ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und ÖOC-Präsident Karl Stoss
GEPA/Christian Walgram
Chronik

ÖOC-Spitzen wegen Untreue angezeigt

Die Führung des Österreichischen Olympischen Comites (OÖC) sieht sich mit einer Strafanzeige konfrontiert: Gegen Generalsekretär Peter Mennel besteht der Verdacht auf schwere Untreue, gegen das Präsidium der Vorwurf der Beihilfe dazu. Die Anzeige liegt dem ORF sowie dem „Standard“ vor.

ORF und „Standard“ erhielten auf Anfrage an ÖOC-Präsident Karl Stoss vorerst keine Stellungnahmen. Stoss steht dem Präsidium vor, dem außerdem auch die Vizepräsidenten Peter Schröcksnadel (Skisport), Otto Flum (Radsport) und Elisabeth Max-Theurer (Pferdesport) angehören. Mennel ließ auf ORF-Anfrage über seinen Anwalt wissen, er kenne die Sachverhaltsstellung nicht und weise alle Vorwürfe zurück. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Anzeige wurde bei der Staatsanwaltschaft Wien von Rechtsanwalt Volkert Sackmann stellvertretend für „ordentliche Mitglieder des ÖOC“, also Sportverbände mit Sitz in der ÖOC-Hauptversammlung, eingebracht. Sie sehen sich durch Mennel und das Präsidium „geschädigt“.

Anzeigen gegen ÖOC eingebracht

Es liegt eine Strafanzeige gegen die Führungsriege des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) vor. Es geht um eine Crowdfunding-Plattform, an der das ÖOC beteiligt war. Verluste der Plattform sollen, so der Verdacht, durch Vermögen des ÖOC abgedeckt worden sein.

Verluste von „I believe in you“ abgedeckt?

Im Zentrum der Causa steht die vor mehr als acht Jahren gegründete Crowdfunding-Plattform „I believe in you“ (IBIY). Über diese Plattform können Sportlerinnen und Sportler sowie Vereine Pläne oder Anschaffungen bewerben und um Spenden bitten. Wird das Crowdfunding-Ziel erreicht, behält die IBIY-GmbH zwölf Prozent der erzielten Summe als Administrations- und Transaktionsgebühr ein. IBIY aber schrieb über die Jahre Bilanzverluste. Die OÖC-Spitze wird nun verdächtigt, diese Verluste mit Vereinsvermögen des Comites abgedeckt zu haben.

Präsentation des Crowdfunding „I Believe in you“ 2015 mit Anton Schutti (Sporthilfe), ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel, ÖOC-Präsident Karl Stoss und Gründer Mike Kurt
GEPA/Mario Kneisl
2015 präsentierten Peter Mennel und Karl Stoss (Mitte) gemeinsam mit Anton Schutti (Sporthilfe, links) und Gründer Mike Kurt (rechts) die Crowdfunding-Plattform „I believe in you“

Kolportierter Schaden beträgt 416.000 Euro

Laut Anzeige ist der 68-jährige Mennel „verdächtig, wissentlich seine Befugnis missbraucht zu haben, über das Vermögen des ÖOC zu verfügen.“ Er habe den ordentlichen ÖOC-Mitgliedern „einen Vermögensschaden in der Höhe von 416.000 Euro zugefügt, indem er Verluste der I believe in you Österreich GmbH (IBIY) mit Vereinsvermögen des ÖOC abdeckte.“

Das ÖOC-Präsidium wiederum habe zu „diesen strafbaren Taten des Dr. Mennel beigetragen, indem es dieser Vorgangsweise zustimmte, obwohl die Mitglieder des Präsidiums wussten, dass für eine solche Entscheidung das Gremium der Hauptversammlung zuständig ist.“

Das OÖC habe demnach die Verluste der IBIY vollständig übernommen, obwohl es bis vor Kurzem insgesamt drei Gesellschafter gab – neben dem OÖC handelte es sich um die Schweizer IBIY-Gesellschaft und die Sporthilfe – anstatt nur ein Drittel zu übernehmen.

Verflochtene Strukturen

Laut Protokoll der letzten Hauptversammlung, das dem ORF und dem „Standard“ vorliegt, betonte Mennel vor den Mitgliedern, durch die IBIY seien 1,8 oder 1,9 Millionen Euro „in den österreichischen Sport geflossen. Die Gesellschaft selbst aber blieb defizitär.“ Mennel wollte daher die IBIY mit einer weiteren Gesellschaft mit Namen Olympic Austria GmbH, eine 100-prozentige ÖOC-Tochter, verschmelzen.

Die Olympic Austria erwirtschaftet Gewinne, da sie u. a. von der Wirtschaftskammer und von Sponsorinnen und Sponsoren finanziert wird. Mennel ist neben seinen Funktionen im OÖC auch Geschäftsführer der IBIY sowie Mitglied im Vorstand der Sporthilfe. Stoss ist auch erster Vizepräsident der Sporthilfe-Präsidentin Susanne Riess-Hahn.

In der Anzeige wird es als „fraglich“ angesehen, ob eine Rettung der IBIY überhaupt notwendig war: „Diese Entscheidung wurde aber den ordentlichen Mitgliedern des ÖOC insofern abgenommen, als man sie hierzu gar nicht erst befragt hat.“

ÖOC kommt nicht aus Schlagzeilen

Das ÖOC war zuletzt durch die Wahl eines neuen Vorstands in den Schlagzeilen. Diese ist nun für 22. September bei der nächsten Hauptversammlung angesetzt. Angeführt wird die Liste von Stoss. Als weitere Präsidiumsmitglieder sind neben Max-Theurer auch Markus Prock (Rodeln) und Sonja Spendelhofer (Leichtathletik) vorgeschlagen. Der davor eingebrachte Wahlvorschlag wurde am 3. Juli abgelehnt.