Salzburg-Trainer Gerhard Struber und Sportdirektor Bernhard Seonbuchner
FC Red Bull Salzburg/Jasmin Walter
Champions League

Salzburg eifert Vorbild Benfica nach

Bernhard Seonbuchner ist der neue starke Mann bei Fußballserienmeister Red Bull Salzburg. Das 40-jährige „Eigengewächs“ sieht als Nachfolger des so erfolgreichen Sportdirektors Christoph Freund keinen Grund, vom eingeschlagenen Weg abzuweichen und blickt seinem „Champions-League-Debüt“ gegen Benfica Lissabon am Mittwoch (21.00 Uhr) mit Freude entgegen. In Sachen Transfers eifern Seonbuchner und Salzburg den Portugiesen auch nach.

Für den Bayern, der seit seiner Ankunft in Salzburg 2008 diverse Nachwuchsteams als Ko- wie als Cheftrainer betreute und zuletzt als Akademieleiter fungierte, ist die Benfica-Partie eine Art Wiedersehen. Zweimal standen die „Jungbullen“ im Youth-League-Finale den „Jungadlern“ gegenüber, 2017 klappte es mit dem Titel, 2022 nicht.

„Sie schauen sehr interessiert auf unseren Club und sagen: ‚Hey, die machen gute Arbeit.‘ Da ist auf Höhe der Jugendabteilung eine gegenseitige Wertschätzung da“, erinnerte sich Seonbuchner.

Benfica als Europas Transferkaiser

Benfica ist auch in anderer Hinsicht ein Referenzpunkt für den Nachfolger des so erfolgreichen Freund. Laut einer Auswertung des Internationalen Zentrums für Sportstudien (CIES) ist Portugals Rekordmeister jener Club, der in den vergangenen zehn Jahren mit 764 Mio. Euro weltweit den höchsten positiven Transfersaldo aufwies.

Joao Felix (FC Barcelona)
Reuters/Albert Gea
Joao Felix, mittlerweile beim FC Barcelona, brachte Benfica die Rekordablöse von 127,20 Millionen Euro ein

Auf diese Summe fehlt Salzburg zwar einiges, mit 422 Mio. Euro ist der heimische Krösus aber die Nummer drei in dieser Wertung, nur knapp hinter Ajax Amsterdam (434 Mio.). „Benfica hat eine ähnliche Struktur wie wir. Bei der Youth-League-Mannschaft gibt es auch Spieler, die schon im Erwachsenenfußball in der zweithöchsten Liga spielen. Es ist ein Verein, der für eine klare Ausbildungsidee steht“, so Seonbuchner.

„Bezüglich dieser Ausbildungsidee unterscheiden wir uns dann aber ein Stück weit. Bei Benfica steht der Ballbesitz mehr im Mittelpunkt, auch die individuelle Ausbildung mit dem Ball wird ein bisschen anders gesehen. Wir in Salzburg stehen für Intensität, hohe Balleroberungen und schnellen Umschaltfußball mit viel Vertikalität und dem direkten Weg zum Tor. Unter Roger Schmidt hat Benfica eine neue Note.“

„Fußball-Österreich darf größer denken“

Ob Transfergewinne in Benfica-Sphären für Salzburg möglich sind, wollte Seonbuchner nicht prophezeien. „Es ist schwierig zu sagen, dass wir noch höhere Transfersummen erlösen wollen“, so Seonbuchner. Der Trend zeigt nach oben. „Die Transfererlöse sind ein Qualitätsmerkmal für den Club, das Land und die Liga. Wenn man zurückschaut, war die damalige Vision von Ralf Rangnick, Spieler in zweistelliger Millionenhöhe zu verkaufen, unrealistisch, um es vorsichtig zu formulieren. Jetzt ist es schon fast nicht mehr anders vorstellbar.“

Sportdirektor Bernhard Seonbuchner (Salzburg) und der Sportdirektor von Sturm, Andreas Schicker
GEPA/Hans Oberlaender
Seonbuchner im Gespräch mit Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker

Angesichts des Rufs, den sich der Verein als Karrieresprungbrett erworben hat, scheint eine weitere Steigerung nicht unrealistisch „Fußball-Österreich darf sich ruhig zutrauen, größer zu denken. Wir sind mit positivem Beispiel vorangegangen und werden nicht aufhören, da weiterzuarbeiten“, kündigte Seonbuchner an.

So groß das Gedränge um diese Toptalente auch sei, der Sportdirektor sieht seinen Club in den „Nischen“ weiterhin als chancenreich. „Es gibt einen gewissen Bereich an Talenten, bei denen ich überzeugt bin, dass wir mit den Big Playern mithalten können.“ Nicht zuletzt, weil man anhand zahlreicher Beispiele belegen könne, dass das „nicht nur Gerede ist, sondern dass wir die Jungs auch dabei begleiten, ihre Visionen umzusetzen. Wir sind ein Club, der jungen Spielern entsprechendes Vertrauen gibt. Das ist wichtig für deren Entwicklung.“

„Eigengewächs“ will Erfahrung ausspielen

Sein Werdegang dürfte in dieser Hinsicht jedenfalls kein Nachteil sein. „Ich kenne den Verein noch länger als Christoph Freund Sportdirektor war. Ich war vom ersten Tag der Akademie an da, habe auch Ralf (Rangnick) dort ‚willkommen geheißen‘. Ich habe die Entwicklung und das Wachstum ständig mitbekommen. Deswegen gibt es auf der Sportdirektor-Position viel Club-Know-how, um den Weg in der bisherigen Konsequenz weiterzugehen.“ Seine Aufgabe sieht er nicht zuletzt darin, „noch an ein paar Stellschrauben zu drehen“.

Die Karrierepfade seien auch innerhalb des Clubs verschiedene. Neben den eigenen Spielern, die aus der Akademie kommen, wie Luka Sucic, Samson Baidoo, Dijon Kameri, Amar Dedic und Lukas Wallner, gebe es jene, „die wir im Laufe der Jahre auf den unterschiedlichsten Levels dazuholen. Das kann ein 16-jähriges, ein 18-jähriges Toptalent, aber auch einer wie Mads Bidstrup sein, der sofort beim Team andockt.“

Die Entwicklung im eigenen Haus soll aber auch im Bereich der Betreuerstäbe das Mittel der Wahl bleiben. „Dass man es schafft, auch bei Mitarbeitern auf verschiedenen Ebenen die nächste Generation zu uns zu bekommen, ist ein ganz wichtiger Faktor. Gerhard Struber, Marco Rose oder Matthias Jaissle haben in der Red Bull Akademie bzw. beim FC Liefering gearbeitet. Auch sie wurden hochgezogen und haben beim FC Red Bull Salzburg ihre Chance bekommen.“ Dahinter stecke viel Arbeit. „Es herrscht immer viel Aufwand im Hintergrund, dass es so ausschaut, als sei es ein Selbstläufer. Für uns ist es eine Verpflichtung und Herausforderung, das Level zu halten.“