Trainer Jorge Vilda
Reuters/Molly Darlington
Fußball

Spanien entlässt Weltmeistercoach Vilda

Der spanische Fußballverband RFEF hat weniger als drei Wochen nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland am Dienstag die Zusammenarbeit mit Teamchef Jorge Vilda beendet. Der 42-jährige Weltmeistercoach galt als Verbündeter des aufgrund seines Kusses auf den Mund von Spielerin Jennifer Hermoso vom Fußballweltverband (FIFA) vorübergehend suspendierten spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales.

Als Nachfolgerin bestellte der Verband Montserrat Tome, sie ist damit die erste Frau in dem Amt. Die Entscheidung traf ein neu gewähltes Führungsgremium. Tome war seit 2018 Vildas Assistenztrainerin und hat sich seitdem „als wichtige Akteurin in der Entwicklung der Nationalmannschaft etabliert“, wie die RFEF in einer Erklärung formulierte.

Weshalb der bis August 2024 laufende Vertrag gekündigt wird, wurde nicht verraten. Zahlreiche Mitglieder von Vildas Trainerstab reichten nach der WM ihren Rücktritt ein. In seiner Mitteilung zum vorzeitigen Ende der Zusammenarbeit hob der Verband am Dienstag das „tadellose persönliche und sportliche Verhalten“ des 42-Jährigen hervor, der die Spanierinnen bei der WM in Australien und Neuseeland im August zum Titelgewinn geführt hatte. Vilda habe eine „Schlüsselrolle beim bemerkenswerten Wachstum des Frauen-Fußballs in Spanien“ gespielt, hieß es.

Der Trainer des spanischen Frauennationalteams Jorge Vilda feiert mit seinen Spielerinnen den Fußball-WM-Titel
AP/Alessandra Tarantino
Jorge Vilda ließ sich nach dem WM-Triumph noch feiern

Spielerinnenprotest schon 2022

Vilda hatte das Amt des Frauen-Nationaltrainers seit 2015 inne. Er hatte im vorigen September erste große Probleme gehabt, als 15 Spielerinnen rebellierten und aus Protest gegen seine Arbeitsweise ihren Rücktritt aus der „Seleccion“ erklärten. Die Spielerinnen hätten sich darüber beklagt, dass nicht näher beschriebene „Vorkommnisse“ ihren „emotionalen Zustand“ und ihre Gesundheit „in wichtiger Form“ beeinträchtigten. Der Verband hielt damals zum Trainer. Die Spielerinnen müssten ihren Fehler zugeben und sich entschuldigen, wenn sie wieder nominiert werden wollten.

Unterstützung von Rubiales sorgt für Empörung

Für große Empörung sorgten Vilda und Herren-Nationaltrainer Luis de la Fuente dann Ende August, als sie dem inzwischen im Zuge des Kussskandals von der FIFA suspendierten Verbandsboss Luis Rubiales auf einer RFEF-Versammlung nach dessen Verteidigungsrede Beifall spendeten. Später hatten sie sich den Kritikern angeschlossen. Neben vielen anderen forderten daraufhin auch Ministerinnen der linken Regierung in Madrid die Absetzung der beiden.

Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Hermoso auf den Mund geküsst. Er beteuert, der Kuss sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso hatte nach dem Vorfall aber erklärt, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“.

Die FIFA hat Rubiales für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der 46 Jahre alte Funktionär weigert sich aber weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab.