseur auf die Stimmung einwirken. „Meine Aufgabe ist es, in Monza das beste Ergebnis zu erzielen. Dazu muss ich alle beruhigen. Ich muss nicht auf die Bühne gehen und Karaoke singen“, sagte Vasseur vor dem Europafinale der Formel 1 und zielte auf das ungeduldige Ferrari-Umfeld ab.

Der letzte Formel-1-Sieg von Ferrari datiert aus dem Juli 2022. Damals gewann Leclerc in Spielberg, ihm gelang auch der letzte Monza-Heimsieg für Ferrari – das war 2019. Damals fuhr er noch an der Seite von Sebastian Vettel – eine andere Zeitrechnung.