EM-Qualifikation

ÖFB-Team feiert Schlüsselsieg in Schweden

Österreichs Nationalteam darf für die EM 2024 in Deutschland planen: Die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick hat am Dienstag in Schweden nach einer starken zweiten Hälfte einen 3:1-Sieg gefeiert und die Tür zur Endrunde weit geöffnet. Denn drei Runden vor Ende der Qualifikation haben die Österreicher sieben Zähler Vorsprung auf die Schweden. Die Tore erzielten Michael Gregoritsch (53.) und Marko Arnautovic (56., 69./Elfmeter), der mit seinen Nationalteamtreffern 35 und 36 Hans Krankl hinter sich ließ und nun alleiniger Zweiter ist.

In den ersten 45 Minuten verzeichneten die Schweden vor 43.228 Zuschauern in der Friends Arena in Solna mehr Abschlüsse, wenngleich die meisten für keine echte Gefahr sorgten – nur einmal verpasste Alexander Isak die Führung an der zweiten Stange knapp (32.). Österreich selbst war vor der Pause offensiv insgesamt zu harmlos.

Nach Seitenwechsel änderte sich das schlagartig, auch weil die Abstimmung im gesamten Offensivspiel besser war. Gregoritsch gelang nach einer Flanke von Stefan Posch per Kopf das 1:0 (53.), drei Minuten später nützte Arnautovic den Raum und bezwang Goalie Robin Olsen durch die Beine – nur noch Rekordtorschütze Toni Polster ist mit 44 Treffern vor dem Rekordteamspieler in der ÖFB-Torjägerliste.

Arnautovic erhöht auf 2:0 (56. Minute)

Nach einem schnellen Gegenstoß über rechts bringt Laimer den Ball gut zur Mitte, die Schweden bringen den nicht weg, und Arnautovic wuchtet das Leder ins Netz.

Nach einem Elfmeterfoul von Isak Hien an Mwene erhöhte Arnautovic auf 3:0 (69.), Schweden betrieb nur noch Ergebniskosmetik durch „Joker“ Emil Holm (91.). Weiter geht es im Oktober mit dem Heimspiel gegen den punktegleichgen Gruppe-F-Leader Belgien (5:0 gegen Estland) am 13. Oktober, wo das EM-Ticket fixiert werden kann, und drei Tage später in Aserbaidschan. Im November wartet noch Estland: Zwei Punkte aus drei Spielen, und Österreich ist fix in Deutschland, denn die ersten beiden Teams in einer Gruppe lösen das EM-Ticket.

Wieder ein Schlüsselspiel in Solna

Wie schon 2013 und 2015 gastierte Österreich wieder in der Friends Arena in Solna, einem Vorort nördlich der Hauptstadt Stockholm. Die Erinnerungen waren für Marko Arnautovic und David Alaba, die bei beiden Partien dabei waren, zwiespältig. 2013 platzte der WM-Traum mit einem 1:2, bei dem Arnautovic die Rote Karte sah, 2015 holte man dann mit einem fulminanten 4:1 das Ticket für die EM-Endrunde 2016.

Die Spieler bei der Hymne im vollen Stadion in Solna
ORF/Bernhard Kastler
Österreich gastierte zum dritten Mal in der Friends Arena, rund 1.000 Fans (links) waren mit dabei

Für Schweden ging es nach der 0:2-Niederlage in Wien schon fast um alles, das wusste auch Teamchef Janne Andersson, der vorab klipp und klar sagte: „Wir müssen besser spielen als in Wien, und wir müssen diese Partie gewinnen.“ Nach dem 5:0 in Estland glaubten auch die Fans noch einmal dran und strömten zahlreich in die Arena. Der Stadion-DJ drehte zudem so laut auf, dass es fast das verschließbare Dach (Schalke lässt grüßen) aushob – bei 19 Grad war dieses ohnehin offen. Davor stimmten sich die Fanlager im Stadiondorf friedlich auf die Partie ein, für die einen gab es dabei ABBA, für die anderen DJ Ötzi.

Mit Mwene in der Startelf

Rangnick hatte vor dem Schlüsselspiel ein „Luxusproblem“, wie er es nannte. Praktisch alle Spieler waren fit, und der Deutsche, der am Montag im ORF einem möglichen Angebot aus seiner Heimat eine Absage erteilte, konnte aus dem Vollen schöpfen. Die Startelf bot am Ende eine Überraschung, Philipp Mwene bekam den Vorzug gegenüber Maximilian Wöber auf der linken Abwehrseite. Gegen Moldawien hatte der Mainz-Legionär wegen Patellasehnenproblemen gefehlt.

Arnautovic, bei Inter Mailand bisher immer „Joker“, durfte beginnen. Den „Schweden-Bezwinger“ von Wien, Christoph Baumgartner, behielt sich Rangnick wie Patrick Wimmer in der Hinterhand. „Wir können stark nachlegen in der zweiten Hälfte.“ Andersson setzte voll auf seine Offensivkraft um Emil Forsberg (RB Leipzig), Viktor Gyökeres (Sporting Lissabon), Dejan Kulusevski (Tottenham) und Alexander Isak (Newcastle).

Österreich hält vorerst die Null

Nach einer Gedenkminute für die Opfer der Naturkatastrophen in Marokko und Libyen gab Stefan Posch den ersten Abschluss ab (2.), danach spielten sich aber vor allem die Schweden wie erwartet in einen kleinen Offensivrausch, den Österreich aber auch in Griff hatte. Die „Blagult“ kamen immer wieder gefährlich, vor allem über die Seiten, aber im Zentrum konnte Österreich dann entweder klären, oder Goalie Alexander Schlager war bei den Abschlüssen zur Stelle.

