Ryan Gravenberch und Dominik Szoboszlai
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Europa League

„Liverpool 2.0“ reist mit Rückenwind an

Drei Jahre nach den der Coronavirus-Pandemie zum Opfer gefallenen Fußballfesten gegen Manchester United und Tottenham darf sich der LASK wieder auf höchsten Besuch aus England freuen. Mit Liverpool um Startrainer Jürgen Klopp betritt am Donnerstag (18.45 Uhr) eines der großen Aushängeschilder der Premier League in Linz die Europa-League-Bühne. In der vergangenen Saison den eigenen Ansprüchen hinterherhechelnd, präsentieren sich die „Reds“ aktuell in guter Form, auch aufgrund einer neu formierten Mannschaft.

Daher stand Klopp auch nicht als deutscher Teamchef zur Verfügung. „Wir bauen hier gerade an Liverpool 2.0. Wir wollen noch mal richtig angreifen und nicht nur gucken, wie lange geht’s noch? Ich bin Liverpool zu Loyalität verpflichtet. Mein Herz ist hier in Liverpool. Man kann die acht Jahre ja nicht einfach rausschneiden“, betonte Klopp.

„Ich habe hier einen Vertrag (bis 2026, Anm.) unterschrieben und wurde dabei, soweit ich mich erinnern kann, nicht unter Drogen gesetzt oder gefesselt und musste mit dem Mund unterschreiben. Das war eine freie Entscheidung. Und deshalb passt das nicht.“ Der Auftakt in die neue Saison ist dem neu formierten „Reds“-Team gelungen.

LASK bereit für Liverpool

Zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase trifft der LASK am Donnerstag auf den FC Liverpool. Obwohl die Engländer eine große Hürde für die Oberösterreicher sind, gehen sie optimistisch in die Partie.

Nach dem 1:1 bei Chelsea zum Auftakt reihen sich in der Premier League aktuell vier Siege in Folge aneinander. Am Wochenende wurde der Kalajdzic-Club Wolverhampton Wanderers dank später Tore mit 3:1 geschlagen. Zum schon dritten Mal in der noch jungen Saison gelang der Klopp-Elf nach einem Rückstand noch die Wende zum Sieg. „In der ersten Halbzeit (0:1, Anm.) habe ich mir ein paarmal gedacht: Was zur Hölle?“, sagte Klopp über die Leistung seiner Elf vor der Pause. „Das Gute war, dass ich wusste: Es kann nicht schlechter werden.“

Jürgen Klopp
Reuters/Matthew Childs
„Wir bauen hier gerade an Liverpool 2.0“, erklärte Klopp vor dem Gastspiel in Linz

Der Deutsche darf zufrieden auf die Tabelle blicken. 16 Ligaspiele ist sein Team bereits unbesiegt. Dabei war die Kritik an dem seit acht Jahren an der Merseyside arbeitenden Coach in der vergangenen Saison lauter geworden. Im Herbst 2022 blieb Liverpool unter den Erwartungen. Im Frühjahr setzte die Mannschaft zur Aufholjagd an, am Ende schaute dennoch nur Platz fünf in der Abschlusstabelle heraus. Der 19-fache englische Meister (zuletzt 2020 nach 30 Jahren Pause) verpasste die Champions League – erstmals seit der Saison 2015/16.

170 Millionen Euro investiert

Auf dem Transfermarkt kaufte der Club für kolportierte 170 Millionen Euro ein. Für den ehemaligen Salzburger Dominik Szoboszlai wurden 70 Mio. an RB Leipzig überwiesen. Auch der argentinische Weltmeister Alexis Mac Allister (42 Mio.) verstärkte das Mittelfeld. Für Einnahmen sorgten dabei die Großeinkäufer aus Saudi-Arabien. Fabinho und Spielführer Jordan Henderson erklärten ihre Abschiede aus Anfield.

