Tennisspieler Dennis Novak und Teamchef Juergen Melzer
GEPA/Walter Luger
Davis-Cup

Österreich muss sich neue Ziele setzen

1:3 als Außenseiter in Rijeka gegen Kroatien, nun 1:3 als Favorit in Schwechat gegen Portugal: Nach zwei Niederlagen muss Österreichs Davis-Cup-Team den Traum vom zweiten Finalturnier nach 2021 begraben. In einem neuen Format geht es nun stattdessen Anfang Februar im Play-off gegen den Abstieg aus Weltgruppe I. Die Auslosung folgt am Mittwoch in London.

Der Länderkampf gegen Portugal ging einerseits verloren, weil die Gäste eine starke Leistung boten, andererseits auch u. a. wegen eines vergebenen Matchballs von Sebastian Ofner am Freitag gegen Joao Sousa. Hätte Ofner den einen Punkt mehr gemacht, wäre einiges anders gekommen.

Österreich wäre mit einem 1:1 in den zweiten Tag gestartet und – vielleicht noch wesentlicher – Ofner hätte sich nicht später im Match eine Rückenblessur zugezogen. Diese verhinderte das Antreten der heimischen Nummer eins am Samstag gegen Nuno Borges. Ersatzmann Dennis Novak war beim 3:6 2:6 chancenlos, so blieb der Sieg des Doppels Alexander Erler/Lucas Miedler wie auch schon in Rijeka der Ehrenpunkt.

„Auslosung abwarten, schauen, was kommt“

„Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir hätten am ersten Tag durchaus beide Matches gewinnen können. Es war ein enger Tag mit katastrophalem Ausgang“, fasste Kapitän Jürgen Melzer zusammen. Nun gilt es, den Abstieg aus der Weltgruppe I zu verhindern.

Teamchef Jürgen Melzer
APA/Eva Manhart
Auch Jürgen Melzer hat sich den Länderkampf anders vorgestellt

Vom Leistungsvermögen her gehört das ÖTTV-Team nicht in eine Klasse darunter. „Ich sehe uns auch nicht außerhalb, aber wenn du 1:3 zu Hause gegen Portugal verlierst, musst du dort spielen“, bezog sich Melzer auf das Play-off. Man werde alles daransetzen, das nächste Match zu gewinnen. „Auslosung abwarten, schauen, was kommt. Aber selbst dort gibt es das eine oder andere Los, das unangenehm sein kann“, so Melzer.

Davis-Cup-Format wackelt

Doch selbst wenn der Sieg im Februar gegen wen und wo auch immer gelingt: Ob es das aktuelle Davis-Cup-Format über das Jahr 2024 überhaupt gibt, ist ungewiss. Nach dem nach fünf Jahren geplatzten Langzeitdeal mit der Investmentgruppe Kosmos stehen die Zeichen auf Neuerung.

David Haggerty (ITF)
GEPA/Matic Klansek
David Haggerty lenkte zuletzt die Geschicke des Verbandes

Die wichtigste Vorentscheidung, wie es mit dem Traditionsbewerb weitergeht, fällt am kommenden Sonntag, wenn in Cancun der ITF-Präsident gewählt wird. Zur Wahl stehen der US-Amerikaner David Haggerty, der seit acht Jahren im Amt ist und der auch den Kosmos-Deal eingefädelt hat, und der deutsche Verbandspräsident Dietloff von Arnim. „Der alte oder neue Präsident sollte sich dann ganz gut überlegen, wie er das Format macht. Wenn es der bleibt, der es jetzt ist, hat er was gutzumachen, der neue könnte neuen Wind reinbringen“, sagte Melzer.

Ohne Heimteam keine Fans

Er spielte damit unter anderem auch auf ein Video an, dass Stan Wawrinka diese Woche vom Duell Schweiz gegen Frankreich am Gruppenschauplatz Manchester gepostet hatte. Auf diesem war die gähnende Leere im Stadion zu sehen. Der fehlende Heim- und Auswärtsmodus sorgt für wenige Zuschauer, außer der Gastgeber der Gruppe hat auch ein Team am Start.

„Wenn die Schweiz gegen Frankreich spielt, dann spielst du Minimum vor 7.000 Leuten. Dieses Format funktioniert nur dann, wenn ein Home-Team spielt. Ich hoffe, dass eine bessere Lösung gefunden wird“, hat Melzer dazu eine klare Meinung.

ÖTV mit klarer Präferenz

ÖTV-Präsident Martin Ohneberg sagte, dass man Dietloff unterstützen will. „Wenn wir die Möglichkeit haben, ein Nachbarland in der Präsidentschaft zu unterstützen, dann tun wir das. So oft gibt es die Möglichkeit nicht, wir Europäer müssen zusammenhalten“, sagte der Vorarlberger und fügte hinzu: „Unsere Richtung ist eine klare. Insgesamt muss man schauen, dass man mehr Professionalität in die ITF reinkriegt.“

Auch zum aufgelösten Vertrag mit Kosmos sei noch „einiges offen“. Ob rund um die versprochenen hohen Summen etwas schiefgelaufen ist, weiß Ohneberg nicht. „Ich könnte nicht sagen, dass Gelder veruntreut wurden, da bin ich auch zu weit entfernt. Das Ganze endet vorm Schiedsverfahren. Das geht wiederum zulasten des Sports und hilft dem Tennis überhaupt nicht.“