Italienischer Trainer Luciano Spalletti
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EM-Qualifikation

Brisantes Debüt für Italiens Spalletti

Luciano Spalletti soll Italiens stolze Fußballnationalelf wieder an die Weltspitze führen. Der Neo-Teamchef des Europameisters schwärmte vor seinem Debüt von der „Ehre“, das azurblaue Trikot zu tragen, mit dem er „Geschichte schreiben“ wolle. Doch schöne Worte helfen nicht: Nach dem chaotischen Abgang von Roberto Mancini muss Spalletti in der EM-Qualifikation sofort liefern – sonst droht nach zwei verpassten WM-Turnieren das nächste Zittern.

Dass es am Samstag (20.45 Uhr) auswärts gegen Nordmazedonien geht, just jenen vermeintlichen Fußballzwerg, der den Italienern 2022 im WM-Quali-Play-off das Ticket für Katar vermieste, sorgt für zusätzliche Brisanz bei Spallettis Debüt. Ein Sieg in Nordmazedonien wäre für Italien nach drei Punkten aus zwei Spielen in der Quali „fundamental wichtig“, wie der 64-Jährige sagte. Auch um die Dämonen der Vergangenheit zu besiegen.

Das 0:1 gegen die Südosteuropäer im Play-off zur WM 2022 markierte den Tiefpunkt der Ära Mancini. Voller Schrecken erinnern Italiens Zeitungen an den „Albtraum von Palermo“. Nach der Reise nach Skopje geht es für den Europameister drei Tage später daheim gegen die Ukraine. Die Osteuropäer sind am Samstag im polnischen Wroclaw (Breslau) gegen England im Einsatz. Die Briten führen die Tabelle der Gruppe mit vier Siegen aus vier Spielen vor den Ukrainern an.

Worten sollen Taten folgen

Bevor Spalletti seine Nationalspieler in dieser Woche erstmals versammelte, erzählte er eine Geschichte aus seiner Kindheit, konkret vom „Jahrhundertspiel“ Italiens gegen Deutschland im WM-Halbfinale 1970. Nach dem 4:3 Italiens nach Verlängerung bat der damals Elfjährige seine Mutter, ihm eine italienische Flagge zu nähen, „so groß wie möglich“, um den Sieg zu feiern. Diese Flagge wolle er nun mitnehmen, wenn er erstmals auf der italienischen Bank Platz nimmt, um auch die Kinder von heute träumen zu lassen.

Italienischer Trainer Luciano Spalletti zwischen Spielern während eines Trainings
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Spalletti packt seine Teamspieler bei der Ehre

„Das hier ist kein gewöhnliches Trikot“, stellte er klar. Das blaue Leibchen müsse wie eine zweite Haut sein. Das kann als Seitenhieb verstanden werden auf seinen Vorgänger Mancini, der das Team im August völlig überraschend verließ, um die Auswahl Saudi-Arabiens zu übernehmen. Für die Italiener ist der Europameister-Coach von 2021 zum geldgierigen Verräter geworden. „Dieses neue Italien verdient besondere Zuneigung, weil es in einer Sommernacht ohne Skrupel abserviert wurde wie ein Hund an der Autobahn“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ voller Bitterkeit.

Spalletti soll Mancini vergessen machen

Nun soll es Spalletti richten, der in der vorigen Saison die SSC Napoli zum ersten Meistertitel seit drei Jahrzehnten geführt hatte und danach eigentlich ein Jahr Pause machen wollte. Dem Ruf des Verbandes konnte er aber dann nicht widerstehen. „Vielleicht bin ich nicht der bestmögliche Trainer für die Nationalmannschaft“, kokettierte er und versprach zugleich: „Aber ich werde ganz sicher der bestmögliche Spalletti sein.“