Riesenchance für Isak (32. Minute)

Isak rutscht zum Glück für die Österreicher um wenige Zentimeter am Ball vorbei.

So klärte der Salzburg-Goalie, seit dieser Zusammenkunft die offizielle Nummer eins in Rot-Weiß-Rot, gegen Viktor Gyökeres (5.), dann gegen Isak (9., 17.) und in weiter Folge auch gegen Dejan Kulusevski, der Mwene das Leben sichtlich schwermachte (10.). Österreich konnte das Versprechen, proaktiv und selbstbewusst aufzutreten, nur bedingt halten. Die Abstimmung im Offensivspiel passte schlicht nicht. Das „Red-Bull-Mittelfeld“ harmonierte vorerst nicht mit dem Angriff.

Abschlüsse aus der Distanz waren daher die Folge, Sabitzer versuchte es mehrere Male, ein Arnautovic-Abschluss wurde abgefälscht. So waren die Schweden der Führung näher, allen voran Isak, der nach einer Kulusevski-Hereingabe an der zweiten Stange knapp am 1:0 vorbeizielte (32.), kurz vor der Pause legte Alaba unnötig einen Abschluss der Gastgeber auf, aber am Ende warfen sich genügend Österreicher in den Gyökeres-Schuss – die Gäste hielten die Null (45.).

Doppelschlag lässt Österreich jubeln

Nach der Pause ging es unverändert weiter, allerdings präsentierte sich das ÖFB-Team offensiv nun auch deutlich aufgeräumter. Die beiden Spitzen waren variabler anspielbar, und das führte auch schnell zum Erfolg. Erst scheiterte Gregoritsch noch mit einem abgefälschten Abschluss (52.), zwei Minuten später durfte er dann schon jubeln.

Nach einem Einwurf von Posch bekam dieser den Ball postwendend zurück, der Bologna-Legionär flankte in die Mitte, und Gregoritsch schraubte sich sehenswert in die Höhe. Sein erfolgreicher Kopfball, bereits sein fünftes ÖFB-Tor heuer, war zu präzise und versetzte Schweden in Schock. Es kam, wie es kommen sollte: Schweden ließ Räume zu, und Österreich nützte sie aus.

Wieder über rechts schlug Laimer eine Flanke in die Mitte, die wurde leicht abgefälscht, und Sabitzer bediente den freien Arnautovic. Der Stürmer traf mit links durch Olsens Beine und zog nun in der ÖFB-Historie an Krankl vorbei, auf Polster fehlen ihm nach diesem Spiel nur noch acht Tore. Schweden legte noch einmal alles rein, doch Österreich hielt dieser kurzen Druckphase stand. Selbst vergab man bei einer 4:2-Situation das 3:0, doch Mwene holte wenig später einen Elfmeter heraus, den Arnautovic sicher verwertete (69.).

Elfmeter zum 3:0 (69. Minute)

Nach dem Foul an Mwene übernahm Arnautovic die Verantwortung und traf durch die Beine des schwedischen Schlussmannes zum 3:0

Fans feiern bereits EM-Ticket

Während danach die ersten Schweden heimgingen, sangen sich die ÖFB-Fans die Seele aus dem Leib. Es war ein bunter Mix aus „Ohne Schweden fahren wir zur EM“, „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ bis hin zum Klassiker „Oh, wie ist das schön“. Schweden traf noch mit der letzten Aktion, aber das tat der nächsten rot-weiß-roten Party in Solna keinen Abbruch. Wie vor acht Jahren feierte man hier einen Schlüsselsieg – den nun schon 20. gegen die Skandinavier im 38. Duell.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (Österreich-Teamchef): "Fix ist es rechnerisch noch nicht, wir brauchen noch einen Sieg. Ich bin überzeugt, wir werden den auch schaffen. So, wie sich die Mannschaft präsentiert hat in diesem schweren Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir bei eigenem Ballbesitz nicht richtig auf den Platz gebracht, was wir vorhatten.

In der zweiten Halbzeit haben wir Gregerl (Gregoritsch, Anm.) auf die Zehn gestellt, das hat uns gutgetan. Wir hatten dann mehr Ballbesitz und Umschaltmomente. In der ersten Halbzeit hatten wir im Ansatz gute Möglichkeiten, aber viel zu wenig über die Außenverteidiger gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir zwei Tore über die Außenverteidiger gemacht. Wir haben es dann richtig gut gespielt."

Janne Andersson (Schweden-Teamchef): „Der Weg zur EM ist jetzt sehr lang für uns, aber wir geben nicht auf. Die erste Hälfte war von uns sehr gut, aber man muss auch Tore schießen. Dann haben die Österreicher ein billiges Tor geschossen, und es wurde schwierig. Ich werde nicht zurücktreten, habe vollen Fokus auf die nächsten Spiele.“

EM-Qualifikation, fünfter Spieltag

Dienstag:

Schweden – Österreich 1:3 (0:0)

Solna, Friends Arena, 43.228; SR Gözübüyük (NED)

Torfolge:
0:1 Gregoritsch (53.)
0:2 Arnautovic (56.)
0:3 Arnautovic (69./Elfmeter)
1:3 Holm (91.).

Schweden: Olsen – Wahlqvist (75./Holm), Hien, Lindelöf, Sema – Kulusevski, Cajuste (75./Claesson), A. Ekdal (64./Gustafson), Forsberg (64./Karlsson) – Gyökeres, Isak (83./Quaison)

Österreich: A. Schlager – Posch, Lienhart, Alaba, Mwene (72./Wöber) – Laimer (87./Seidl), X. Schlager (87./Grillitsch), Seiwald, Sabitzer – Gregoritsch (84./Onisiwo), Arnautovic (72./Wimmer)

Gelbe Karte: Mwene