Alexis Mac Allister
Reuters/David Klein
Weltmeister Mac Allister kam im Sommer von Brighton nach Liverpool

Neuer Kapitän der „Reds“ ist nun Virgil van Dijk. Auch der Niederländer bekam im Vorjahr einiges zu hören. Die Souveränität vergangener Jahre hat der 32-Jährige nicht mehr. „Wir befinden uns bei Liverpool in einer Art Übergangsphase. Deshalb ist es schön, dass der Trainer mich weiter als Teil des neuen Teams sieht, als Liverpool 2.0 sozusagen“, meinte Van Dijk zuletzt im niederländischen Teamcamp. Gegen Wolverhampton fehlte der Innenverteidiger aufgrund einer Sperre.

Salah als Überbleibsel des „magischen Dreiecks“

Im Angriff ist Mohammed Salah das letzte Überbleibsel des einstigen „magischen Dreiecks“ mit Sadio Mane und Roberto Firmino. Der Ägypter sollte auch nach Saudi-Arabien gelotst werden, 250 Millionen Euro soll al-Ittihad für den Ägypter geboten haben, der Wechsel wurde aber nicht konkret. Darauf angesprochen, dass Salah vielleicht im Jänner gehen könnte, reagierte Klopp vor einigen Tagen verstimmt. „Willst du mich auf den Arm nehmen? Kannst du nicht bis Dezember warten, mich das zu fragen?“, herrschte er einen Journalisten an.

Mohamed Salah
AP/Rui Vieira
Superstar Salah trägt noch das Trikot der „Reds“, im Sommer lockten saudische Millionen

Salah machte auch Red Bull Salzburg das Leben schwer. 4:3 und 2:0 siegte Liverpool beim jüngsten Aufeinandertreffen mit einem Bundesligisten in der Champions-League-Gruppenphase im Herbst 2019. In acht Duellen mit österreichischen Clubs insgesamt sind sechs Siege und eine Niederlage verbucht: Der GAK siegte 1:0 in Liverpool am 24. August 2004. Die Austria holte einst 1985 im Meistercup-Viertelfinale ein Remis (1:1), das Rückspiel ging dann mit 1:4 verloren.

Aller guten Dinge sind drei für LASK

Für den LASK ist es der dritte Vergleich mit einem Premier-League-Club, aber der erste mit Fans. Im März 2020 war für das Duell mit Manchester United alles angerichtet. Statt im mit 14.000 Besuchern ausverkauften Stadion ging das Achtelfinal-Hinspiel der Europa League wegen des um sich greifenden Coronavirus als Geisterspiel (0:5) über die Bühne. Neun Monate später war Tottenham Gruppengegner in der Europa League. Auch diese Partie musste vor leeren Kulissen gespielt werden, die Linzer holten gegen die Mannschaft des damaligen Trainers Jose Mourinho ein beachtliches 3:3.

Mit Peter Michorl, Rene Renner, Husein Balic, Thomas Goiginger, Philipp Wiesinger und Andres Andrade steht ein Sextett von damals auch heuer noch im LASK-Kader. Am Donnerstag werden davon nur Renner und Andrade in der Startelf erwartet. Michorl und Balic wurden degradiert und spielen derzeit nur bei den Amateuren in der Regionalliga. Wiesinger ist schon länger verletzt, Goiginger kommt über die Rolle als Wechselspieler nicht hinaus.

Idrizaj einst bei beiden Clubs unter Vertrag

Im roten Trikot – am Donnerstag spielt Liverpool übrigens in Lila – lief bisher nur eine Österreicherin ein: ÖFB-Teamspielerin Marie-Therese Höbinger (22) spielt seit Sommer für Liverpool. Alexander Manninger unterschrieb 2016/17 im Spätherbst seiner Karriere beim Club, dreimal schaffte er es als Nummer drei der Torhüterhierarchie immerhin auf die Bank. Bei Liverpool unter Vertrag stand auch Besian Idrizaj, der als 17-jähriges Talent 2005 vom LASK aus auf die Insel wechselte.

Der von gesundheitlichen Problemen geplagte Stürmer wurde in den drei Jahren mehrmals verliehen, bei einem Probetraining beim LASK brach er im November 2008 auf dem Rasen zusammen. Daraufhin wurde eine Herzschwäche diagnostiziert, mit nur 22 Jahren verstarb Idrizaj im Mai 2010 nach einem Herzinfarkt.